Bahnchef Rüdiger Grube bricht wegen der Probleme am Mainzer Hauptbahnhof seinen Urlaub ab - indes reißt die Kritik am Krisenmanagement der Deutschen Bahn nicht ab.
Mainz/Berlin - Vor dem Gipfeltreffen zum Mainzer Krisenbahnhof verschärfen sich die Forderungen an die Bahn-Manager. SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück kritisierte wegen der massiven Probleme in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt die Personalpolitik der Deutschen Bahn AG.
"Hier wurde offenbar falsch gespart. Das rächt sich jetzt", sagte er. Die Bahn-Mitarbeiter zu bestrafen und aus dem Urlaub zurückzuholen, sei der falsche Weg. "Die Fahrdienstleiter brauchen auch ihre Erholung, sonst betreibt man Raubbau an ihnen. Sie sind nicht für diese Fehlplanung verantwortlich", sagte Steinbrück. Von der Bahn forderte er schnelle Lösungen und Abhilfe. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) tue allerdings so, als gehe ihn das als Eigentümer der Bahn alles nichts an.
Kefer: Zahl der Fahrdienstleiter wird erhöht
Der Bahnvorstand für Infrastruktur, Volker Kefer, kündigte am Montagabend in einem Interview in der ARD-Sendung "Brennpunkt" an, die Deutsche Bahn wolle die Zahl ihrer Fahrdienstleiter erhöhen. Zudem sei geplant, eine mobile Reserve aufzubauen. Dabei sollen Fahrdienstleiter zusätzlich für weitere Bahnhöfe in der Umgebung geschult werden, um dort im Notfall einspringen zu können.
Der FDP-Fraktionschef im Bundestag, Rainer Brüderle, sprach sich im Interview mit der Mainzer "Allgemeinen Zeitung" für eine grundsätzlich neue Struktur der Bahn aus. Im Zusammenhang mit den Zugausfällen attestierte er dem Unternehmen eine "internationale Blamage". "Hier wird eine ganze Region in Geiselhaft genommen", sagte er der Zeitung.
Nach den Worten von Brüderle müsse die Bahnstruktur mit ihrer staatlichen Absicherung grundlegend unter die Lupe genommen werden. "Ein freies Unternehmen im Wettbewerb könnte sich so etwas nicht leisten", erklärte er. Die Bahn AG an die Börse zu bringen hält der Politiker demnach "zum richtigen Zeitpunkt für überlegenswert". Brüderle unterstützte zudem den Vorschlag des FDP-Generalsekretärs Patrick Döring, notfalls Bahn-Mitarbeiter aus dem Urlaub zu holen.
Der Bahnvorstand könne den Personalmangel in Mainz nicht länger als örtliches Problem betrachten, sagte der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) Alexander Kirchner. Die Bahn müsse akzeptieren, "dass es hier über Mainz hinaus Handlungsbedarf gibt".
Krisengipfel in Mainz
Wegen der massiven Probleme am Hauptbahnhof kommen am Dienstaf Vertreter von Bahn, Gewerkschaft und Politik zu einem Gespräch in Mainz zusammen. Es wird auch eine Erklärung der Bahntochter DB Netz erwartet, ob und wann sich die Personallage bei den Fahrdienstleitern entspannt. Seit mehr als einer Woche fallen in Mainz wegen kranker und urlaubender Bahnmitarbeiter im Stellwerk Züge aus. Der Chef der Netztochter, Frank Sennhenn, deutete für Dienstag eine Lösung an.
Die Fehler der Vergangenheit müssten im Detail analysiert werden, damit ein vergleichbares Chaos in der Zukunft vermieden werde, erklärte die rheinland-pfälzische CDU-Vorsitzende Julia Klöckner. Dazu gehöre ein Personalkonzept, dass auch bei Engpässen greife und somit der Bahnverkehr aufrechterhalten werden könne. "Vom runden Tisch erwarte ich, dass eine Lösung gefunden wird, die spätestens bis zum Ende der Schulferien greift."
Bahnchef Rüdiger Grube brach seinen Urlaub wegen der Probleme in Mainz ab. Er will am Mittwoch in Frankfurt an einem weiteren Spitzengespräch mit Personalmanagern der Bahn und der EVG-Führung teilnehmen.