Simon Beck und Manfred Ostertag vor dem Narrenbrunnen in Grosselfingen. Die Bruderschaft des Ehrsamen Narrengerichts wirbt für ihr Konzept der Ortskernsanierung. Sie will Tradition und Moderne miteinander in Einklang bringen. Foto: Vogt Foto: Schwarzwälder-Bote

Grosselfinger Narren wollen ihre historische Spielstätte erhalten / Das alte "Lamm" gäbe eine gute Festhalle

Von Rolf Vogt

Grosselfingen. Rombalga wie immer? Alles andere als unbeschwert geht die Bruderschaft des Ehrenwerten Narrengerichts in die Fasnet. Sie macht sich Sorgen um ihre Spielstätte und das Ortszentrum von Grosselfingen.

Die Alarmglocken schrillen bei den Brüdern seit der Bürgerversammlung im Januar. Überlegungen und Pläne, die dort auf den Tisch kamen, lassen die Narren um den Marktplatz und den historischen Ortskern fürchten. Das Gesellenhaus und das frühere Gasthaus Lamm sind in Gefahr. Der Abbruch droht.

"Dass es im Ortskern überhaupt kein historisches Gebäude mehr geben soll, kann ich mir nicht vorstellen", sagt Narrenvogt Manfred Ostertag. Das jahrhundertealte Narrengericht, dessen Spielhandlung sich zum größten Teil auf der Straße entwickelt, lebt von den Bedingungen und Gegebenheiten im Ortskern. Ohne das Schwarze Tor wäre auch der Narrensprung in Rottweil nicht mehr viel wert, meint Ostertag. Er ist sich sicher, dass die gut und gern 500 Brüder auf seiner Seite stehen. Auch sie wollen das Venezianische Reich in seiner Ursprünglichkeit erhalten wissen.

Argumentationshilfe liefern ihnen die Zimmerermeister Simon und Martin Beck, die sich seit Jahren der Grosselfinger Vergangenheit widmen. Der Marktplatz ist ein einzigartiges historisches Ensemble, erklären sie. Das von den Herren von Bubenhofen im 15. Jahrhundert auf dem Bergsporn gegenüber ihrem Schloss angelegte Dorf war eine planmäßige Gründung, die mit den Städten in weitem Umkreis mithalten konnte. Anders als vielerorts ist der Grosselfinger Marktplatz in seiner ursprünglichen Form erhalten – ein Alleinstellungsmerkmal, das die Gemeinde über alle anderen "Marktflecken" erhebt. Ein Fall für den Umgebungsschutz und nicht für den Abriss, argumentieren die Beck-Brüder. Denkmalschützer und Historiker stehen auf ihrer Seite.

Verfallen lassen und nichts tun ist allerdings auch nicht Sache der Becks oder der Bruderschaft. Die Narren haben der Gemeinde ihre Überlegungen schon im Vorfeld der Bürgerversammlung unterbreitet. Das Gesellenhaus – befreit vom alten Feuerwehrhausanbau – können sie sich als Rathaus vorstellen wie früher.

Das heute leer stehende Gasthaus Lamm eignet sich ihrer Meinung nach ideal als Festhalle mit 400 Plätzen. Insbesondere die enge Gasse vom "Lamm" zum Gesellenhaus liegt den Narren am Herzen – Schauplatz des Aufstands von 1733. "Ause schönste Gass", sagt Ostertag.

Den Abriss des jetzigen Grosselfinger Rathauses würde die Bruderschaft sogar begrüßen. Dann könnte der Narrenbrunnen an seinen ursprünglichen Platz zurückkehren, und die Sommervogelräuber würden dort wie in alten Zeiten zur Strecke gebracht. Der Hang hinab zum Talbach wäre einiges zuschauerfreundlicher als der ebene Marktplatz heute.