Zu viele Leerstände, zu wenig Aufenthaltsqualität: Die Probleme in der Ebinger Innenstadt sind bekannt. Mit der Gründungs-Offensive „GO-Albstadt“ folgt der erste Schritt zur Krisenbewältigung – den Auftakt machen drei Gründerpreise.
„Jede Krise birgt auch ihre Chancen“, stellt Albstadts designierter Oberbürgermeister Roland Tralmer mit Blick auf die Probleme der an schleichender Auszehrung leidenden Ebinger Innenstadt fest. Mit der neu konzipierten Gründungs-Offensive „GO-Albstadt“ möchten Tralmer sowie Andreas Hödl und Christine Seizinger von der Wirtschaftsförderung der Stadt Albstadt Aufbruchsstimmung ins Ebinger Stadtzentrum bringen.
Den Auftakt der Initiative machen die Gründerpreise 2023, für die sich Start-Ups bis zum 31. Juli auf der frisch gelaunchten Website www.go-albstadt.de bewerben können. Hödl erklärt, worauf es bei dem niederschwelligen Angebot ankommt – und worauf nicht: „Wichtig ist, dass die Gründer für ihre Geschäftsidee brennen. Wir brauchen kein Geschäftsunterlagen auf Hochglanzseiten.“
Am Ende gibt es gleich drei Preise zu gewinnen – jeweils einen für die drei Sparten Gastronomie, Einzelhandel und Dienstleistungen.
Gründerpreis Gastro:
Die Gewinner dürfen vom kommenden September an ihre kulinarischen Ideen im „Kouzina“ in der Unteren Vorstadt Gästen servieren. 30 Innen- und 35 Außenplätze, Küche und Möbel werden von der Stadt angemietet; für das erste halbe Jahr zahlt das Start-Up gar keine Miete, im folgenden halben Jahr eine vergünstigte. Die bisherigen Inhaber – Familie Sidiropoulus – hoffen, so einen Nachfolger für ihr griechisches Restaurant zu finden, das sie altersbedingt aufgeben. „Uns ist es wichtig, dort weiterhin hochwertige Gastronomie anbieten zu können“, sagt Andreas Hödl. Überzeugen die Gründer die Albstädter Gaumen, stellt er ihnen die Räumlichkeiten auch für die Zukunft in Aussicht.
Gründerpreis Laden:
Der Traum vom eigenen Lageht für die Gewinner des Gründerpreises für den Einzelhandel in Erfüllung. Im Erdgeschoss in der Marktstraße 56 stehen ab September Ladenflächen zur Verfügung. Es gelten dieselben Mietmodalitäten wie beim Gastro-Preis. Den Einzelhandel repräsentiert in der Gründerpreis-Initiative Sladana Raitze, die den „Indestructible Shop“ im Kirchengraben führt: Sie biete mit hochwertigen Textilien, Schmuck und Handarbeiten Shopping-Erlebnisse in der Innenstadt, finden Hödl und Seizinger. „ Es kommt aufs Konzept an – nicht darauf, die gesamte Ladenfläche zu füllen.“
Gründerpreis Dienstleistung:
Im ersten Obergeschoss der Marktstraße 56, in das auch die neue Citymanagement GmbH einzieht, bietet „Go-Albstadt“ Dienstleistern und Kreativen Büros für ihre Geschäftsidee. Dort soll auch ein Gründer-Hub entstehen – Andreas Hödl freut sich auf „eine Atmosphäre des Austausches“. Repräsentiert wird der Dienstleistungsbereich in der Initiative durch Kerstin Stier von Engomo.
Auf was können sich die Gewinner des Gründerpreises sonst noch freuen? „Wir denken langfristig, stellen den Gründern individuelle, fachlich kompetente Mentoren an die Seite“, erläutert Seizinger das Konzept. Ob Personal-Coaching, Marketing oder Unterstützung bei Steuer- und Finanzfragen, jedem Gründer werde bedarfsgerecht unter die Arme gegriffen.
Andreas Hödl betont die Notwendigkeit der Förderoffensive: „Vor 20 Jahren haben Gründer noch bunte Plakate in ihre neuen Räume gehängt, und das Geschäft lief an.“ Heutzutage, in den Zeiten von Energie- und Corona-Krise, seien die Voraussetzungen andere. Umso wichtiger findet es Roland Tralmer, in Albstadt eine „Ermöglichungskultur“ auf den Weg zu bringen. „Das kann keiner allein. Handel, Bürger, Vereine und Stadtverwaltung müssen zusammenhalten.“
Technologiewerkstatt als Musterbeispiel
Dass Albstadt und Start-Ups gut harmonieren, dafür sei die Technologiewerkstatt in Tailfingen ein Musterbeispiel. Ihr Ruf als Brutstätte von Gründungen soll nun auch auf Ebingen überspringen. „Deshalb heißt es auch ’Gründungsoffensive Go-Albstadt’ – alle Stadtteile profitieren.“ Was bedeutet: Fortsetzung folgt. Die Gründerpreise 2024 stehen schon im Terminkalender.
Im September steht der öffentliche Pitch an
Doch damit Büros und Geschäfte mit Leben erfüllt werden können, bedarf es der Gründer. Aspiranten auf die Gründerpreise können sich bis zum 31. Juli bewerben. „Gerne auch per Video und in Kombination mit Social Links“, rät Seizinger. Danach entscheidet eine Expertenjury; im September folgt dann ein öffentlicher Pitch. „Ein erster von vielen Schritten auf dem Weg, die Ebinger Innenstadt wieder attraktiv zu machen“, sagt Roland Tralmer, der angehende Oberbürgermeister.
Die Ebinger Innenstadt im Wandel
Förderung
Die Gründungsoffensive „GO-Albstadt“ wird mit unterstützt über das Förderprogramm ZIZ – Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren. Die frisch veröffentlichte Website www.go-albstadt.de werde nach und nach mit Informationen zum Gründen in Albstadt ausgebaut.
Kleine Schritte
Weitere Maßnahmen für eine attraktive Ebinger Innenstadt sind bereits in Planung. In der Marktstraße 56 soll ein Wohnzimmer zum Austausch ohne verpflichtenden Konsum entstehen. An der Kapellkirche ist eine Bücherzeile geplant und ein Rap-Event soll bald Leben in die Marktstraße bringen. Dazu arbeite man weiter an einer Lösung für mehr Aufenthaltsqualität am Kurt-Georg-Kiesinger-Platz.