Der vorläufige Jahresabschluss von Groz-Beckert, Albstadts größtem Industrieunternehmen, liegt vor. Der Konzernumsatz ist 2023 auf um 66 auf 880 Millionen Euro gestiegen – das sind etwa acht Prozent.
Bei der Bewertung dieses Zuwachses gilt es allerdings eines zu beachten: Er geht praktisch ausschließlich auf das Konto des Geschäftsbereichs Industriemesser und der Remscheider TKM-Gruppe, die seit Oktober 2022 Teil der Groz-Beckert-Gruppe ist und innerhalb des Konzerns als eigenständiges Unternehmen geführt wird. Der beträchtliche Umsatzanstieg ist in erster Linie dem Umstand geschuldet, dass der Umsatz von TKM 2022 nur mit einem Quartal, also zu etwa einem Viertel, in der Konzernbilanz berücksichtigt werden konnte, 2023 dagegen mit allen vier.
Allerdings hat Groz-Beckert auch davon profitiert, dass TKM sehr verschiedene Märkte mit Industriemessern beliefert – diese schneiden Papier, Metall, Kunststoff, Holz und anderes mehr; die Kundschaft kommt sowohl aus dem Maschinenbau als auch aus der Möbelindustrie oder der Recyclingbranche. Dank der heterogenen Kundschaft ist das Geschäft mit Industriemessern weniger konjunkturabhängig als Groz-Beckerts Stammgeschäft mit Industrienadeln; die Nachfrage nach industriellen Schneidlösungen in den Bereichen Metall, Kunststoff und Gummi hat sich entgegen dem allgemeinen Trend 2023 gut entwickelt. Das für den Kauf von TKM ausschlaggebende Kalkül, zu diversifizieren, den Konzern breiter aufzustellen und das Risiko zu streuen, ist offensichtlich aufgegangen.
Bei den textilen Werkzeugen – Nadeln – stagniert der Absatz
Der zentrale Geschäftsbereich Textile Werkzeuge hat dagegen im vergangenen Jahr Umsatzeinbußen hinnehmen müssen: Sowohl die Nachfrage der Textilmaschinenbauer als auch der Textilhersteller und Nähereien ließ zu wünschen übrig. Von ungefähr kam das nicht; kaum eine Branche ist so konjunkturabhängig wie die Textilindustrie; die hohe Inflation in Europa und Nordamerika, das Konsumverhalten der Kundschaft, weltweite Unsicherheiten und hohe Zinsen wirkten zusammen, um die Investitionsbereitschaft der Textilunternehmen zu dämpfen. Im Geschäftsbereich Technische Textilien machte sich die allgemeine Flaute in der Bauindustrie bemerkbar. Die Geschäfte in der Verbundstoffindustrie entwickelten sich dagegen positiv.
Die Kurzarbeit geht vorerst weiter
Die Mitarbeiterzahl der Groz-Beckert-Gruppe ist 2023 nahezu konstant geblieben. Zum Jahresende beschäftigte der Konzern weltweit 9595 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sechs mehr als im Vorjahr, und am Stammsitz Albstadt 2253; das sind 34 mehr als Ende 2022. Die im Januar eingeführte Kurzarbeit besteht fort; nach wie vor liegt die Arbeitszeit um 20 Prozent unter dem Standard. Bis April soll sich daran nichts ändern.