Das schnelle Internet kommt im Grosselfinger Gewerbegebiet allem Anschein nach in Sicht: Die hauchdünnen Glasfasern sollen einmal in diesen Kabeln verlaufen. An den Kästen soll so etwas wie eine Schaltstation eingerichtet werden, die diese Fasern trennt. Foto: Kauffmann

Helmuth Thoma befürchtet Zwangsurlaub für Mitarbeiter. Glasfaser-Ausbau hat sich verzögert.

Grosselfingen - Kommt das Turbo-Internet aus den Glasfaserleitungen noch rechtzeitig im Grosselfinger Gewerbegebiet an? Eine Frage, die derzeit vor allem Helmuth Thoma stellt. Wir sind dem Thema nachgegangen: Warum zieht sich der Ausbau so lange hin?

Die Internetgeschwindigkeit erreicht im Grosselfinger Gewerbegebiet Schneckentempo. Höchstens. Unternehmer Helmuth Thoma ist sauer: "Wenn die Telekom ernst macht und wir bis Juli keinen Ersatz für unsere Kupferleitungen haben, dann können wir den Laden schließen. Das ist die Realität, leider." Die Telekom habe ihn über die "Modernisierung" seines Anschlusses informiert. Das Problem: Sein Unternehmen befindet sich am Ende der Leitung, und dort sind die verbleibenden Kapazitäten zu gering, sodass eine Modernisierung gar keinen Sinn macht. Falls sich das nicht ändere, müsse Thoma seine Mitarbeiter in Zwangsurlaub schicken, "ohne Internet geht bei uns nichts". Noch ärgerlicher für ihn: In der Gewerbestraße, direkt vor seinem Werkstor, liegen bereits die Leerrohre. Was noch fehlt: Die Glasfasern in den Rohren. Und das, obwohl das Internet für viele Unternehmen einen Standortfaktor darstellt. Warum geht es mit dem Ausbau dennoch so langsam voran?

Wer sich näher mit dem Internetausbau beschäftigt, stößt auf ein Geflecht von Firmen, Tochterfirmen und Ansprechpartnern, die jeweils ihre eigenen Interessen zu verfolgen scheinen – offenbar auch, wenn dies zu Lasten der Endkunden geht.

Begonnen hat der Ausbau des schnellen Internets mit Glasfasern vielversprechend. Das Landratsamt hat begonnen, Planungen für den Bau eines Leerrohr-Netzes zu erstellen. Diese wurden an die Gemeinden übergeben, die darauf mit der Verlegung dieser Rohre begonnen haben. So hat zum Beispiel die Gemeinde Grosselfingen das Balinger Ingenieur-Büro Maute beauftragt, die Rohre zu verlegen, die auch vor Thomas Firmengelände in der Gewerbestraße verlaufen.

Offenbar soll Ausbau des Glasfaser-Internets in den nächsten Wochen beginnen

Die eigentliche Herausforderung beginnt nun jedoch mit der Suche nach einem Betreiber. Dieser sollte Privat- und Firmenkunden den Anschluss zur Verfügung stellen und die Glasfaserkabel in die Leerrohre "einblasen". Der Betrieb dieses Netzes ist Mitte des Jahres 2018 europaweit ausgeschrieben worden.

Gewonnen hat das Balinger Unternehmen Zollernalb-Data, eine Tochterfirma der Balinger Stadtwerke. Wie es aus Fachkreisen heißt, dauere das Einblasen der Glasfasern und der Anschluss der Anlieger im Gewerbegebiet nur wenige Wochen. Warum tut sich seit Monaten nichts?

Offizielle Stellungnahmen dazu sucht man vergebens. Offenbar beharken sich die Verantwortlichen seit Monaten. Grund dafür ist die Ausschreibung zum Betrieb der Leerrohre: Auch die NeckarCom mit Sitz in Ellwangen, eine Marke der Netcom BW, die wiederum eine Tochter von EnBW ist, hat sich als Betreiber beworben, jedoch die Ausschreibung gegen die Zollernalb-Data verloren. Manche verdächtigen deshalb die NeckarCom, dem Konkurrenten, der Zollernalb-Data, das Leben schwer zu machen – auf Kosten des Glasfaser-Ausbaus in Grosselfingen, der bereits monatelang vor sich hin dümpelt.

Zusammenarbeit muss funktionieren

Auf die Zusammenarbeit sind die beiden Unternehmen aber angewiesen: Zollernalb-Data darf das Netz in Grosselfingen zwar betreiben, aber das Kabel mit dem schnellen Internet, das von Engstlatt nach Grosselfingen führt, gehört zum Netz des EnBW-Konzerns (zu dem die NeckarCom gehört).

Auf Anfrage schreibt eine Pressesprecherin von NeckarCom: "Wir stehen dem Ausbau in Grosselfingen keinesfalls im Wege." Dagegen trage das Unternehmen durchaus dazu bei, eine Lösung zu finden. So sei zwischen den Gemeinden des Zollernalbkreises und der NeckarCom kürzlich ein Rahmenvertrag über die (Mit-)Nutzung der benötigten Netze geschlossen worden – dies betrifft unter anderem die entscheidende Internetverbindung, die von Engstlatt nach Grosselfingen führt. Weiter heißt es: "Die nötigen Maßnahmen für die Bereitstellung des Netzes für den Ausbau in Grosselfingen sind bereits von der NetCom BW eingeplant und mit dem zuständigen Planungsbüro" besprochen.

Ein Durchbruch? "Jetzt kommt’s langsam zum Laufen", heißt es auch von der Zollernalb-Data. Schon in einigen Wochen sollen die Arbeiten beginnen und die Anlieger im Gewerbegebiet mit superschnellem Glasfaser-Internet versorgt werden. Im Raum steht, dass die Arbeiten schon bis Ende Juni beendet sein sollen.