Wie werden die Autofahrer reagieren? Wenn der Friedrichsplatz in Rottweil ab 1. Juli halbseitig gesperrt wird, gilt eine ganz neue Verkehrsführung in der Stadt. Jetzt gibt die Verwaltung die Details bekannt. Alle Bürger sollen rechtzeitig informiert sein.
Noch existiert die ganze Sache nur auf dem Plan, ab 1. Juli wird es ernst: Dann startet in Rottweil der Verkehrsversuch – und damit geht die wohl größte Veränderung einher, „seit die obere Hauptstraße zur Fußgängerzone wurde“, wie Oberbürgermeister Christian Ruf am Montag die Dimensionen verdeutlicht.
In der Tat, wer gerne im „Autopilot“- Modus gedankenverloren durch die Stadt fährt, muss sich von 1. Juli bis 15. Oktober umstellen. Neue Wege sind gefragt, um ans Ziel zu kommen. Der Friedrichsplatz ist nur noch stadtauswärts, also Richtung Nägelesgraben/Culinara befahrbar, die Waldtorstraße und Neutorstraße oberhalb des Schwarzen Tors werden ebenfalls Einbahnstraße in Richtung Schramberger Straße/Heimburger. Das hat etliche weitere Änderungen zur Folge, damit der Verkehr in einem neu geschaffenen „Ringverkehr“ möglichst im Flow bleibt. Dieser soll die Verkehrsbelastung in der historischen Innenstadt reduzieren und den Verkehr gleichmäßiger verteilen.
Die Änderungen sind:
Friedrichsplatz: Hier gilt Einbahnverkehr stadtauswärts in Richtung Nägelesgraben. Busse und Radfahrer können weiterhin in beide Richtungen fahren.
In der Bruderschaftsgasse wird die Fahrtrichtung gedreht, statt nur nach oben geht es künftig nur nach unten Richtung Kriegsdamm. Hintergrund: Schleichverkehr soll vermieden werden.
Kreisverkehr Nägelesgraben/Predigerstraße: Die Durchfahrt in Richtung Friedrichsplatz ist nicht mehr möglich. Nur Busse und Radfahrer dürfen vom Kreisverkehr aus weiterhin in die Stadt fahren.
Waldtorstraße/Neutorstraße: Hier gilt Einbahnverkehr für alle motorisierten Fahrzeuge, die aus Richtung Oberndorfer Straße/Flöttlinstorstraße kommen. Über die innere Schramberger Straße gelangt man nicht mehr in die Neutorstraße und Waldtorstraße. Eine Wendemöglichkeit im Bereich „Am Zwinger“ wird eingerichtet.
Die Zufahrt zum Parkplatz am Kapuziner wird neu geregelt: Man kann nicht mehr von der Waldtorstraße aus runter fahren, sondern nur über den Stadtgraben hoch. Die Ausfahrt ist sowohl in Richtung Stadtgraben als auch in Richtung Waldtorstraße möglich.
Königstraße/Hochbrücke/Marxstraße: Auf der Hochbrücke und in der Königstraße ab der Villa Duttenhofer gibt es einen Schutzstreifen für Radfahrer. In der Marxstraße entfällt eine Fahrspur ab der AOK, stattdessen werden ein Radfahrstreifen und Aufstellflächen vor der Ampel für Radfahrer eingerichtet. Diese können die Marxstraße hier in beide Richtungen befahren.
Umfassende Infos
OB Ruf und der Mobilitätsbeauftragte der Stadt, Horst Bisinger, heben hervor, dass alle Betroffenen jetzt und in den nächsten Wochen umfassend informiert werden, sodass wirklich jeder wissen kann, was auf ihn zukommt.
Mehr Leben in der Stadt
Zum anderen, so betonen sie, habe der Verkehrsversuch nicht nur das – wichtige – Ziel, den Verkehr in den Innenstadt zu reduzieren, sondern auch, die Lebens- und Aufenthaltsqualität deutlich zu verbessern. Dazu trägt ein buntes Programm in den Monaten des Testlaufs bei. „Es wird einiges los sein in der Stadt“, sagt Ruf.
Und dafür werden mehr Fläche und mehr Grün geschaffen. Im Fokus auch hier: Der Friedrichsplatz. Die Busspur vor dem ehemaligen Müller bleibt, die Spur gegenüber wird zur zusätzlichen Bürgersteig-Fläche, die Busse halten dann davor. Die Stadt pflanzt Bäume – „und die bleiben dann auch“, betont Ruf –, stellt Sitzmöbel und Spielmöglichkeiten auf.
„Aufenthaltsinseln“, auch im Bereich von Soluna und Rudi’s sowie vor dem „Becher“, bieten Platz zum Chillen, Spielen, Genießen und mehr. Zudem sind Konzerte von Musikvereinen und mehr geplant.
Zum Auftakt finden am 2. Juli der große Blaulichttag und ein verkaufsoffener Sonntag statt, am 10. September ist der Tag der Blasmusik, auf dem Münsterplatz sind Abendmärkte geplant und am 15. Oktober beendet der Volksbank-Lauf mit verkaufsoffenem Sonntag den Versuch.
Gespannt aufs Ergebnis
Wohlgemerkt – ein Versuch: „Wir wollen mutig sein, nicht einfach ein Konzept drüberstülpen, sondern schauen, wie es tatsächlich läuft“, sagt OB Ruf. Und klar ist auch ihm: Die 4200 Fahrzeuge weniger, die für den Friedrichsplatz errechnet sind, „werden sich nicht in Luft auflösen“. Sie werden sich neue Wege suchen. Wo genau? Der Verkehrsversuch soll alle ein bisschen schlauer machen.