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Alltagsabfälle können problematisch sein. "Sondergebiet Abfallwirtschaft" gefordert.

Grosselfingen - Darf die Firma Bogenschütz in Grosselfingen erweitern? Der Gemeinderat muss die Entscheidung noch treffen – und wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten dazu zusammengestellt.

Das Entsorgungsunternehmen Bogenschütz gibt es im Gewerbegebiet in Grosselfingen bereits seit mehr als fünf Jahrzehnten, und wenn es nach Geschäftsführer Uwe Bogenschütz geht, muss nun eine Erweiterung her.

Wir haben die wichtigsten Fakten zu diesem Thema zusammengefasst:

Wann ist das Thema Erweiterung aufgekommen?

Zuletzt im Herbst vergangenen Jahres. Den Gemeinderäten hat Uwe Bogenschütz die Pläne schon erklärt. Bogenschütz: "Die Anfrage an den Gemeinderat haben wir vor gut einem Jahr gestellt. Bisher habe ich nichts mehr gehört." Eine öffentliche Entscheidung des Gemeinderats dazu steht bisher aus. Geschäftsführer Bogenschütz rechnet mit zwei Jahren, bis die Erweiterung abgeschlossen sein wird.

Was genau will die Firma Bogenschütz erweitern?

Zunächst: Es geht nicht um die flächenmäßige Erweiterung. Das Grundstück soll nicht größer werden. Es geht um die Vergrößerung der Kapazitäten. Reglementiert wird diese von Gesetzen des Landes Baden-Württemberg. "Kapazität" meint in diesem Fall die Gesamtmenge gelagerten und verarbeiteten Altholzes. Diese Menge soll verdoppelt werden. Eine Vergrößerung der Betriebsfläche ist dafür nicht erforderlich.

Warum braucht das Unternehmen größere Kapazitäten?

Um die Abkäufe flexibler gestalten zu können. Grund dafür ist, dass die Firma Bogenschütz etwa die Hälfte des verarbeitenden Altholzes Biomassekraftwerken liefert. In den Sommermonaten liegen diese aber weitgehend still, sodass sich das Material auf dem Gelände staut. Bogenschütz: "Wir haben Anlieferungen wegen Kapazitätsengpässen bereits ablehnen müssen. Das wird dieses Jahr sicher wieder so sein" – zumal gerade in den Sommermonaten viel Altholz anfällt (bei Haushaltsauflösungen, alte Möbel von Firmen und Privatpersonen). Die andere Hälfte des verarbeiteten Altholzes geht wieder zurück in den Kreislauf und wird zu Spanplatten weiterverarbeitet.

Warum hat Bogenschütz bisher nicht erweitern können?

Der erste Schritt wäre, das Firmengelände als "Sondergebiet Abfallwirtschaft" einzustufen. Diese rechtliche Änderung des Bebauungsplans würde Bogenschütz mehr Freiräume bringen, unter anderem ermöglicht es die Kapazitätserweiterung. Im ersten Schritt muss der Gemeinderat dieser Änderung zustimmen. Im zweiten Schritt kommt das Regierungspräsidium Tübingen ins Spiel, das für die Firma Bogenschütz zuständig ist. Dieses muss ebenfalls eine Genehmigung ausstellen. Dafür muss die Firma Bogenschütz zahlreiche Gutachten erstellen und einreichen, etwa Staub-, Geruchs- und ein Lärmgutachten. Schäden für Natur und Mensch sollen damit vermieden werden.

Falls das Vorhaben genehmigt wird, was wären die Konsequenzen?

Für alle, die nicht bei Bogenschütz arbeiten, wären die Konsequenzen kaum zu spüren. Erhöht wird die Anlieferungsmenge, und es werden laut Uwe Bogenschütz 15 zusätzliche Lastwagen pro Tag erwartet. Die meisten davon kommen von der B27 und fahren nach der Ortseinfahrt in die Neue Gewerbestraße.

Würde das Sondergebiet auch den Betrieb rund um die Uhr ermöglichen?

Ja. Aber: "Wir haben nicht vor, rund um die Uhr im Drei-Schichten-Betrieb zu arbeiten", sagt Geschäftsführer Bogenschütz auf Nachfrage unserer Zeitung. Und wenn es dennoch Bedenken gibt? Bogenschütz: "Wir wären gerne bereit, mit der Gemeinde eine vertragliche Vereinbarung abzuschließen, zum Beispiel zum Thema Betriebszeiten."

Wie gefährlich sind die Abfälle, mit denen das Unternehmen arbeitet?

Dem Augenschein nach ungefährlich. Auf dem Gelände stapeln sich Jägerzäune und Fensterrahmen – und genau das gilt als "gefährlicher Abfall". Problematisch ist demnach kesseldruckimprägniertes Holz. Dieses Verfahren macht das Holz länger haltbar und widerstandsfähiger gegen Umwelteinflüsse. Das Material wird etwa auch in Gartenmöbeln verwendet, die viele täglich benutzen. Mit flüssigen Giftstoffen, Asbest oder Ähnlichem hantiert die Firma Bogenschütz hingegen nicht.

Was passiert, wenn der Gemeinderat das Einvernehmen verweigert und Bogenschütz nicht erweitern kann?

"Ich hoffe, dass sich die Gemeinde dafür einsetzt, dass wir erweitern können. Sonst sehe ich die Arbeitsplätze in Gefahr", sagt Geschäftsführer Bogenschütz auf Anfrage.

Seite 2: Rückendeckung

 "Kompetente Person"

Das Unternehmen Bogenschütz erhält bei dem Vorhaben, die Firma zu erweitern, Rückendeckung von Umweltminister Franz Untersteller. Er wolle nötigenfalls eine "kompetente Person" in den Gemeinderat schicken, die dem Gremium das Vorhaben erklären könnte, hieß es in einer Pressemitteilung des Unternehmens von Mitte Mai.

 Mehr als 80 Mitarbeiter

Mit seinen mehr als 80 Mitarbeitern gehört Bogenschütz zu einer der größten Firmen in Grosselfingen. Hinzu kommen die Auszubildenden in den Berufen Mechatroniker, Berufskraftfahrer und Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft.