Bürgermeister Matthias Gutbrod hofft, dass die Kippenheimer das neue Bürgerhaus mit Leben füllen. Foto: Köhler

Kippenheim hat ein neues Aushängeschild: Das Bürgerhaus am nördlichen Ortseingang ist am Sonntag mit einer Feier eingeweiht worden. Bürgermeister Matthias Gutbrod begrüßte dazu rund 400 Gäste im „neuen Zuhause für Ehrenamt und Vereine“.

Nur wenn die Kippenheimer ihr neues Bürgerhaus nutzen und es „mit Leben füllen“ wird aus dem Sieben-Millionen-Euro-Projekt ein erfolgreiches. Darin waren sich alle Redner einig. Die Eröffnungsfeier legte dafür den Grundstein: Etwa 400 Menschen kamen zur Einweihung und feierten gut gelaunt ihr erstes Fest am neuen Treffpunkt.

Bürgermeister Matthias Gutbrod stieg mit ein wenig Wehmut in seine Rede ein: „Die 70-jährige Ära der alten Festhalle geht zu Ende“. Viele Feste und Veranstaltungen, kurzum viele Emotionen und Erinnerungen, würden die Kippenheimer mit ihr verbinden. Doch: „Der Zahn der Zeit hat genagt“. 1991 gab es erste Gespräche über eine Sanierung, blickte Gutbrod zurück. Kleinere Maßnahmen wurden umgesetzt. Ab 2013 wurde die Idee des Neubaus konkreter. 2017 und 2018 folgte eine Phase der Bürgerbeteiligung mit Moderatorin Judith Nägeli. „Jeder, der wollte, war dabei“, erinnerte sich Gutbrod. Schließlich fiel die Standortwahl „mit 14 von 15 Stimmen im Gemeinderat“ auf den nördlichen Ortseingang. 2021 erfolgte der Spatenstich.

„Es ist sicher noch nicht alles perfekt, wir müssen vielleicht noch nachjustieren“, sagte Gutbrod vorsichtig. Doch für ihn sei klar: Als „Visitenkarte am Ortseingang, auf die alle stolz sein können“ und als „neues Wahrzeichen der Gemeinde“ verändere das Bürgerhaus den Blick auf die Gemeinde zum Positiven.

Kostenrahmen trotz der Krisen eingehalten

Stolz zeigte sich Gutbrod darüber, dass der Kostenrahmen von sieben Millionen Euro eingehalten werden konnte – trotz aller Krisen während der zwei Jahre Bauzeit. Möglich gewesen sei das durch Projektleiter Ralph Beck, die Architekten von K  9 und einen Gemeinderat, der stets flexibel reagiert habe. Nun gehe es darum, „die Zukunft zu gestalten. Möglichst viele Menschen sollen hier ein Zuhause finden. Jeden Tag soll hier etwas los sein, hier soll sich die Gemeinde treffen“, blickte der Bürgermeister voraus. Lachende Kinder auf dem neuen Spielplatz erfüllten ihn bereits mit Freude.

Das Bürgerhaus mit Leben erfüllen sollen und möchten die Gruppen, die es von nun an regelmäßig nutzen. Das wird zum Beispiel die Volkshochschule sein, deren Veranstaltungen bisher im Ort verteilt waren. Heinz und Cordula Siefert freuten sich darüber, dass sich die „räumlichen Engpässe nun erheblich verbessern. Sie sind sich sicher, dass die Kursteilnehmer sich wohlfühlen werden. Auch Daniela Goth von der Bücherei, die einen prominenten Platz im neuen Bürgerhaus hat, ist überzeugt, dass diese zu einer „Begegnungsstätte für Jung und Alt“ wird.

Bei der Eröffnungsfeier zu Wort kamen auch einige der Handwerker, die am Bau beteiligt waren. Ihnen allen war die Begeisterung für das Projekt anzumerken. So schilderte etwa die Firma Nowack, wie innerhalb von fünf Tagen 130 000 Quadratmeter Holz in drei Sattelzügen auf der Baustelle ankamen und im Dach verbaut wurden. Siegfried Baumgartner erklärte die Elektroplanung und das vielseitige Beleuchtungskonzept der Festhalle. Alexander Gut von der Firma Hiller betonte, wie stolz er sei, den Auftrag zur Möblierung bekommen zu haben, und die Firma Schmid und Söhne lobte den nachhaltigen Boden.

Musikalischer Rahmen sorgt für Stimmung

Buchstäblich von ihrer neuen Bühne konnten sich der Musikverein und der Männergesangverein bereits bei der Eröffnung überzeugen. „Wir haben die alte Festhalle geliebt. Aber wir freuen uns auch auf die Zukunft“, sagte Josef Kupfer vom Vorstand des Musikvereins. Am 29. April plant der MV sein erstes Konzert am neuen Ort. „Raum- und Klangakustik sind überragend“, zeigte sich Thomas Gehrlein, Vorsitzender des Männergesangvereins, bereits überzeugt.

„Zu einer Einweihung gehört auch immer eine Weihung“, leitete Bürgermeister Gutbrod die Worte der Pfarrer Matthias Ibach und Martin Grüsser ein. Sie beteten mit den anwesenden Bürgern für Gottes Segen und dafür, dass das Bürgerhaus ein friedlicher Ort und ein Ort des lebendigen Miteinanders sein möge. Auch stimmten die Pfarrer die Musikstücke „Laudato si“ und „Großer Gott, wir loben dich“ an, bei denen die Kippenheimer fleißig mitsangen. Ebenso freudig sangen sie das Badnerlied mit. Dieses trugen der Musikverein und der Männergesangverein gemeinsam mit auf Kippenheim umgedichtetem Text vor. Die Aufforderung, das Bürgerhaus mit Leben zu füllen, setzten die Kippenheimer somit bereits gut um.

Symbolik des Gebäudes

Marc Lösch vom Freiburger Architekturbüro „K 9-Architekten“ gab bei seiner Rede einen Einblick in die Gestaltung des Bürgerhauses. So soll die Farbgebung die Kippenheimer Erde darstellen, die Dachform die Hügel und die roten Elemente den Sandstein, der häufig im Ort vorkommt. Für die Akustik-Decke habe man aus Kostengründen nicht das astfreie Weißtannenholz verwenden können, erinnerte sich der Architekt an einige Schwierigkeiten. „Die gesamte Technik ist unter der Bühne“, erklärte Lösch weiter. Dort ist zudem unter anderem eine Luft-Wärmepumpe als Heizsystem. „Es ist ein echter Kulturtempel entstanden“, freute sich der Architekt über das finale Werk.