Lena Schwelling ist in der Kommunalpolitik verwurzelt. Foto: dpa/Stefan Puchner

Sei es die Kinderbetreuung oder die Homöopathie – Lena Schwelling bringt ihre Ansichten unverblümt auf den Punkt. Das ist die junge Chefin der baden-württembergischen Grünen.

Lena Schwelling bezieht Position. Seien es die Gruppengrößen in der Kinderbetreuung, sei es Homöopathie oder Schuldenbremse. Die Chefin der baden-württembergischen Grünen mischt sich ein. Seit Dezember 2021 führt sie den Landesverband gemeinsam mit Pascal Haggenmüller. Und der Ulmerin fehlt es nicht an Selbstbewusstsein. „Die Partei ist der Chef und gibt den Ton an“, hatte sie schon vor ihrem Amtsantritt als Landesvorsitzende erklärt und gezeigt, dass sie weder den Ministerpräsidenten noch die Ministerriege fürchtet.

 

Kommunalpolitische Prägung

Bei der Positionierung in der Kinderbetreuung schlägt die langjährige Stadträtin bei ihr durch. 30 Jahre ist die Germanistin alt, acht Jahre ist sie bereits im Gemeinderat. Und die Kommunen, beziehungsweise die Tatsache, dass es in Baden-Württemberg so wenig Rathauschefinnen gibt, haben die begeisterte Kommunalpolitikerin auch in ihrer Masterarbeit an der Verwaltungshochschule in Ludwigsburg beschäftigt.

Wenn Erzieherinnen fehlen, müssten die Betreuungsgruppen halt ein paar Kinder mehr aufnehmen – da ist die Stadträtin ganz pragmatisch. Ob es den Eltern nun gefällt oder nicht. Lena Schwelling schreckt vor politischen Herausforderungen nicht zurück, ebenso wenig wie vor hohen Bergen.

Die Politikerin ist eine begeisterte Bergsteigerin. Wenn’s steil wird, klettert sie eben. Schon mit 16 ist sie in den Landesvorstand der Grünen Jugend gewählt worden. An politischer Erfahrung fehlt es ihr also nicht. Sie legt sich schon mal mit ihrer Partei an – auch mit dem vielen unantastbar scheinenden Ministerpräsidenten. Kretschmann verweist beim Haushalt auf die Schuldenbremse. Seine Landesparteichefin sagt: „Ich bin dafür, volles Rohr zu investieren.“ Und sieht das im Interesse des Klimaschutzes auch als Frage der Generationengerechtigkeit. „Finanzielle Spielräume auf einem zerstörten Planeten sind nur begrenzt sinnvoll“, sagte sie, als Grüne und CDU den Rahmen für ihren Doppelhaushalt absteckten und dabei zum Sparen mahnten.

Keine Angst vor dem Regierungschef

Sie findet auch da deutliche Worte. In diesem Fall sagte sie der Wochenzeitung „Kontext“ kürzlich: „Mir ist wurscht, wo das Geld herkommt.“ Da ist die Landesvorsitzende ganz Vertreterin der zahlreichen jungen Parteimitglieder, die die Sorge um das Klima in die Arme der Partei getrieben hat.

Diplomatisch für ein Wählermilieu

Der Blick auf ein Wählermilieu hat die Landesparteichefin wohl auch zu ihrer Äußerung in Sachen Homöopathie veranlasst – auch wenn sie auf Twitter selbstkritisch anmerkte, zu manchen Themen sollten sich Politiker besser nicht öffentlich äußern: „Denn es lässt sich damit nicht nur nichts gewinnen, sondern man landet in der Wahrnehmung vieler auch direkt in einer Schublade voller Vorurteile.“

Sie, die sonst kein Blatt vor den Mund nimmt, gab sich aber vergleichsweise diplomatisch. Sie zeigte sich verwundert, „was für einen Kreuzzug manche gegen das Thema Homöopathie fahren“. Dabei sei doch den Menschen zuzutrauen, selbst über die angemessene Behandlung zu entscheiden.

Gegen Besserwisserei und Überheblichkeit

Die Landesvorsitzende der Grünen hält nichts davon, den Bürgern vorzuschreiben, was sie zu tun haben. Schon als Chefin der Grünen Jugend, die sie von 2015 bis 2019 führte, hatte sie der grünen Mutterpartei geraten, „diese grüne Besserwisserei und moralische Überheblichkeit abzulegen“.

Sie will die grünen Konzepte gegen die Klimakrise umsetzen, das geht nur mit den Leuten, sagt sie. Und sie will die Partei im ländlichen Raum stärker verankern. Dazu ist ihr nächster Schritt ein Leitantrag beim Landesparteitag Mitte September.