Gute Frage: Soll das Bechtoldweiler Baugebiet an das Erdgasnetz angeschlossen werden? Foto: Stopper

Vordergründig geht es um das Bechtoldsweiler Baugebiet, eigentlich aber um die Frage, wie ernst es Stadt, Stadtwerke und Gemeinderat mit dem Kampf gegen den Klimawandel meinen. So sieht das jedenfalls Bunten-Gemeinderätin Almut Petersen.

Hechingen - Die Frage, die sie stellt: Braucht das Bechtoldsweiler Baugebiet überhaupt noch einen Gasanschluss. Denn Erdgas ist ein fossiler Brennstoff, und wenn sich die künftigen Bewohner dort Gasheizungen einbauen, pusten sie damit mindestens die nächsten 20 Jahre klimaschädliches CO2 in die Luft.

Wer den Tagesordnungspunkt 7 der Gemeinderatssitzung liest, die am Donnerstag, 15. Juli, um 18.30 Uhr in der Stadthalle beginnt, wird diese Frage dort allerdings nicht entdecken. Hier ist ganz allgemein von Erschließung, Tiefbau und Straßenbauarbeiten die Rede. Unstrittig ist natürlich, dass Wasser und Stromleitungen verlegt werden, ebenso Internet-Leerrohre und Abwasserkanäle.

Stadt will künftig auf fossile Energien verzichten

In der Bauausschussitzung vergangene Woche aber fiel der Bunten-Rätin auf, dass die Stadtwerke hier auch Gasleitungen verlegen wollen. Eigenartig, fand sie das, denn im Baugebiet Killberg IV und auch im umstrittenen Sickinger Witzenhart wird darauf verzichtet. Solarkraft, Holzpellets, Erdwärme – das sind hier mögliche Energieträger für die Heizung. Heizöl und Erdgas nicht. Verschleudern die Stadtwerke da Investitionen in eine Technik, die gar nicht mehr gefragt ist?

Die Stadt selbst hat jedenfalls schon beschlossen, bei eigenen Gebäudeprojekten künftig auf fossile Energie zu verzichten. Und auch für die neuen Baugebiete wird das so gehandhabt. Das Konzept für das Bechtoldsweiler Baugebiet entstand allerdings noch vor diesen Entscheidungen.

Nicht vergessen darf man auch, dass die Stadtwerke derzeit und sicher auch noch etliche weitere Jahre gutes Geld mit dem Verkauf von Erdgas verdienen. Denn die aktuell betriebenen Erdgasheizungen laufen ja weiter. Möglicherweise noch sehr lange. Und wenn die etwa 20 Häuslebauer, die nun in Bechtoldsweiler loslegen wollen, alle auf Erdgas setzen, hätten die Anlagen Bestandsschutz.

Almut Petersen wird am Donnerstag in der Gemeinderatssitzung also noch mal nachfragen, ob jetzt wirklich eine Gasleitung in Bechtoldsweiler installiert wird – wozu die Stadt rechtlich wohl nicht verpflichtet ist – oder ob man diese Leitung streicht. Für sie ist das jedenfalls mehr als ein neutraler Tagesordnungspunkt unter der Rubrik "Erschließung".

Die Gasheizung für ein Wohnfläche von etwa 120 Quadratmetern erzeugt jährlich nach Expertenrechnungen 3,7 Tonnen CO2. Dazu kommt das Methan, das bei der Erdgasförderung entsteht und das als 28 Mal klimaschädlicher eingeschätzt wird als CO2. Es gibt zwar Biogas-Angebote, in der Regel kompensieren die aber nur einen Teil der Treibhausgas-Emission durch ökologische Projekte.