Kristina Stalder aus Grosselfingen mit ihren Babykatzen. Es gebe Menschen, die das Leben ihres Haustiers – auch unbewusst – zur Hölle machen. Foto: Kauffmann

Viele Menschen halten ihren Vierbeiner nicht artgerecht. Was tun wenn einem das Tier zu viel wird? Ein Interview.

Grosselfingen - Erst waren sie total süß, die kleinen Kätzchen und Hündchen. Für manch einen werden sie dann aber zur unerträglichen Last. Über die ungeliebten Haustiere und ihre Halter haben wir mit Kristina Stalder vom Haus am Rietenwäldle in Grosselfingen gesprochen.

Frau Stalder, in der Sommerzeit wollen viele ihre Haustiere wohl am liebsten los werden. Stimmt das? Was ist Ihre Erfahrung?

Das war in der Vergangenheit so, hat sich aber gewandelt. Seit neustem wollen viele ihre Tiere zu jeder Jahreszeit los werden.

Warum?

Es gibt nicht den einen Grund. Die Gründe hängen mit den Lebensverhältnisse zusammen. Manche wollen zum Beispiel kein Haustier mehr, weil sie umziehen, andere haben nach einer Scheidung keinen Platz mehr für die Katze oder den Hund. Auch Abwesenheit durch Urlaub kann ein Grund sein. Es gibt zudem einige Sozialfälle. Die Tierhalter können sich dann etwa das Futter nicht mehr leisten. Oder andere haben schlicht keine Lust mehr.

Welche Alternativen haben Menschen, die ihr Haustier nicht mehr oder vorübergehend nicht haben möchten?

Da kann man die Nachbarn fragen oder sich an eine Tierpension oder eine Tierpflegestelle wenden (siehe Info). Wer sein Haustier dauerhaft nicht mehr haben möchte, kann sich an die verschiedenen Tierschutzvereine und Tierheime wenden, die ein gutes, neues Zuhause suchen. Die Tiere einfach auszusetzen, ist übrigens eine Straftat.

Sie nehmen auch Tiere, die vorher eingepfercht und halb verhungert waren.

Zum Beispiel der Hund, der auf dem Dachboden eingesperrt war. Die Besitzer sind an einem Gründonnerstag in den Urlaub gefahren, haben dem Hund eine Schale Wasser und Trockenfutter hingestellt. Am Karfreitag haben wir das Tier befreit. Es hatte Fasern des Isolationsmaterials in der Lunge und die Wasserschüssel wohl schon am ersten Tag umgestoßen.

Was empfehlen Sie jemandem, der ein Haustier halten will?

Bevor man sich ein Tier anschafft, sollte man sich bei jemandem erkundigen, der schon ein Haustier hat. Da sieht man dann, wie viel Aufwand ein Haustier macht, wie viel es kostet und auch wie es riecht. Wer sich das vorher nicht sehr gut überlegt hat, läuft Gefahr, das Leben des Tiers zur Hölle zu machen.

Können Sie das mit einem Beispiel veranschaulichen?

Das Tierleid ist still. Ich will nicht wissen, wie viele Kaninchen in einem dunklen Keller oder in einer Garage leben müssen. Dort kommen sie nämlich oft hin, wenn die Halter keine Lust mehr haben, weil sie den Aufwand unterschätzt haben. Dabei brauchen Kaninchen doch echtes Gras unter den Füßen und Erde zum Buddeln.

Und doch kann sich jeder ein Tier kaufen.

Ja, ein Tier hat man sofort. Aber oft fehlen die Kenntnisse. Ich hatte einen Fall, in dem Babykätzchen Nudeln und Milch zum Fressen hingestellt worden sind. Die Halterin hat sich gewundert, dass die Katzen nichts fressen und so reglos waren. Dabei war eines am Sterben und das andere hat vor Hunger geschrien. In diesem Alter brauchen Katzen alle zwei Stunden noch das Fläschchen.  

Die Fragen stellte Alexander Kauffmann.

Wie man Haustiere legal abgeben kann

Kastrieren lassen

Stalder empfiehlt für alle Haustierbesitzer und solche, die es werden wollen: Das Tier kastrieren, es mit einer Nummer tätowieren und beim Haustierregister oder bei Tasso registrieren zu lassen.

Tier melden

Wem ein Tier zuläuft, der ist verpflichtet, dies dem Fundamt zu melden. Wenn man das nicht tut, kann das zum einen als Diebstahl geahndet werden und rechtlich werde man nach einer gewissen Zeit (juristisch) als Halter des Tieres gesehen und müsse dann dafür alle anfallenden Kosten tragen.

 Hilfe holen

Wer sein Tier legal abgeben möchte, kann dies zum Beispiel je nach Wohnsitz beim Tierheim des Tierschutzvereins Zollernalbkreis in Tailfingen oder dem Tierheim in Tübingen. Auch die örtlichen Tierschutzvereine können bei der Vermittlung unterstützen. Dabei müssen die Halter mit Gebühren rechnen: Diese können einmalig sein oder monatlich, je nach Modell.