Die Teilnehmer der ersten Modellbahn-AG der Grundschule Obereschach (von links): Eric, Maximilian, Nicolas, Oskar und Luka zeigen nicht ohne Stolz die kleine Faller-Häuschen, die sie selbst zusammengebaut und deren Garten sie selbst gestaltet haben. Foto: Schule Obereschach/Roswitha Zeiger

In Zeiten, da viele Kinder und Jugendliche mit zweifelhaften Spielen auf Tablets und Smartphones ihre Freizeit vertreiben, hat die Schulleitung der Grundschule Obereschach ein neues Angebot aufgesetzt.

Seit Beginn des Schuljahres 2024/2025 können Dritt- und Viertklässler der Grundschule Obereschach an der Modelleisenbahn-AG teilnehmen.

 

Ein derartiges Angebote gab es schon an der Astrid-Lindgren-Schule in Dauchingen, wo aber aufgrund eines fehlenden Technikraumes dieses Angebot nicht mehr stattfinden kann. Auch in Lauchringen am Hochrhein, in Schramberg sowie am Thomas-Mann-Gymnasium in Stutensee bei Karlsruhe sowie an weiteren Schulen in Deutschland werden solche Modellbahn-AGs angeboten.

Stand vor 50 Jahren der Beruf des Lokführers in der Gunst der Berufswünsche kleiner Jungs meist auf den vorderen Rängen, hat sich das Bild inzwischen gewandelt. Über viele Jahre hinweg verschwand die Modelleisenbahn langsam aus dem Bewusstsein der Bevölkerung.

Interesse der Enkel

Eine wahre Renaissance erlebte dieses beliebte Hobby jedoch kurz vor, in und nach der Corona-Zeit. Nicht zuletzt durch die Digitalisierung der kleinen Modellzüge, aber auch durch das wachsende Angebot technischer Raffinessen, kehrten die Modellwelten zurück in die Hobbyräume.

Weshalb ist das so? Zahlreiche Großväter, die in ihrer Jugend selbst mit einer Modelleisenbahn spielten, erinnerten sich dieses Hobbys und starteten mit Eintritt ins Rentnerdasein eine zweite Hobbyära. Das weckt dann auch das Interesse bei den Enkeln. Die inzwischen weltbekannte Touristenattraktion „Miniaturwunderland“ in der Hamburger Speicherstadt trägt bei einer erklecklichen Anzahl von Jugendlichen ebenfalls zum Interesse für dieses kreative Hobby bei.

Mit eigenen Händen

Smartphone hin oder her, was mit den eigenen Händen geschaffen wird, stellt einen nachhaltigen Wert dar. So konnten im ersten Kurs „Modelleisenbahn-AG“ im Rahmen des Jugendbegleiter-Programms des Landes Baden-Württemberg an der Grundschule Obereschach unter der Leitung von Jörg-Dieter Klatt (ehemals Schulleiter in Dauchingen, Brigachtal und Vöhrenbach) erste Schritte in dieses Hobby beschritten werden.

Aber nicht nur die Modelleisenbahn stand auf dem Kursplan. Fragen nach dem Funktionieren der echten Eisenbahn mit ihren Schienen, Signalen und Lokomotiven wurden ebenso spielerisch erforscht wie auch die Antriebe der gewaltigen Loks. Mit einer echten Dampfmaschine konnten die Kids erleben, wie aus Feuer, Wasser und Dampf Bewegung an Kolben und Schwungrad entsteht. Ganz so wie bei der echten Dampflok.

Geschick abverlangt

Der Zusammenbau eines Modell-Bausatzes aus dem Hause der Schwarzwälder Firma Faller in Gütenbach verlangte den Jungs einiges an Geschick ab. Mit farbigem Streumaterial wurden Rasenflächen, mit kleinen Bäumchen der Bewuchs eines Gartens nachgestellt. Zierte den einen Garten auch ein Pool, dürfen in einem anderen die Modellkinder auf einer kleinen Gartenschaukel sich vergnügen. So entstand eine bunte und liebevoll gestaltete Reihenhaussiedlung der 1960er-Jahre, und die Buben sind mächtig stolz auf das Geschaffene. Bevor die Häuschen den Weg nach Hause antreten, werden sie in der Schule ausgestellt.

Mäder macht weiter

Im zweiten Halbjahr 2024/2025 wird der ehemalige Hausmeister der Schule Dauchingen und Modelleisenbahnfachmann Michael Mäder (er ist dort schon seit über 15 Jahren als AG-Leiter tätig) die Modelleisenbahn-AG weiter führen.

Geplant ist, dass in den nächsten Jahren eine kleine Segmentanlage entsteht, die dann bei Schulfesten gezeigt werden kann. Jeweils zwei Kinder dürfen ein Segment gestalten. Die Segmente sind so konstruiert, dass sie aneinandergeschraubt eine kleine Modellbahn-Anlage ergeben.

Programm

Seit 2006
bietet das Jugendbegleiter-Programm des Landes Baden-Württemberg den Schulen die Möglichkeit, außerunterrichtliche Bildungs- und Betreuungsangebote zu realisieren. Jede zweite öffentliche Schule in Baden-Württemberg nimmt inzwischen am Jugendbegleiter-Programm teil. Jugendbegleiter/in kann werden, wer mit pädagogischen Fähigkeiten spezielles Wissen und Kenntnisse den Kindern und Jugendlichen vermitteln kann.