Die Spieler ziehen mit Spielmannszug und Butzen durch den Ort, um an den Jahrtag des Narrengerichts des Ehrsamen Venezianischen Reichs zu verkünden. Foto: Wolf Foto: Schwarzwälder Bote

Bekanntmachung: Spieler erinnern an das Venezianische Reich / 2023 steigt die große 400-Jahr-Feier

Hanswurste, Spielmannszug und Butzen verkünden den Jahrtag. Auch dieses Jahr haben zahlreiche Mitspieler daran mitgewirkt, die jahrhundertealte Tradition zu erhalten.

Grosselfingen (wo). Am Mittwoch fand das traditionelle Rombalga der Bruderschaft des Ehrsamen Narrengerichts statt. Wenn die Hanswurste, der Spielmannszug und die Butzen durch Grosselfingen ziehen, kommt schon mal der Verkehr zum Erliegen. Sie kündigten beim Rombalga den Jahrtag an – so wie seit Hunderten von Jahren.

Der Zug startete um die Mittagszeit im Stüble. Von dort ging es durch verschiedene Betriebe, unter anderem Zuschneiderei Beck, Firma Eberhardt, Fähnrich, ins Rathaus, in den Kindergarten St. Josef und ins Senioren und Pflegeheim Grosselfingen.

Flucht nach Italien

Überall wurden die Beteiligten freudig empfangen und bewirtet. Während der ganzen Tour durch den Ort konnten sich die Mitglieder der Bruderschaft nicht über zu wenig Stärkung beklagen. Neben dem typischen Ausruf: "Guten Morgen ihr Brüder", hörten die Grosselfinger des Öfteren die Ankündigung für den Kirchgang und den Frühschoppen. Nachdem der Ruf "Es soll sich keiner unterstehn, aus unserer Residenz zu gehen. Er mag sein Gräfin oder Graf, bei einer hohen venezianischen Straf" (siehe Info) mehrfach erklungen war, begaben sich die Narren ins Pfarrheim, dort feierten die Senioren ihre Fasnetsfeier. Narrenvogt Manfred Ostertrag freut sich auch in diesem Jahr über die rege Beteiligung. Viele Jugendliche und junge Erwachsene nehmen mit viel Herzblut am Rombalga teil.

Der Überlieferung nach gehen die Ursprünge des Narrengerichts zurück bis ins 15. Jahrhundert. Die Pest hatte in Grosselfingen schrecklich gewütet. Um dem Volk wieder neuen Lebensmut zu geben, erteilten die Herren von Bubenhofen nach ihrer Rückkehr (sie hatten sich vor dem schwarzen Tod vorsichtshalber nach Italien geflüchtet) ihren Untertanen das Privileg, ein Narrengericht abzuhalten. Vom Narrengericht wurde am 21. Februar 1623 eine Marienbruderschaft gegründet. Das 400-jährige Bestehen der Bruderschaft soll im Jahr 2023 groß gefeiert werden.

Seit dem Jahr 2015 gehört das Grosselfinger Narrengericht zum Unesco-Kulturerbe. Das Narrenspiel steht im deutschen Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der UN-Bildungsinstitution.

Die Hanswürste haben folgenden Wortlaut verkündet:

"Euch Brüder sei es etwas alt’s, dass morgen unser Jahrtag ist. Es soll sich keiner untersteh’n, aus unserer Residenz zu geh’n. Er mag sein Gräfin oder Graf, bei einer hohen, venezianischen Straf’! Unser’m hiesigen Vogt, Pfarr’ und Richteramt, Dem sei die Sache auch bekannt. Und wer in den Gottesdienst kommt, wird gewiss in Achtung genommen. Er mag sein Mann, Weib oder Kind, Ihr alle habt schon gehört von der Residenz."