Für den Bau der neuen Brücke wird eine Baustraße benötigt. Foto: RP Freiburg

Vorbereitende Maßnahmen laufen. Start mit Verspätung. Spezieller Baukran.

Eigentlich sollten die Bauarbeiten an der zweiten Gauchachbrücke schon laufen, noch ist man allerdings erst im Planfeststellungsverfahren und die Ausschreibung wird abschließend vorbereitet.

Donaueschingen/Bräunlingen - Der Bau der zweiten Gauchachtalbrücke ist das große Bauprojekt auf der Baar. Und das nicht nur wegen des schieren Aufwandes, der bei der Konstruktion und der Montage zum Einsatz kommen wird. Auch der Kostenrahmen nimmt enorme Dimensionen ein. Zudem hat dieser sich sukzessive im Laufe des Planungsprozesses nach oben entwickelt. "Das Projekt liegt im Rahmen der über den RE-Vorentwurf ermittelten Kosten", heißt es aus der Pressestelle des Regierungspräsidiums.

RE ist das Kürzel für die "Richtlinien zum Planungsprozess und für die einheitliche Gestaltung von Entwurfsunterlagen im Straßenbau". Rangierten die ersten Kostenangaben der Brücke bei etwa 30 bis 35 Millionen Euro, befinden sie sich mittlerweile im Bereich von 56,4 Millionen Euro. Auf der Homepage des Regierungspräsidiums Freiburg steht unter Zahlen und Fakten zur Gauchachtalbrücke bei den Projektkosten der Vermerk: noch in Bearbeitung.

Start mit Verspätung

Das Großprojekt ist indes mit ordentlich Verspätung gestartet. Verwunderlich, da ja die Pläne der ersten Brücke noch in der Schublade lagen, ebenso das dafür notwendige Planungsfeststellungsverfahren (PFV). Nun hat sich jedoch herausgestellt, dass in Fragen des Artenschutzes einige Punkte aktualisiert werden müssen. Und das kostet Zeit. Im ursprünglichen Projektverlauf sollte die Entwurfsplanung der Brücke bis Ende 2017 abgeschlossen sein, die Ausschreibung der Arbeiten für 2018 vorbereitet werden. Angepeilt war, "im Idealfall", ein Baubeginn für 2019. Mit dem Baustart für die zweite Brücke rechnet man nun Ende 2021, ließ Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer in einem Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten Thorsten Frei im August verlauten. Die Überarbeitung des PFV ist indes noch nicht beendet. "Derzeit werden noch Auflagen der Unteren Naturschutzbehörden in das Planfeststellungsverfahren eingearbeitet", erklärt Heike Spannagel, Pressesprecherin des Regierungspräsidiums.

Aktuell werden demnach die Daten für die Planfeststellung zusammengeführt, außerdem die Vertrags- und Ausschreibungsunterlagen abschließend bearbeitet. "Die nächsten Schritte werden sich dann auf die Vorbereitung der europaweiten Ausschreibung fokussieren", so Spannagel weiter.

Im neuen Zeitplan mit einem Baubeginn 2021 befindet sich das Projekt allerdings wohl. Die Entwurfsplanung habe man innerhalb des Zeitplanes abgeschlossen und das Regierungspräsidium befinde sich dazu aktuell in der erforderlichen Abstimmung mit dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur und dem Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg.

Spezieller Baukran

Was jedoch schon früher beginnen soll, das sind die Vorbereitungen für die große Baustelle. Um die Brücke schließlich zu montieren, wird ein spezieller Baukran benötigt, für den eigens eine Straße im Tal parallel zur Brücke entstehen soll. Diese wird nach den Arbeiten bestehen bleiben und überwuchern. Erste vorbereitende Maßnahmen für die Baustelle sollen noch im Winter 2020/21 begonnen werden: "Hierbei handelt es sich unter anderem um vorgezogene Maßnahmen des Artenschutzes der Landschaftsplanung", erklärt Spannagel. Dabei handle es sich um Ausgleichsmaßnahmen für Reptilien, Insekten und Vögel. Erste Ausgleiche in Form von Brachflächenanlagen für Feldlärchen und Nistkasten für Fledermäuse habe man bereits geschaffen.

Ist dann irgendwann auch die Auftragsvergabe abgeschlossen, wird die beauftragte Baufirma circa Ende 2021 mit der Erstellung des 3D-Ausführungsmodells beginnen und in einem nächsten Schritt die Baustelleneinrichtung und die Baustraßen vor Ort anlegen."

Coronaregeln einzuhalten

Wie in anderen Wirtschaftsbereichen auch, geht die Coronakrise am großen Brückenprojekt nicht spurlos vorüber. "Projektbesprechungen werden überwiegend als Videokonferenz abgehalten und notwendige Präsenztermine sind nur unter Einhaltung der erforderlichen Hygienevorschriften und den jeweils aktuell geltenden Regelungen durchführbar", sagt die Pressesprecherin des Regierungspräsidiums.

Brücke: Das Bauwerk wird eine rund 800 Meter lange geschwungene Stahlverbundkonstruktion über zehn Felder mit bis zu 100 Metern Spannweite. Eigens für den Bau soll im Gauchachtal eine 26 Meter breite Baustraße errichtet werden, auf der dann die großen Kräne arbeiten können, die für das Projekt notwendig sind. Die Straße bleibt nach Fertigstellung der Brücke bestehen und wird nicht zurückgebaut. Sie wird dann auch notwendig, um die Erdmasse der anfallenden Ausgleichsmaßnahmen zu stützen.

Digital: Das Bauprojekt ist eines der Pilotprojekte im Rahmen des Stufenplanes Digitales Planen und Bauen und wird als sogenanntes "BIM-Projekt" (Building Information Modeling) bearbeitet. Ziel ist eine gemeinschaftlich für alle Projektbeteiligten nutzbare, digital unterstützte Grundlage für Planung, Bau und Betrieb des Bauwerks zu schaffen. Die Gauchachtalbrücke ist eines von elf Pilotprojekten bundesweit.

Kritik: Neben den besonderen Herausforderungen bei der Gutachten-Erstellung gab es im Dögginger Ortschaftsrat und dem Bräunlinger Gemeinderat deutliche Kritik an der Planung zu den notwendigen Ausgleichsmaßnahmen rund um das Gebiet der Brücke zu hören. Planer Andreas Langenbach vom Regierungspräsidium (RP) konnte schließlich eine Neufassung der Landschaftsplanung vorstellen, die Zustimmung erhielt.

Gutachten: Mit ein Problem beim Zeitablauf sind die Gutachten zum Artenschutz im Gauchachtal. Das bestehende Gutachten wurde beim Bau der ersten Brücke 2002 angefertigt und sollte wieder aus der Schublade kommen. Es muss jedoch auf den neuesten Stand gebracht werden. Laut Regierungspräsidium habe sich das als anspruchsvoller herausgestellt, als angenommen.