Im Grosselfinger Ärztekonflikt haben nun alle Beteiligten in sich hineingehorcht. Die Ärztin Gertruda Schnabel praktiziert dort nun weiter in ihrer Praxis, der Arzt Thomas Nikolaus verzichtet auf seinen Mietvertrag für diese Räume. Foto: dpa

Thomas Nikolaus löst Mietvertrag mit Gemeinde auf. Der Arzt will seine Kollegin Gertruda Schnabel nicht verdrängen.

Grosselfingen - Die Ärztin Gertruda Schnabel kann ihre Praxis in Grosselfingen behalten. Der Arzt Thomas Nikolaus wird ihre Räume nicht mieten, obwohl er einen gültigen Vertrag hat.

"Ich will Frau Schnabel natürlich nicht aus ihrer Praxis verdrängen", versicherte Nikolaus gestern auf Nachfrage unserer Zeitung. Es habe offensichtlich Missverständnisse gegeben, die habe er in den vergangenen beiden Tagen in Gesprächen mit den Betroffenen ausgeräumt. Den Plan, neben seiner Praxis in Bisingen, die er gemeinsam mit Harald Banzhaf führt, einen Ableger in Grosselfingen zu bilden, habe er ohnehin nur gefasst, weil er befürchtet habe, dass Grosselfingen bald ohne Arzt dastehe.

Im Mai habe er erstmals gehört, dass Schnabel nicht mehr weiterpraktizieren wolle. "Das erzählten Patienten von ihr, die zu mir gewechselt waren, weil Frau Schnabel ihnen wohl gesagt hatte, dass sie ihre Arbeit aufgeben will", so Nikolaus. Kurz darauf habe er als Gemeinderat erfahren, dass die Ärztin den Mietvertrag gekündigt habe.

"Ich bin dann gefragt worden, ob ich die Praxis übernehmen will, und ich habe am Ende zugestimmt ", erklärt er. Das habe er nicht aus finanziellem Interesse gemacht, denn hohe Gewinne seien hier nicht zu erzielen. Aber als Grosselfinger habe er sich verantwortlich gefühlt, "bevor alles den Bach runtergeht, investiere ich da eben etwas rein." Er habe mit seinem Praxispartner und der angestellten Ärztin gesprochen und man sei übereingekommen, dass die zusätzliche Arbeit in Grosselfingen leistbar sei.

In Abstimmung mit Bürgermeister Franz Josef Möller habe er nach den Sommerferien dann den Mietvertrag unterschrieben "Da wusste ich aber nicht, dass Frau Schnabel nun in Kooperation mit dem Arzt Ullrich Mohr doch weitermachen will". Von dieser Nachricht sei er später überrascht worden. Er sei dann schnell zur Überzeugung gekommen, "dass ich das Projekt natürlich nicht weiterverfolge". Schließlich sei die ärztliche Versorgung in Grosselfingen nun ja gesichert, sein Eingreifen also nicht nötig.

Nikolaus betont, dass er diese Entscheidung aus freien Stücken getroffen hat. Er gehe davon aus, dass der von ihm mit der Gemeinde abgeschlossene Mietvertrag rechtsgültig sei. "Aber mittlerweile haben wir alles wieder rückgängig gemacht. Auch die laufenden Anfragen bei der Kassenärztlichen Vereinigung haben wir gestoppt".