Der frühere Minister für den ländlichen Raum darf für die Grünen den neuen Koalitionsvertrag mitverhandeln. Weitere Ambitionen auf politische Ämter lässt er vorsorglich dementieren.
Stuttgart - Lange hat man nichts gehört auf dem landespolitischen Parkett von Alexander Bonde. Am Mittwoch sah der frühere grüne Landespolitiker sich aber bemüßigt, in vorauseilendem Gehorsam alle Ambitionen zu dementieren. „Ich helfe in den nächsten Tagen alten Freunden bei der Renovierung ihres Hauses. Einzug ist nicht geplant!“, schrieb der frühere Minister für den Ländlichen Raum in sozialen Netzwerken wie Twitter und Facebook. „Gerne unterstütze ich mit meinem Know-How die Fachgespräche zu Umwelt/Klima/Naturschutz bei den Koalitionsgesprächen in BW. Da das zu Nachfragen geführt hat: Ich bin nicht auf Jobsuche und arbeite unheimlich gerne mit dem Team der Umweltstiftung an tollen Öko-Innovationen.“
Die Grünen und die CDU hatten tags zuvor ihre Arbeitsgruppen für die anstehenden Koalitionsgespräche vorgestellt. Bonde sitzt neben der Landesvorsitzenden Sandra Detzer und Noch-Umweltminister Franz Untersteller für die Grünen im Team für die Gruppe Klima, Umwelt- und Artenschutz. Bonde, heute Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, ist einer der wenigen Verhandler ohne Verwaltungsposten oder ein Mandat in der Partei.
Der 46-Jährige ist nach wie vor Mitglied bei den Grünen. Vor zwei Jahren sagte er, er habe in der Partei kein offizielles Amt mehr, weil dieses nicht zur Rolle einer überparteilichen Stiftung gepasst hätte. Außerdem betonte er damals, er habe nicht vor, wieder zurück in die Landespolitik zu gehen. Tatsächlich fiel Bonde einigen Beobachtern aber schon am vergangenen Wochenende auf dem Landesparteitag der Grünen auf.
Abruptes Ende einer Polit-Karriere
Nachdem unter Bonde als Forstminister das Herzensprojekt der Grünen – der Nationalpark im Nordschwarzwald nahe seinem Wohnort Baiersbronn – eingerichtet worden war, hatte seine politische Karriere im Land 2016 ein abruptes Ende gefunden. Mitten in die grün-schwarzen Koalitionsgespräche platzten Gerüchte über eine außereheliche Affäre mit einer grünen Lokalpolitikerin. Um seine Frau und seine Kinder zu schützen, zog er sich aus der ersten Reihe der Landespolitik zurück.
Ein Landtagsmandat hatte er nicht. Bei der Landtagswahl hatte er erst in einem parteiinternen Machtkampf um ein aussichtsreiches Landtagsmandat in Freiburg zurückgezogen. Dann ging sein Ministerium in den grün-schwarzen Koalitionsverhandlungen an die CDU. Nach seinen Fähigkeiten zu urteilen, hätte Bonde auch Finanzminister werden können. 2002 bis 2011 saß der Grüne im Deutschen Bundestag – und machte sich auch als Haushaltsexperte einen Namen.
Nachdem Bonde Aufgaben für eine Berliner Unternehmensberatung übernommen hatte, kam das Angebot aus Osnabrück. Als Generalsekretär leitet Bonde nun seit 2018 die Deutschen Bundesstiftung Umwelt mit 150 Mitarbeitern und einem Kapitalstock von 2,3 Milliarden Euro. Die Stiftung war 1990 gegründet worden, um den Erlös aus dem Verkauf des bundeseigenen Stahlkonzerns Salzgitter AG zu verwenden.
„Kein politisches Amt angestrebt“
Und nun zurück zur Landespolitik? Nein, heißt von der Stiftung. „Aktuell geht es gerade nicht darum, dass Herr Bonde irgendein politisches Amt anstreben würde“, teilt sein Pressesprecher mit. Nach Rücksprache mit dem überparteilich besetzten DBU-Kuratoriumsvorstand biete Bonde seine Expertise kommende Woche auf zwei Sitzungen der Fachgruppe Umwelt, Klima, Energie und Naturschutz während der Koalitionsgespräche in Baden-Württemberg an.
Bei den Grünen hieß es, Bonde bringe langjährige politische Erfahrung und große fachliche Expertise mit. „Wir freuen uns deshalb, dass er uns in den Koalitionsverhandlungen begleitet und unterstützt.“ Die Grünen haben sich bei den Sondierungsverhandlungen von der CDU weitreichende Zugeständnisse beim Klimaschutz zusichern lassen. Den Rückhalt in der Partei hat Bonde offensichtlich nicht verloren. Beim Parteitag 2016 war er mit großem Applaus von seinen Parteigenossen verabschiedet worden. Damals sagte er: „Ob ihr mich braucht und wo ihr mich braucht, müsst ihr entscheiden. Ihr findet mich zu Hause im Schwarzwald.“