Wenn Günter Lindenlauf zum Einkaufen geht, ist er immer gut ausgerüstet. Foto: Siegmeier

Günter Lindenlauf aus Rottweil geht beim Einkaufen kaum Kompromisse ein. Wurst kommt in die eigene Schüssel.

Rottweil - Müllvermeidung ist für Günter Lindenlauf eine Selbstverständlichkeit. Wenn er einkaufen geht, ärgert er sich oft über die vielfach sinnlosen Plastikverpackungen um Tomaten, Salat und Co.

Der 71-Jährige hat für sich ein eigenes Einkaufssystem entwickelt. Im Einkaufswagen liegt die "Ausrüstung" parat, die Günter Lindenlauf bei jedem Einkauf dabei hat. In dem grünen Wäschekorb befinden sich mehrere Schüsseln, Jutesäckchen, Handschuhe, Klebestift und Stifte.

"Bio-Eier in einer Plastikverpackung. Das passt einfach hinten und vorne nicht."

Bei Günter Lindenlauf kommt möglichst nichts in die Tüte. "Und wenn etwas verpackt ist, dann packe ich es aus und lasse die Verpackung hier", erklärt er während er seine Blicke durch die Obst- und Gemüseabteilung schweifen lässt. Kartoffeln benötigt er als Erstes. Die gibt es im Netz, in Plastik und offen. "Das ist gut", freut sich der Rentner und sucht sich die besten heraus.

Wenn er Zeit hat, dann kauft er auf dem Wochenmarkt ein. Das sei am besten, denn dort gebe es keinerlei Verpackungen, aber zeitlich sei das eben nicht immer möglich, erzählt er und wiegt nebenbei die Kartoffeln ab. "Leider kleben die Schildchen nicht auf den Stoffbeuteln", bedauert er und klebt das Schild mit dem Kartoffelpreis auf ein Papier, das er mitgebracht hat.

Während des Einkaufs kommt hier noch so manches weitere Schildchen hinzu. Tomaten stehen als Nächstes auf der Liste. Hier gibt es zwar einige offene Sorten, doch Günter Lindenlauf sucht eine ganz bestimmte – und die gibt es nur verpackt. Vorsichtig schlitzt er die Folie mit einem Messer auf und entnimmt die kleinen roten Tomaten. Von anderen Einkaufenden wird er teils misstrauisch beäugt. Aber das stört ihn nicht. Für ihn ist es unverständlich, dass manche Leute überhaupt nicht darauf achten, was sie einkaufen und wie die Dinge verpackt sind. "Müllvermeidung ist doch ein Thema, das uns alle betrifft."

Wenn man nur immer wieder höre, wie viel Mikroplastik in den Weltmeeren und allüberall herumschwirrt, dann könne einem schon recht mulmig werden. "Da müsste doch eigentlich jedem klar sein, dass man hier etwas tun muss", sagt er kopfschüttelnd.

Weiter geht es zu den Eiern. Und auch hier macht Günter Lindenlauf darauf aufmerksam, wie widersinnig manches ist. "Bio-Eier in einer Plastikverpackung. Das passt einfach hinten und vorne nicht", ärgert er sich, während er zehn Eier in eine mitgebrachte Schachtel setzt.

Milch, Sahne, Joghurt und andere Milchprodukte kauft er in Gläsern. "Die werden recycelt". Bei den Tetrapacks gebe es zwar ganz verschiedene, aber dadurch, dass sich die Materialien nicht trennen lassen, kommt für Günter Lindenlauf ein Tetrapack nicht in Frage. Der bleibt im Regal.

Spannend wird es nun an der Fleisch- und Wursttheke. Denn aus hygienischen Gründen dürfen die Mitarbeiter die mitgebrachten Schüsseln nicht hinter den Tresen nehmen. Im Papierchen bekommt der Rentner seine Ware herübergereicht und verstaut sie in den Schüsselchen. "Meist finden wir hier eine Lösung", freut er sich. Verkäufer, die es komplett ablehnen, habe er noch nicht erlebt.

Seit sechs Jahren beschäftigt er sich mit dem Thema Müllvermeidung

Zum Abschluss kauft Lindenlauf noch Blumen. Ohne Plastik natürlich. Das wird vorher entfernt. Während er die Folie entfernt, wird er vom Blumenhändler beobachtet, der herbeieilt und ihm gleich behilflich ist. "Das gefällt mir jetzt besonders gut", so der 71-Jährige.

Seit nunmehr sechs Jahren beschäftigt sich Günter Lindenlauf mit dem Thema Müllvermeidung, seit zwei Jahren konsequent. Meist kaufe er in Geschäften ein, wo es die Produkte offen gebe, oder eben beim Metzger oder Landwirt direkt. "Das geht zeitlich zwar nicht immer, aber man sieht ja, dass es auch im Supermarkt die Möglichkeit gibt, darauf zu achten möglichst wenig Verpackungen zu erwerben".