Eisplatten behindern Verkehr auf der A 8 bei Gruibingen Foto: Regierungspräsidium

Gefrierendes Sickerwasser legt den Verkehr auf der A 8 bei Gruibingen lahm. Das Problem ist nicht neu.

Gruibingen - Eisplatten im Baustellenbereich der Autobahn haben während der frostigen Periode bei Gruibingen täglich lange Staus produziert. Das Problem tritt dort bei tiefen Minusgraden seit 80 Jahren auf. Mit dem derzeitigen Ausbau der A 8 soll es aber verschwinden.

Die Rückfahrt aus dem Skiurlaub verläuft dank eines frühen Starts reibungslos. Das staugefährdete Inntaldreieck, die überlasteten Autobahnabschnitte und -knoten rund um München, die Fahrt über die Albhochfläche – alles kein Problem. Und dann steht der Verkehr plötzlich doch noch. Es dauert gefühlt eine Stunde, bis der verärgerte Urlaubsrückkehrer die Ursache des Staus vor Augen hat. An der Stützmauer zwischen Mühlhausen und Gruibingen, also mitten in der Dauer-Autobahnbaustelle sind Mitarbeiter der Straßenmeisterei dabei , eine dicke Eisschicht von mehreren Quadratmeter Größe von der rechten Spur zu pickeln. Ein Radlader schiebt das Eis zusammen und hievt es mit seiner Schaufel auf einen Lastwagen. Dem Verkehr steht deshalb nur eine Fahrspur zu Verfügung. Der mittlerweile stark verärgerte Urlaubsrückkehrer fragt sich: Warum wird der Eispanzer mitten im Rückreiseverkehr bearbeitet, und warum dauert die Prozedur so lange?

Das Regierungspräsidium Stuttgart, das für diesen Autobahnabschnitt verantwortlich ist, haben in den zurückliegenden Tagen viele solcher Fragen, oft verbunden mit erbosten Anrufen, erreicht. Die Antwort auf die Fragen ist kompliziert und umfangreich.

Verursacher des Problems ist das Wasser aus dem Hang des Rufsteins. Mit dem Bau der Autobahn vor 80 Jahren wurde dort eine Stützmauer mit mehreren Auslässen für das Quellwasser angelegt. Normalerweise fließt das Wasser über die Kanalisation entlang der Fahrbahn ab. Bei Temperaturen unter minus zehn Grad gefriert das Sickerwasser, bevor es abfließen kann. Die nachdrückende Flüssigkeit aus dem Hang vergrößert die Eisfläche anschließend immer mehr. „Dieser Prozess lässt sich bei tiefen Minusgraden auch durch Tausalz nicht mehr aufhalten oder vermindern“, erklärt ein Sprecher des Regierungspräsidiums.

Eisplatten keine neue Erscheinung

Weil Väterchen Frost in den ersten beiden Februarwochen ein besonders hartes Regiment führte, traten die Eisplatten auf der rechten Fahrspur innerhalb der Autobahnbaustelle täglich auf. Die Beseitigung dieser schnell auftretenden Eiszungen nahm jeweils ein bis drei Stunden in Anspruch. Um das Eis ohne Gefahr für die Mitarbeiter der Straßenmeisterei zu beseitigen, wurde die Baustelle in diesem Bereich auf eine Fahrspur verengt. Die Folge waren Staus von bis zu zwölf Kilometer Länge.

Die Sperrungen seien unerfreulich für die Autofahrer gewesen. Sie seien aber auch unvermeidlich gewesen. Als einzige Alternative, so das Regierungspräsidium, hätte sich eine Sperrung des betroffenen Fahrbahnbereichs für die Dauer der extremen Kälteperiode angeboten. „Das wäre für die Straßenmeisterei einfacher gewesen. als die immer wiederkehrenden Eisarbeiten zu verrichten“, verteidigt der RP-Sprecher die temporären Sperrungen.

Die kleinen Eiszeiten an der Autobahn sind keine neuen Erscheinungen. In den vergangenen Jahren habe sich, so das RP, während kalter Perioden immer wieder einmal Eis auf der Fahrbahn gebildet. Allerdings weniger häufig als in diesem Winter. Möglicherweise , so die Überlegungen im Regierungspräsidium, schütten die Quellen im Hang mittlerweile mehr Wasser als früher.

Möglich, dass sich Väterchen Frost in diesem Winter noch einmal kräftig austobt und es wieder zu Eisplatten auf der Autobahn und damit auch zu den unliebsamen Aufräumarbeiten kommt. Im nächsten Winter tritt der Eisspuk allerdings nicht mehr auf. Versichert jedenfalls das Regierungspräsidium. Im Zuge des sechsspurigen Ausbaus der A 8 zwischen dem Rasthof Gruibingen und Mühlhausen wird bereits im Mai der gesamte Verkehr für beide Fahrtrichtungen auf die neuen drei Fahrspuren in Richtung Ulm/München verlegt. Dann beginnen die Arbeiten für die neuen drei Fahrstreifen in Richtung Stuttgart. Dabei wird auch die Entwässerung neu geordnet. Zwar bleibt die alte Stützmauer bestehen, aber am Rand der Standspur wird in diesem Bereich eine weitere 1,50 Meter hohe Mauer gebaut. Sie soll dafür sorgen, dass das Wasser aus dem Berg nicht mehr auf die Fahrbahn fließen kann.