Das Hagelunwetter am Dienstag hat in Grosselfingen verheerende Schäden angerichtet. Auf dem Marienhof steht das Ehepaar Koch ratlos in einer Scheune. Durch das Dach ist der blaue Himmel zu sehen. Foto: Beiter

Unwetter richtet in Grosselfingen hohen Schaden an. Ortskern und Aussiedlerhöfe am stärksten getroffen.

Grosselfingen - Mit brachialer Gewalt ist das Hagelunwetter am Dienstag über Grosselfingen hinweg gezogen. Nicht alle Teile des Ortes waren gleich betroffen. Im alten Ortskern und vor allem an den Aussiedlerhöfen in Richtung Weilheim hat das Unwetter verheerende Schäden zurückgelassen.

Die drei Höfe hat das Unwetter schwer getroffen. Gefasst, aber ratlos stehen Regina und Michael Koch im Stall des Marienhofs und begutachten das durchlöcherte Dach. Durch das Welldach blitzt an unzähligen Löchern der blaue Himmel. Sie seien gerade vom Feld gekommen und mussten das Unwetter in der Kabine des Traktors mit ansehen. Der hart gestampfte und sonst trockene Lehmboden auf der Fahrstraße im Stall ist vom Regenwasser durchnässt und weich. Sämtliche Dächer auf dem Hof, mehrere hundert Quadratmeter, sind schwer beschädigt. Im Wohnhaus stand vergangene Nacht das Wasser. Das Heu, Futter für die Pferde des Hofes, haben die Kochs noch in der Nacht in der Otto-Marienfeld-Halle in Sicherheit gebracht. Doch auch dort regnet es herein. Die Fotovoltaik-Anlage hat die riesigen Hagelkörner zwar abgehalten. Dafür ist sie nun praktisch vollständig beschädigt. Wie die Kochs ihr Heu, das Stroh und das Getreide langfristig sichern, dafür hatten sie gestern "noch keinen Plan", sagt die Landwirtin. "Wenn alles kaputt ist, geht der Platz aus. Momentan ist Notstand."

Auch bei den Nachbarn auf dem Lindenhof und dem Osterhof sieht es ähnlich aus. Auch dort sind viele Stellen an den Dächern provisorisch abgedeckt. "Das darf kein Dauerzustand werden", meint Regina Koch. Zum Glück standen die Tiere wegen der Hitze einigermaßen geschützt im Stall.

Auch im Ortskern sind viele Häuser beschädigt. Autos sind verdellt, Windschutzscheiben gesprungen und zum Teil ganz eingeschlagen. Die Feuerwehr hat 60 Einsatzstellen aufgenommen, 40 davon an Wohngebäuden, der Rest sind Nebengebäude, zählt der stellvertretende Feuerwehrkommandant Ralf Flieg auf. Am Nachmittag mussten noch 15 Schadstellen aufgearbeitet werden. Mit den vielen kleineren Schäden summierten sich die Schadstellen laut Bauhofleiter Silvester Rapp sogar auf weit über 100.

In der Nacht hatte die Feuerwehr bis 2 Uhr gearbeitet, erzählen Monia Stauß und Benjamin Koch. Es sei schon dramatisch gewesen, sagen die beiden jungen Einsatzkräfte. Sie sehen erschöpft aus und der der Schweiß rinnt ihnen über die Stirn. Gestern war Dienstbeginn um acht Uhr, das Ende des Einsatzes noch offen. Am Dienstag waren 60 Einsatzkräfte unterwegs, gestern waren es noch einmal 40. Die Feuerwehren aus Albstadt, Bisingen, Haigerloch, Rangendingen und Hechingen leisteten Überlandhilfe. Mit Hilfe von drei Drehleitern, mehreren Hebebühnen und Steckleitern wurden Dachpfannen ausgewechselt, Dachfenster erneuert und Folien als Schutz gegen den Regen gespannt.

Die Gemeinde hatte gestern rasch reagiert und ließ den Bauhof Planen besorgen. "Das ist ein Wettlauf gegen die Zeit", meinte Bürgermeister Franz-Josef Möller. Denn laut Wetterdienst war für den späten Nachmittag bereits die nächste Gewitterfront angesagt.

Die meisten Schäden entstanden in der Ortsmitte südwestlich der Alten Schule. Einen großen Schaden gab es am Kronen-Saal. Auch am Rathaus mussten 250 Ziegel ausgetauscht werden. "Wir waren noch im Rathaus, als es plötzlich durch die Decke tropfte", erzählt Möller.

40 Ziegel und das Dachfenster wurden bei Roland und Regina Dehner an deren Haus in der Schreinergasse zerstört. Die Ziegel hat er mit Hilfe einer Leiter selbst ausgewechselt. "Der Hagel war schon schlimm", erinnert sich der Grosselfinger. Hinter dem Haus hätten die Hagelkörner einen Kunststofftisch samt Tischtuch "sauber durch gestanzt". Um die Mittagszeit war er fertig. Während des Unwetters war er in der Garage eingesperrt. "Da konnte man nicht mehr raus. Wir wären sonst erschlagen worden", erzählt er. Er zeigt auf das Auto seines Nachbarn, das unter dem Car-Port steht: "Trotz Car-Port ist das Auto zerbeult."