Von Irland nach Villingendorf: Musikerin Lynda Cullen bringt ein Stück ihrer Heimat in den Schwarzwald – und verrät, wie sie den St. Patrick’s Day feiert.
Es hat gerade aufgehört zu regnen, ein paar Tropfen fallen noch vom Himmel. Es fehlt eigentlich nur noch ein Regenbogen, und der Eindruck, man befände sich auf der grünen Insel, wäre perfekt. Doch wir sind nicht im Südosten Irlands, sondern in Rottweil.
Lynda Cullen passt auf jeden Fall in beide Welten – und beide sind ihr Zuhause. Besser gesagt: Wexford und Villingendorf. Die talentierte Musikerin und engagierte Lehrerin an der Werkrealschule Villingendorf lebt schon seit sieben Jahren in der Gemeinde nördlich der Kreisstadt. „Eigentlich war es nur für ein Jahr geplant“, erzählt sie schmunzelnd. Sie wurde angefragt, da man an der Schule eine Englischlehrerin suchte. Damals sprach sie noch kein Deutsch und wagte es trotzdem.
In Südkorea beginnt ihr Weg als Sängerin
Doch es ist nicht das erste Abenteuer und auch nicht die erste Fremdsprache, die sie lernt. Sie sei gerade dabei, ihr Koreanisch aufzufrischen, da ein Treffen mit ihrer ehemaligen Band in Südkorea geplant ist. Dort habe sie auch zum ersten Mal das Selbstvertrauen in sich als Sängerin gewonnen.
Die fünf Jahre, die sie in Seoul lebte, haben sie dazu ermutigt, sich ganz ihrer eigenen Musik zu widmen. Dort gewann sie mit ihrer ehemaligen Band einen Musikpreis und freut sich auf das Wiedersehen. Seitdem tritt sie in der ganzen Welt auf und hat schon mehrere Alben produziert. Auch in ihrer Heimat hat sie Musik aufgenommen und wird regelmäßig gebucht. Die Anerkennung von der grünen Insel freut sie besonders.
Musik begleitet sie schon ihr ganzes Leben
Gesungen wurde bei ihr zu Hause schon immer – so wie Musik eine ganz besondere Rolle in Irland spielt. „Vielleicht ist es das Wetter“, antwortet sie auf die Frage, warum irische Klänge so viele Menschen rund um die Welt bewegen. So wie nach einem Schauer plötzlich wieder Sonnenstrahlen hinter den Wolken aufblitzen, so könne die traditionelle irische Folkmusik „jeden Winkel der Emotionen“ widerspiegeln.
„Ich fühle mich hier sehr wohl, vor allem, weil es hier alle vier Jahreszeiten gibt“, sagt die 45-Jährige. In ihrer Heimat kann sich die gesamte Palette der Jahreszeiten oft an einem einzigen Tag abspielen. Sie liebt die Nähe zur Natur in ihrer Wahlheimat und nutzt diese gerne, um mit ihrem Hund spazieren zu gehen.
Auch die Irlandklasse an der Werkrealschule in Villingendorf liegt ihr sehr am Herzen. Jedes Jahr geht es gemeinsam auf eine Irlandreise. Bekannte Sehenswürdigkeiten wie die Cliffs of Moher sind ebenfalls dabei. Den Schülern gefällt besonders der Besuch eines Schäfers, der die Künste seiner Hütehunde vorführt. Von der zugegebenermaßen geringen Auswahl an verschiedenen Brotsorten sind die Jugendlichen weniger begeistert. „Am Schluss sagen viele, sie können kein Toastbrot mehr sehen“, erzählt sie lachend.
Sie wird den bevorstehenden Nationalfeiertag der Iren am 17. März feiern – nicht ganz so wie in ihrer Heimat. Dort gehört der Kirchenbesuch am Morgen mit ihrer Familie dazu, genauso wie das Mittagessen in den irischen Nationalfarben Grün, Weiß und Orange. Meistens gibt es Karotten, Erbsen und dazu Kartoffelbrei, wobei die Kartoffel fest in der Geschichte der kleinen Insel verwurzelt ist.
St. Patrick’s Day feiert sie mit besonderen Traditionen
Natürlich wird sie sich etwas Grünes anziehen und ein frisches Kleeblatt an ihrer Kleidung anbringen. Ganz wichtig: Es muss ein dreiblättriges sein. Denn das steht für den heiligen Patrick, den irischen Nationalheiligen, der damit den damaligen Heiden die Dreifaltigkeit Gottes erklärte.
Ein Lied versetzt sie gedanklich an die irische Küste
So lautet die Legende. Auch, dass er alle Schlangen von der Insel vertrieb, ist eine weitere Geschichte über den Missionar, der im fünften Jahrhundert gewirkt haben soll. Ob es jemals viele Schlangen in Irland gab, sei dahingestellt.
Richtig feiern wird sie am 29. März in der Mehrzweckhalle in Villingendorf mit der Band Restless Feet aus Freiburg.
Und sie hat einen besonderen Tipp für alle, die sich in die richtige Stimmung für den immer beliebter werdenden St. Patrick’s Day bringen wollen. Eines ihrer liebsten Lieder ist das „Opening Set“ von der Band The Gloaming. Das viertelstündige Stück bringt die ganze Vielfalt dieser zu Herzen gehenden Musik zurück und versetzt sie wieder direkt an die irische Küste.