Kandidat Armin Pioch geht mit seiner Frau und dem Hund Zorro während des Bürgermeisterwahlkampfes in Grosselfingen von Haus zu Haus. Foto: Kauffmann

Bewerber stellt sich in der Gemeinde vor - bei jedem direkt zuhause. Zustimmung und Kritik seitens der Bürger.

Grosselfingen - Armin Pioch geht seit mehr als zwei Wochen in Grosselfingen von Haustür zu Haustür. Er bemängelt: Dem Ort fehle der "große Plan" und es gibt zu viele Leerstände und Brachflächen. Wir haben ihn bei seiner Haustür-Wahlkampftour ein Stück weit begleitet.

"Mein Name ist Pioch, ich kandidiere für das Bürgermeisteramt" – ein Satz, den der Bewerber um die Mittagszeit während eines heißen Wahlkampftages noch öfter sagen wird. Armin Pioch hat sich auf das aufwendige Feld des Haustür-Wahlkampfes begeben, und dabei zeigt sich: Wahlkampf ist oft mehr Kampf und weniger Wahl. Stundenlang geht er von Haus zu Haus, manche Bewohner hätten ihm die Tür vor der Nase zugeknallt, einer habe ihm den Mittelfinger entgegengestreckt, andere öffnen gar nicht. Pioch: "Das gehört dazu. Das muss man sportlich nehmen."

Man darf sich nicht täuschen lassen: Wie zu hören ist, gibt es nämlich auch Einwohner, die ihn nach seinem Besuch als "angenehm" und "nett" bezeichnen. In den vergangenen Wochen habe er schon an so vielen Türen geklingelt, dass er sich nun im Endspurt befinde: Der Haustürwahlkampf gebe ihm die Gelegenheit, direkt mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und auf eine Weise zu erreichen, die ein Wahlkampf-Infostand nicht ermögliche.

Man muss das umsetzen, was man verspricht

Dadurch erhält er auch direkt Reaktionen: "Viel Erfolg", wünscht ihm eine junge Frau mit Kind und mahnt: "Man muss dann auch das umsetzen, was man verspricht." Eine Haustür weiter: "Ich kenne Sie schon. Das habe ich schon mitgekriegt", tönt es beim Näherkommen. Piochs Wahlprospekt habe sie beim Bäcker geholt. Und weiter geht’s zum nächsten Haus. Die Klingel schallt, die Tür bleibt verschlossen. Das passiert an diesem Tag vor einigen Häusern. Pioch schreckt das nicht ab, geht weiter zur nächsten Tür: Neue Klingel, neues Glück. In der oberen Etage öffnet eine Frau das Fenster. "Mein Name ist Pioch, ich kandidiere für das Bürgermeisteramt." Er soll seinen Flyer in den Briefkasten werfen, die Bewohnerin habe gerade keine Zeit.

Pioch resümiert im Gehen: "Natürlich kristallisieren sich viele Themen heraus." Doch wenn man ehrlich sei: "Die Themen waren von Anfang an gesetzt", meint Pioch und nennt unter anderem den Ausbau schnellen Internets, die Realisierung des Landessanierungsprogramms und das, was er immer wieder gehört habe: Die Kommunikation mit dem Rathaus müsse verbessert werden. Manche Bürger hätten nur "spät oder spärlich" eine Rückmeldung auf Anfragen erhalten. Dennoch: Das Rathausteam mache "einen tollen Job", hätte es doch die Arbeit von Amtsinhaber Franz Josef Möller teils mitmachen müssen.

Leerstand in Grosselfingen ist Problem

Der Kandidat erreicht das nächste Haus und steht vor heruntergelassenen Fensterläden und einer verschlossenen Tür. "Da ist niemand", sagt er und sieht seinen Eindruck bestätigt: Ja, an diesem Beispiel sehe man doch einmal wieder, dass der Leerstand in Grosselfingen ein echtes Problem sei. Das müsse sich ändern, dafür wolle er sich als Bürgermeister einsetzen.

Inzwischen wird die Mittagshitze immer drückender, kaum ein Wölkchen am Himmel, die Sonne ist gnadenlos, offenbar ähnlich wie manch ein Grosselfinger. Bei seinem Haustürwahlkampf habe Pioch nämlich auch die Erfahrung machen müssen, dass manche ältere Bürger eher auf einen seiner Mitbewerber fixiert seien. Die jüngeren Menschen seien aufgeschlossener.

Und dann doch: Eine Frau in höherem Alter steht im Eingang. Zu Pioch sagt sie: "Sie sind angenehm" und lacht drauf los. Einige Meter weiter beißt jemand in einen Apfel, "Hallo! Mahlzeit!", ruft ihm Pioch zu. Der interessierte Bürger kommt auf ihn zu, lobt das, was Noch-Bürgermeister Franz Josef Möller alles geleistet hat, Pioch antwortet, während der Fox Terrier Zorro es sich im Schatten von Piochs Frau Susanne gemütlich macht. Der Mann nickt.

Ortskern soll attraktiver werden

Der kleine Zorro muss wieder in die Sonne, denn es geht weiter. Pioch erblickt brachliegende Flächen, erklärt, dass er den Ortskern "attraktiver" machen will. Ein Bürgerzentrum könne er sich in Grosselfingen vorstellen. Und der Ort sollte nicht geteilt werden durch die Straße, man müsse schauen, dass man sie "irgendwie überbrücken kann".

Irgendwo in Grosselfingen betritt Pioch einen Vorhof, der sich in erbärmlichem Zustand befindet, ein Sammelsurium aus alten Geräten, wild zerstreut: "Man darf sich deshalb keine Vorurteile bilden", sagt er ernst.

Auf dem Weg zur nächsten Tür gegenüber: "Egal, wo man in Grosselfingen unterwegs ist, es fehlt der große Plan", bemängelt er. Im Jahr 2012 habe die Gemeinde eine Bestandsaufnahme gemacht, um herauszufinden wo welche Gebäude leer stehen. Pioch: "Ich habe nie mitgekriegt, dass man daraus Konsequenzen gezogen hätte."

Er klingelt, eine Frau macht auf, freut sich über den Besuch. Danach dreht er sich um, visiert die nächste Tür an – und klingelt.

Zur Person: Armin Pioch

Armin Pioch ist 56 Jahre alt und ist bisher Bürgermeister von Grömbach, einer kleinen Schwarzwaldgemeinde mit rund 600 Einwohnern im Landkreis Freudenstadt.

Mit seiner Lebensgefährtin, die er mit "meine Frau" vorstellt, lebt er seit 20 Jahren unverheiratet zusammen.