Der Hartgrubenweg wird eine wichtige Rolle als Zufahrt zum neuen Baugebiet spielen. Foto: Morlok

Die Anwohner sind dagegen. Das Rathaus, der OB. Der Nabu überlegt eine Klage. Auch die Grünen (OGL) sind gespalten. Trotzdem hat der Gemeinderat mehrheitlich das "Zoff"-Baugebiet Brühl Süd in Bildechingen beschlossen.

Horb - Gut 30 Bildechinger stehen vor der Gutermann-Halle. Zeigen Plakate wie "Schützt das Brühl" oder "Warum ersetzen, was wir schon haben?" Ein kleines Kind hält sich die Mütze vors Gesicht. Sieht aus wie: "Ich könnte mich übergeben". Oder: "Ich könnte heulen!"

Es geht um das Neubaugebiet Brühl-Süd. Soll gegenüber vom Renault-Händler Uhl entstehen – mit bis zu 30 Bauplätzen. Ein Ewig-Plan. Das Problem: Streuobstwiesen, Zoff unter den Grundstückseigentümern über den Preis, Anwohner haben schon Eidechsen, Hermelin und andere geschützte Tiere entdeckt.

Stadtplaner Klein: „Komische Lücken“

Horb Stadtplaner Peter Klein hat Bauchschmerzen. Sagt: "Wir brauchen einen Ausgleich der Streuobst-Wiesen außerhalb. Manche Flächen stehen nicht mehr zur Verfügung. Es ist unklar, ob sich das ändert. Das könnte dazu führen, dass komische Lücken entstehen." Klartext: Die Erschließung könnte sehr teuer werden – und damit auch der spätere Verkaufspreis.

Die Alternative für ein Neubaugebiet in Bildechingen heißt "Gries IV". Ist auf der anderen Seite der Bundesstraße, Richtung Haugenstein.

Bildechingens Ortsvorsteher Rüdiger Holderried: "Wir sehen das Brühl als Chance, den Ortskern zu stärken. Mein Wunsch ist, dass der Brühl sein Gesicht behält."

Neues Baugebiet: Grüne Sauter dafür, Rest-OGL lehnt ab

Ur-Grüne Kristina Sauter (Offene Grüne Liste, OGL, wohnt in Bildechingen): "Seit knapp 20 Jahr ist der Brühl das bevorzugte Baugebiet aller Ortschaftsräte. Schule und Kindergarten sind fußläufig zu erreichen. Durch die neue Gesetzgebung ist gewährleistet, dass der Baumbestand der Streuobstweise versetzt werden muss. Der Baumbestand kann also nach Westen ausgeweitet werden. Das würde dazu führen, dass der Brühl sehr schön und naturnah wird. Komische Lücken sehe ich nicht – die Verbindung mit der Natur kann sehr schön sein! Das entspricht auch dem Charakter des alten Ortes."

Wolf Hoffmann (OGL-Fraktionschef): "Anneliese Breitmaier und ich werden nicht zustimmen. Wir müssen irgendwann mal aufhören, Natur zu verbrauchen. Wer kontrolliert, dass die Pflege der Streuobstwiesen über die nächsten Jahrzehnte so durchgeführt wird wie unsere Väter und Großväter? Was ist mit den Baumbrütern? Deshalb erwarte ich auch eine Klage des Nabu."

Keßler (CDU): Darum ist Brühl-Süd besser

CDU-Fraktionschef Michael Keßler: "Wir folgen als CDU-Fraktion den Vorteilen, die Brühl bietet. Innenentwicklung, kurze Wege direkt an Ortskern. Der Einsatz des Ortschaftsrats bei der Flächenakquise war enorm."

Michael König (FD/FW): "Bis zum Ende waren wir uns nicht einig in der Fraktion. Wir haben uns Brühl angeschaut. Die anwesenden Mitglieder werden zustimmen."

BiM-Fraktionschefin Christina Nuss: "Wir lehnen ab. Wir möchten nicht unnötige Kapazität und Kosten in eine Planung stecken, die suboptimal sinnvoll ist. Und die voraussichtlich vom Naturschutz ausgehebelt wird."

SPD-Fraktionschef Thomas Mattes: "Wir ziehen Brühl der Alternative Gries IV vor."

Hermann Walz (ULH): "Wenn ich in dem Plan von der Rohbauverfügbarkeit lese, sehe ich viele Lücken. Dann kommt noch der Naturschutz dazu. Beim Talheimer Baugebiet Barbel hat das fast zum Aus geführt."

Dann wird abgestimmt. Für das "Zoff-Baugebiet" gibt es zwölf Ja-Stimmen. Acht Gremiumsmitglieder – darunter OB Peter Rosenberger, der inzwischen in Bildechingen wohnt – heben die Hand bei "Nein".