Christoph Weeber kümmert sich als Verwalter des Homburger Hofs auch um die gut 1400 Hühner. Diese sind beim Fototermin aus Angst vor Greifvögeln lieber in ihrem überdachten Stall geblieben. Fotos: Kauffmann Foto: Schwarzwälder Bote

Verbraucher: Christoph Weeber über "kleine Strukturen" in der Landwirtschaft / Kunden entscheiden

Die 1400 Hühner, 200 Rinder und 28 Schweine auf dem Homburger Hof wollen auch in Krisensituationen gefüttert und versorgt werden. Hofleiter Christoph Weeber: "Die aktuelle Situation zeigt, wie wichtig die regionale Produktion ist."

Grosselfingen. Christoph Weeber ist Landwirt mit Leib und Seele: Der Leiter des 200 Hektar großen Homburger Hofs bei Grosselfingen könnte sich keinen schöneren Beruf vorstellen. Der gelernte IT-Systemelektroniker aus Backnang hat geholfen, den Hofbetrieb aufzubauen. Drei Jahre hatte er zuvor eine zweite Ausbildung zum Landwirt absolviert, danach zwei Jahre als Geselle auf einem Hof gearbeitet und schließlich die Zusatzausbildung zum Landwirtschaftsmeister gemacht, bevor er vor gut einem Jahrzehnt dauerhaft nach Grosselfingen gekommen ist. Zusammen mit zwei Angestellten und ein bis zwei Auszubildenden hält er den Betrieb am Laufen. Fast vereinsamt wirkt das Gebäudeensemble beim Vor-Ort-Termin: Auch der Homburger Hof ist seit der Coronakrise für Besucher gesperrt.

"Allgemein steigt auch bei uns die Nachfrage", erklärt er. Vor allem nach Konserven, etwa mit Lyoner und Bratwurst, aber auch nach Soßen. Und noch etwas hat neuerdings zugenommen: Der Gin-Absatz. Beim Frischfleisch ist dagegen alles wie üblich: "Man merkt nicht, dass die Leute mehr kochen würden." Und was er zudem erkennt: Die Verbraucher fragen vermehrt nach, woher die Lebensmittel, die sie kaufen, kommen. Weeber: "Ich hoffe, die Leute fragen auch auf Dauer nach, wo und wie produziert wird."

In der derzeitigen Situation aufgrund der Coronakrise sieht Weeber eine gute Gelegenheit, die "Bedingungen für Landwirtschaft zu überdenken". Weeber, der sich in der Landwirtschaft gut auskennt, meint: "Man hört von Hofläden, die im Moment überrannt werden." Und weiter: "Ich hoffe, dass das kein kurzer Trend bleibt und die Leute verstehen, kleine Strukturen zu unterstützen." Denn je größer die Betriebe sind, desto größer die Auswirkungen, wenn sie ausfallen – wie etwa in einer Krisensituation wie sie gerade vorherrscht. Das zeige, wie wichtig die regionale Produktion sei.

Weeber stellt klar: "Viele Landwirte stehen mit dem Rücken zu Wand." Von Seiten der Politik würden ihnen immer neue, teils sinnlose Vorgaben gemacht, die in der Umsetzung viel Geld kosten. Zum Beispiel, wenn sie Unsummen in neue Technik investieren müssen. Weeber: "Immer noch mehr investieren geht einfach nicht."

Einerseits sei die Produktion in der Region ja gewünscht, "jeder stellt sich einen idyllischen Bauerhof vor". Der Hofverwalter gibt zu bedenken: "Der Kunde, ist der, der darüber entscheidet." Die Produkte aus der Umgebung benötigten keine langen Transportwege und wenn man sie kauft, unterstützt man den Landwirt quasi von nebenan. Weeber: "Wenn man die Tiere vor Ort sieht, gibt es Kunden viel Sicherheit. Das ist besser als jedes Gütesiegel."