Mit ganz viel Herzblut kämpften die Weilersbacher in diesem Sommer um "ihre" Schule. Foto: Archiv Heinig

Es ist die wohl hitzigste Debatte, die Villingen-Schwenningen in diesem Jahr geführt hat: Soll die Grundschule Weilersbach erhalten oder in ihre Stammschule in Obereschach integriert werden? Am Mittwochabend wurde in dieser Frage final entschieden werden.

Villingen-Schwenningen - "Die Schule bleibt!", hieß es am Ende der rund einstündigen Diskussion, die letztendlich relativ harmonisch geführt und von Schülern, Lehrern, Eltern und Ortschaftsräten aus den betroffenen Ortschaften begleitet wurde. Relativ schnell wurde deutlich: Diesmal werden sich – im Gegensatz zur Sitzung des Verwaltungs- und Kulturausschusses eine Woche zuvor – die Stadträte in Sachen Grundschulstandorte Obereschach und Weilersbach einig.

Bis auf die Fraktion der Grünen und einzelne Stadträte aus den übrigen Fraktionen – insgesamt werden es zehn Nein-Stimmen – wurde dem erneuerten Vorschlag der Verwaltung mehrheitlich zugestimmt. Somit bleibt der Standort Weilersbach als Außenstelle erhalten und wird nicht in die Grundschule Obereschach integriert.

Diesmal stimmt die CDU mehrheitlich zu

So stimmte diesmal auch die CDU-Fraktion mehrheitlich für die Beibehaltung der Außenstelle Weilersbach. Diese hatte durch ihren Vorsitzenden und gleichzeitigen Ortsvorsteher von Obereschach, Klaus Martin, im Vorfeld nochmals Öl ins Feuer der hitzigen Diskussion gegossen, weil er die neue Version des Schulentwicklungsplans nicht befürworten könne. Diesmal wolle er inhaltlich gar nichts sagen, meinte Martin.

Seine Fraktionskollegin Katharina Hirt machte indes deutlich: Die Christdemokraten bestehen trotz Zustimmung darauf, dass man die Schulentwicklung in VS nicht für alle Zeiten zementieren könne. "Es ist kein statischer, sondern ein dynamischer Prozess." Man müsse stets im Blick haben, wie sich Schüler- und Lehrerzahlen entwickeln. Schade findet die Stadträtin, dass die Diskussion standort- und nicht inhaltlich-pädagogisch bezogen geführt worden sei.

Die Identitätswahrung der Ortschaften steht im Fokus

Die Identitätswahrung der Ortschaften stehe bei solch einer Diskussion im Fokus, betont Ulrike Heggen von den Freien Wählern. "Wir müssen zum Wohle aller entscheiden und auch Kompromisse finden." Die Fraktion wolle die Belange der Ortschaften unterstützen und stehe mehrheitlich hinter der separaten Außenstelle Weilersbach. Sie selber stehe der Sache etwas differenziert gegenüber, so Heggen, weil sie längerfristig eine Gefahr für beide Standorte sehe. In der Obereschacher Grundschule gebe es bereits genügend Kapazitäten für die Ganztagsbetreuung, und die Erwartungen an diese Betreuung würden in den nächsten Jahren noch steigen. Ein flexibles Reagieren sei durch die beiden Standorte einfach nicht möglich.

Für das Dorfleben sei es unbedingt wichtig, die Dorfschulen so lange wie möglich beizubehalten, meint SPD-Stadtrat Nicola Schurr. Dabei müsse man darauf achten, sie zur Qualitätssicherung – vor allem in Sachen digitale und mobile Angebote – in größere, städtische Netzwerke einzubauen.

Weilersbacher Ortsvorsteherin hält flammendes Plädoyer

Schließlich ergriff Silke Lorke, Weilersbacher Ortsvorsteherin, das Wort und brach damit nochmals eine Lanze für den Erhalt der Weilersbacher Schule, die einen Teil der identitätsstiftenden Geschichte des Orts sei. "Wir brauchen diese Grundschule!", das hätten auch die Gesamtlehrerkonferenz sowie zahlreiche Vereine oder Unternehmer unterstrichen. Entsetzt sei sie indes gewesen, dass sich die CDU-Fraktion, die Fraktion des Oberbürgermeisters Roth, in der vergangenen Woche nicht mehrheitlich für den Erhalt ausgesprochen und dass mit Klaus Martins Vorstoß über die Köpfe des Ortschaftsrats hinweg entschieden worden sei. Schließlich macht Lorke deutlich: "Es geht nicht um die Frage der Lehrerversorgung oder um klassenübergreifenden Unterricht, sondern einzig um den Schulstandort!"

Info: Was bislang geschah

Die Stadtverwaltung Villingen-Schwenningen hat aus Kostengründen ein externes Büro mit der Schulentwicklungsplanung für Villingen-Schwenningen beauftragt. Darin enthalten ist nicht nur der Blick auf die Schulen in den großen Stadtbezirken, sondern auch in den Ortschaften, die zur Gesamtstadt gehören: die Grundschulen in Weigheim-Mühlhausen, Marbach, Tannheim, Pfaffenweiler sowie Rietheim und Obereschach – mit Außenstelle Weilersbach. Die Grundschule Rietheim sowie die Außenstellen-Schule in Weilersbach standen im ersten Entwurf des Schulentwicklungsplans von Villingen-Schwenningen zur Disposition.

Ein Sturm der Entrüstung brach daraufhin aus den Ortschaften über die Kommunalpolitiker herein. Der einschlägige Tenor sowohl aus Rietheim als auch aus Weilersbach: Die Grundschulen müssen bleiben. Es gab Info-Veranstaltungen, Leserbrief-Schlachten und Straßendemonstrationen mit jeder Menge Emotionen. Dass sich jedoch Obereschachs Ortsvorsteher Klaus Martin vielmehr für eine Stärkung der Obereschacher Schule stark gemacht hat, indem dieser die Außenstelle Weilersbach zugeschlagen wird, sorgte für zusätzliches Öl im ohnehin lodernden Feuer.

Gelang es den Rietheimern am Ende, für ihre Grundschule zu kämpfen und gilt deren Bestand inklusive Hort erst einmal als gesichert, musste man in Weilersbach bis zuletzt zittern. Zwar hatte die Stadtverwaltung im zweiten, nun zur Debatte stehenden Entwurf des Schulentwicklungsplans den Bestand aller Grundschulen, auch der Außenstelle Weilersbach, vorgeschlagen – trotzdem waren die meisten Fraktionen des Gemeinderates Villingen-Schwenningen bis zuletzt uneins in der Frage, ob der Erhalt der Außenstelle sinnvoll sei, oder eine Zusammenlegung beider Standorte in Obereschach nicht Erfolg versprechender sei.