Die Grundschulen der Gemeinde bekommen bald einen eigenen Sozialarbeiter. Foto: Biermayer

Pandemie und soziale Isolation haben Spuren hinterlassen. Gerade die Jüngsten mussten durch geschlossene Schulen und Spielplätze auf viel verzichten. Das Förderprogramm "Aufholen nach Corona" finanziert deshalb eine Stelle in der Schulsozialarbeit für die Althengstetter Grundschulen – vorerst.

Althengstett - Schon länger versucht die Gemeinschaftsschule, eine Stelle für Sozialarbeit an den Grundschulen zu schaffen. Gescheitert ist das bisher vor allem am Geld. Im Bereich der weiterführenden Schulen gibt es solche Stellen schon. Dank eines Förderprogramms wird dies nun auch an den Althengstetter Grundschulen möglich. Der Gemeinderat genehmigte in seiner jüngsten Sitzung die Schaffung einer solchen Stelle.

"Wir brauchen Unterstützung"

Man habe mit der Schulsozialarbeit in der weiterführenden Schule gute Erfahrungen gemacht, erzählte Konrektorin Jennifer Lachenmann in der Sitzung. Auch im Grundschulbereich zeige sich ein erhöhter Bedarf. Gerade seit Corona gebe es Probleme beim gemeinsamen Lernen. Die Lehrer könnten dies nicht auch noch lösen. "Wir brauchen Unterstützung", brachte sie es auf den Punkt.

Die Leiterin des Familienzentrums, Barbara Ogbone, erklärte, dass die Stelle vorerst komplett durch ein Förderprogramm gezahlt werde. Sie hoffe allerdings, dass die Förderung eine langfristige Bestätigung bekomme und die Stelle dann auch lange erhalten bleibe. Diese Hoffnung teilte auch Bürgermeister Clemens Götz. Normalerweise blieben solche Kosten ja immer an der Kommune hängen. Geschaffen wird erstmal eine befristete 50-Prozent-Stelle. Eine geeignete Initiativbewerberin gebe es schon, so Ogbone.

Kinder bringen heute viele "Pakete" mit

Thomas Schmidt (FWV) befürwortete, dass die Grundschule eine eigene Sozialarbeiterin bekomme. Das könnten die für die höheren Klassen nicht einfach miterledigen. Die Grundschule sei ein anderes Arbeitsfeld. Die Kinder brächten heute viele "Pakete" mit, umschrieb Schmidt die Situation. Durch Corona sei das alles noch schlimmer geworden. Löse man diese Probleme bereits in der Grundschule, profitierten auch die weiterführenden Schulen.

"Endlich kommt hier Bewegung rein", freute sich der ehemalige Rektor Hartmut Weber (FWV). Manchmal müsse man lange arbeiten, bis sich etwas verändert. Er sei froh, dass das jetzt soweit sei. Die Kinder brächten zunehmend Probleme mit in die Grundschule, erklärte er die Notwendigkeit. Weber erkundigte sich noch, ob die neue Sozialarbeiterin auch nach Ottenbronn kommen werde, was Lachenmann bejahte. Angelika Holzäpfel (CDU) fragte, ob es dort die räumlichen Voraussetzungen gebe. Diese würden geschaffen, so die Konrektorin.

"Es gab gute Gründe für die soziale Gruppenarbeit. Die gleichen Gründe sprechen für die Sozialarbeit an Grundschulen", spannte Lothar Kante (SPD) den Bogen zu aktuellen Angeboten. Auch er war froh über die neue Stelle. Kante erinnerte zudem daran, dass auch der Landkreis eine solche Stelle mit bis zu 20 Prozent fördere.

Entlastung der Lehrer

Eckhard Flik (Grüne) befürworte den Schritt ebenfalls. Dies führe zur Entlastung der Lehrer. Allerdings solle sich das Land dann auch finanziell an der Stelle beteiligen, wenn die von ihm bezahlten Lehrer dadurch Kapazitäten für andere Aufgaben hätten.

"Schön, dass wir die Möglichkeit schaffen. Aber eigentlich ist es falsch, dass wir sowas brauchen", meinte Wolfgang Bauer (BNAVB). Er nahm die Eltern in die Pflicht. Die hätten sich früher mehr gekümmert. Heute würden sie arbeiten, um noch mehr Geld zu haben und noch mehr zu kaufen.

Dem widersprach Schmidt (FWV) vehement. Ein so komplexes Thema könne man nicht auf eine Ursache runter brechen. Da mache man es sich zu einfach. Bürgermeister Götz gab zu bedenken, dass Kinder heute viel mehr Zeit in der Schule verbrächten als früher. Dadurch träten dort auch mehr Probleme auf.