Unter Narren hält man zusammen – oder schafft bestehenen Streit durch einen Ausgleich wieder aus der Welt. Das ist zumindest zwei Grosselfingern gelungen, die sich wegen einer handgreiflichen Auseinandersetzung vor Gericht sahen. Foto: Archiv

Verfahren wegen Körperverletzung wird mittels Täter-Opfer-Ausgleich eingestellt. Versöhnung am Ende.

Grosselfingen - Ein Mann aus Grosselfingen stand vor Gericht, da er einen Jugendlichen vor dem Bauwagen bei den Tennisplätzen in den Schwitzkasten genommen und ihm durch Schläge ins Gesicht Schürfwunden zugefügt haben soll. Das Verfahren wurde mittels Täter-Opfer-Ausgleich eingestellt.

 

Für die Jugendlichen aus Grosselfingen ist es eine tolle Sache, dass sie einen Bauwagen, der nahe der örtlichen Tennisplätze steht, nutzen dürfen, um sich dort zu treffen. Bei den umliegenden Anwohnern scheint diese Möglichkeit der Freizeitgestaltung jedoch mitunter für Unbehagen zu sorgen - einige unter ihnen klagen seither über nächtliche Ruhestörungen, wie der Angeklagte, Vater einer vierköpfigen Familie, vor Gericht aussagte.

Vorfall beschäftigt Angeklagten innerlich

Und in einer Nacht sei seine ganze Familie aufgeschreckt, da ein Unbekannter eine vor seinem Haus befindliche Maschine in Gang brachte, die daraufhin mit lautem Lärm gegen die Hauswand schepperte. "Es war wie ein Erdbeben, meine ganze Familie ist aufgewacht und die Nacht war vorbei für uns", so der Angeklagte. Der Grosselfinger machte sich daraufhin die dörfliche Gemeinschaft, in der bekanntlich quasi jeder jeden kennt, zunutze und fragte herum, wer das hätte sein können. Schnell fiel der Verdacht auf den Geschädigten, einen Jugendlichen, der gerade eine Ausbildung machte, durch die er entsprechende technische Kenntnisse erlangt haben konnte, um das Gerät in Betrieb zu setzen - auch im Dunkeln, nachts um drei Uhr. Im Nachhinein ist dem Angeklagten klar, dass er nicht sicher wissen konnte, ob der junge Mann tatsächlich der "Täter" gewesen ist: "Also das war nichts Hundertprozentiges", gesteht er vor Gericht ein.

Er habe auch mit dem jetzigen Bürgermeisterkandidaten gesprochen, der wiederum zusagte, mit den Jugendlichen über den Vorfall und die immer wieder auftretenden nächtlichen Lärmbelästigungen zu reden. Sie sollten den Bauwagen nutzen dürfen, jedoch möglichst leise nach Hause gehen.

Doch der Vorfall schien den Angeklagten innerlich weiterhin zu beschäftigen. Es sei auch weiterhin nachts immer wieder laut gewesen, sagte der Angeklagte vor Gericht, immer wieder hörte man Flaschen auf den Boden fallen. Er habe nicht gewusst, wie er sich wehren könne.

Der Geschädigte nimmt Entschuldigung und Schmerzensgeld an

Und als er dann eines Nachts im Juni 2019 vom Weilheimer Dorffest nach Hause lief machte er beim Bauwagen Halt, um den Jugendlichen, den er verdächtigte, zur Rede zu stellen. Doch der habe ihn gleich weggeschickt, er sei es nicht gewesen. "Weil er mich los haben wollte, habe ich ihn in den Schwitzkasten genommen", so der Angeklagte. Er habe dem jungen Mann klarmachen wollen, dass es sich nicht um ein Kavaliersdelikt handele, dass er im Schichtdienst arbeite und zwei Kinder habe, die nachts schlafen wollen. Den jungen Mann in den Schwitzkasten genommen zu haben, räumte der Familienvater also ein - daran, ihn geschlagen zu haben, konnte er sich aber nicht erinnern - wobei er zugab, an diesem Abend schon etwa drei Bier getrunken zu haben. Der Vater des Geschädigten überzeugte seinen Sohn schließlich, bei der Polizei Anzeige zu erstatten.

Dem Angeklagten war es wichtig klarzustellen, dass er sich eigentlich nichts habe zu Schulden kommen lassen wollen - die Dorfgemeinschaft sei ihm wichtig. Und dann habe er, selbst Mitglied im örtlichen Narrenverein, auch noch davon erfahren, dass auch der Geschädigte in den Verein eintreten wolle - aus seiner Sicht noch ein dringender Grund mehr, eine gütliche Lösung anzustreben, denn der Verein liege ihm sehr am Herzen: "Wir kennen uns, die Sache muss aus der Welt geschaffen werden, damit du weißt, dass du in den Verein eintreten kannst. Ich möchte mich bei dir entschuldigen und dir 500 Euro Schmerzensgeld geben". Der Geschädigte nahm die Entschuldigung und das Geld an. Wie gut, dass beide Narren sind – in diesem Fall hat das Vereinsleben wohl einen beachtlichen Teil zur Streitschlichtung beigetragen.