Von zu viel Arbeit erschlagen fühlen sich die – zu wenigen – Mitarbeiter des Jugendamts im Kreis. Foto: © chaylek - stock.adobe.co

Da die Mitarbeiter heillos überarbeitet sind, soll das Jugendamt des Landkreises mehr Mitarbeiter bekommen. Im Jugendhilfeausschuss sind alle dafür – bis auf einen.

Das Jugendamt hat zu wenig Mitarbeiter. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung des Unternehmens Imaka, das vom Landratsamt beauftragt wurde, den aktuellen Personalbedarf zu ermitteln. Mit der Corona-Pandemie seien die Aufgaben des Jugendamts deutlich gewachsen, berichtete Landrat Klaus Michael Rückert schon vor mehr als einer Woche im Verwaltungs- und Sozialausschuss des Kreistags.

Dabei schilderte Rückert anschaulich, wie überlastet die Mitarbeiter des Jugendamts mittlerweile sind. Diese hätten zunächst versucht, mehr Arbeit in der vertraglich festgelegten Arbeitszeit zu erledigen. Später hätten sie dann auch immer mehr Überstunden machen müssen und schließlich sei es zu „Überlastungsanzeichen“ gekommen. „Da haben bei uns die Alarmglocken geschellt“, sagte Rückert.

Mehr als sieben zusätzliche Stellen sind nötig

Daher beabsichtigt die Kreisverwaltung nun, 7,35 zusätzliche Stellen im Jugendamt zu schaffen. Damit folgt das Landratsamt dem Ergebnis der Imaka-Untersuchung. Und auch die Mitglieder des Verwaltungs- und Sozialausschusses zeigten sich von der Notwendigkeit einer Personalaufstockung überzeugt und stimmten fast einstimmig – bei einer Enthaltung – dafür.

Ähnlich sahen nun auch in dieser Woche die Mehrheitsverhältnisse im Jugendhilfeausschuss aus. Nur ein Kreisrat stemmte sich vehement gegen die überwältigende Mehrheit: Claas Wolff von der FDP. „Ich werde dagegen stimmen“, kündigte Wolff an. Denn die Mehrkosten von 450 000 Euro im Jahr sind ihm zu viel. „Wir können uns das nicht ohne weiteres leisten“, meinte Wolff und verwies darauf, dass schon das Krankenhaus immer höhere Millionenbeträge verschlingt. Auch kritisierte der FDP-Mann, dass der Bund 35 Prozent der Steuergelder für das Sozialwesen ausgebe. „Das ist doch ein Irrsinn. Wir müssen irgendwann sagen, das geht nicht mehr.“

Einsparungen wären gegen das Gesetz

Doch mit dieser Meinung stand Wolff im Gremium weitgehend allein. So erinnerte der Erste Landesbeamte Reinhard Geiser, der die Sitzung leitete, daran, dass die Arbeit des Jugendamts „gesetzliche Pflichtaufgabe“ sei. „Das ist ein Bereich, wo ich unrechtmäßig kürzen würde.“ Weiter meinte Geiser: „Ich kann nicht guten Gewissens die Mitarbeiterinnen in unterbesetzter Form diese wichtige Aufgabe erfüllen lassen.“

Unterstützung bekam er von Wolf Hoffmann von den Grünen, der ebenfalls schon allein aus rechtlichen Gründen keinen Entscheidungsspielraum sah. „Wir sind dafür da, die Mittel bereitzustellen, die für soziale Zwecke gebraucht werden. Punkt.“ Und auch Freudenstadts Bürgermeisterin Stephanie Hentschel (FWV) mahnte, nicht auf Kosten der Mitarbeiter zu sparen, die so engagiert in ihrem Beruf seien, dass sie „eher etwas mehr arbeiten und zur Selbstausbeutung neigen“.

Bärbel Altendorf-Jehle von der Frauenliste hielt es ebenfalls für unpassend, ausgerechnet beim Jugendamt den Rotstift anzusetzen. „Wenn die Mitarbeiter im Jugendamt überlastet sind, kann man davor nicht die Augen verschließen.“ Auch fragte Altendorf-Jehle, was denn wäre, wenn es kein Jugendamt gäbe: „Ich möchte nicht wissen, was die Gesellschaft dann zu bezahlen hätte.“

Doch von alldem ließ sich Wolff nicht beirren. Bei der finalen Abstimmung stimmte er gegen die zusätzlichen Stellen – als einziger im Ausschuss.