Die Gründerpreisträger (von links) : Berkay Sapancilar und Alexander Rehfuss wollen einen irischen Pub eröffnen, Fadi Kaakahji und Samir Shamdin digitale Sicherheitslücken aufspüren und Micha Decker mit „Lumpen“ – Second-Hand-Kleidung – handeln. Foto: Kappe

Wer erhält den ersten Gründerpreis 2023 der Stadt Albstadt? Am Freitag wurde in der Technologiewerkstatt Tailfingen darüber entschieden, welche Gründer ein Büro, einen Laden beziehungsweise ein Restaurant gesponsert bekommen.

Insgesamt neun junge Existenzgründer waren von der Jury, bestehend aus einem Dutzend Albstädter Unternehmer, auserkoren worden, in der Technologiewerkstatt ihre Geschäftsideen vorstellen. Ihnen winkte handfeste Unterstützung durch die Stadt Albstadt: Ein halbes Jahr sollten die Jungunternehmer sich keine Gedanken über Miet- und Nebenkosten machen müssen – und darüber hinaus im Bedarfsfall auf ein sachkundiges Mentorenteam und ein funktionstüchtiges Netzwerk zurückgreifen können. Finanzielle Unterstützung aus dem Förderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ (ZIZ) des Bundes macht es möglich.

 

Die Jury hatte bereits Mitte September getagt und anhand von Kriterien wie Motivation, zur Kreativität, Angemessenheit – nicht jede Idee passt nach Albstadt – und Realisierbarkeit eine Vorauswahl getroffen. Den finalen „Pitch“ in der Technologiefabrik moderierte Christine Seizinger, die gemeinsam mit der Albstädter Wirtschaftsförderung das Konzept des Gründerpreises entwickelt hatte.

Psychosoziale Beratung tut auch in Albstadt not

Den Anfang machte in der Kategorie „Büro“ Anika Fischetti. Die Diplompsychologin und psychologische Psychotherapeutin in Ausbildung will systemische Beratung, Training und Coaching anbieten, und zwar in Gestalt einer „Hilfe zur Selbsthilfe“ – die Nachfrage nach psychosozialer Beratung sei auch in Albstadt hoch.

Betriebswirtin Nicole Gaus präsentierte das Konzept eines Büros für virtuelle Assistenz und Bürodienstleistungen, das vor allem kleinen und mittleren Unternehmern Sekretariatstätigkeiten und die Planung von Schulungen, Events oder Bewerberprozessen abnehmen könnte.

Dritte im Bunde „Büro“ waren die „Alb-Cyber-Guards“ Fadi Kaakahji und Samir Shamdin – die beiden Absolventen des Studiengangs IT-Security an der Hochschule Albstadt/Sigmaringen wollen mit so genanntem „Penetrationstesting“ Sicherheitslücken in der IT von kleinen und mittleren Unternehmen ausfindig machen und schließen, ehe Hacker sie nutzen. Zudem bieten sie Schulungen zum Thema IT-Sicherheit an.

“Lumpenhandel“ statt Wegwerfwahn

Die zweite Kategorie hieß „Laden“. Marina und Matea Dido, Mutter und Tochter, bieten in ihrer Firma „MD2 Traumfänger“ Eventdeko sowie personalisierte Geschenke an, beispielsweise Türkränze, T-Shirts, Taschen, Luftballons oder 3-D-Bilder. Eine heimelige Modeboutique möchte Jaqueline Herrmann in Albstadt eröffnen, die derzeit ausschließlich online im Geschäft ist.

Mode verkauft auch Micha Decker, Gründer der Firma „Lumpenbande“, und zwar Second-Hand-Mode und Vintage Kleidung auf sogenannten Pop-up-Events. 1,2 Millionen Tonnen Textilien würden in Deutschland jedes Jahr weggeworfen, berichtete er, das Gebot der Stunde sei Nachhaltigkeit..

Auch für die Kategorie „Gastro“ stellten sich drei Bewerber vor. Kubanische und amerikanische Spezialitäten, Fingerfood, Zigarren, Cocktails und hochwertige Spirituosen möchte Dennis Steinkühler im „Amavi Bistro“ anbieten, italienische Küche Antonio und Joseph D’Agostino, Vater und Sohn, der eine Konditor, der andere Koch, und irischen Whiskey, Guinness Stout und Irish Coffee Berkay Sapancilar und Alexander Rehfuss alias „Berry und Rey“. Dazu Fingerfood, Burger, Hot Dogs und traditionelle irische Musik – auch live.

Drei Gründer werden finanziell von der Stadt Albstadt unterstützt

Am Ende konnte es nur drei Gewinner geben. In der Kategorie „Büro“ siegte das Projekt „Alb-Cyber Guards“ der IT-Cracks – allerdings bietet das Haus Marktstraße 56 auch Platz für die zwei anderen Finalisten. Sieger in der Kategorie „Laden“ wurde Micha Decker mit seiner „Lumpenbande“.

Hier allerdings ist offensichtlich, dass die Ladenfläche im Stadtcafé mit knapp 50 Quadratmetern längst nicht ausreicht. „Da müssen wir uns was anderes überlegen“, sagte Seizinger. Im Bereich „Gastro“ obsiegte das Konzept des Irish Pub von Alexander Rehfuss und Berkay Sapancilar. Auch hier müssen nun geeignete Räumlichkeiten gesucht werden; die ursprünglich vorgesehenen der Gaststätte „Kouzina“ kommen nicht in Betracht.