Im Obergeschoss des Nationalparkzentrums mussten Atemschutzgeräteträger eine vermisste Schulklasse aus dem Gefahrenbereich retten. Foto: Schwark

Am Nationalparkzentrum testeten Feuerwehren aus Baiersbronn, Seebach, Ottenhöfen, Baden-Baden und Freudenstadt sowie die Bergwacht Obertal ihre Schlagkraft.

Baiersbronn/Ruhestein - Bei teils nebeligem und nasskaltem Wetter begrüßte der zweite stellvertretende Kommandant der Feuerwehr Baiersbronn, Hermann Köhler junior, Kreisbrandmeister Frank Jahraus sowie die Bürgermeister Michael Ruf aus Baiersbronn und Reinhard Schmälzle aus Seebach. Der Nationalpark wurde von der Leiterin des Infozentrums, Ursula Pütz, und ihrer Kollegin Simone Bech vertreten. Auch Landtagsabgeordnete Katrin Schindele (CDU) verfolgte die Großübung vor Ort.

Lange Anfahrtswege

In vier Übungsabschnitten wurden realistische Situationen durchgespielt, von denen die Beteiligten freilich hoffen, dass sie so in der Wirklichkeit nie vorkommen. Erstmals wurde das Nationalparkzentrum in den Übungsablauf eingebunden. Damit wollten die Feuerwehren und der Nationalpark erste Erfahrungen sammeln, falls es doch einmal ernst werden sollte. Auch für Kreisbrandmeister Jahraus und die Bürgermeister sind solche Übungen an der Schnittstelle des Ortenaukreises und des Landkreises Freudenstadt von großer Bedeutung, denn angesichts der relativ langen Anfahrtswege sind im Ernstfall entschiedenes Handeln und eine gute Abstimmung gefragt.

Schulklasse gilt als vermisst

Im ersten Szenario wurde eine Verpuffung in der Heizungsanlage des Nationalparkzentrums simuliert. Dichter Kunstnebel umhüllte Teile des Gebäudes. Laut Übungsannahme wurden zwei Arbeiter vermisst. Mit mehreren Atemschutztrupps machten sich die Obertaler und Seebacher Feuerwehrleute auf die Suche. Derweil hörte man im Obergeschoss laute Hilferufe. Dort waren Personen in einem Besucherraum eingeschlossen. 30 konnten ohne Probleme gerettet werden. 15 Personen einer Schulklasse wurden aber vermisst. Durchaus realistisch stellten die Jugendlichen der Bergwacht diese Situation nach.

Um die Übung nicht in den Abend ausdehnen zu müssen, waren die einzelnen Wehren rund zehn Kilometer entfernt in einem Bereitschaftsraum versammelt. Im Ernstfall braucht etwa die Feuerwehr Baden-Baden, die mit zwei Fahrzeugen vor Ort war, rund 35 Minuten bis zum Ruhestein. Die Wehren aus Seebach und Obertal haben es da zwar näher, aber auch sie dürften 15 bis 20 Minuten für die Anfahrt brauchen.

Abseilen vom Aussichtsturm

Spannend anzusehen war die Personenrettung mit Abseilen vom Aussichtsturm des Nationalparkzentrums, bei der die Bergwacht Obertal ruhig und konzentriert zu Werke ging. Mumm in den Knochen mussten auch die zwei vermeintlichen Opfer beweisen, als sie nach und nach in die Tiefe abgeseilt wurden.

Währenddessen wurde das Nationalparkzentrum von mehreren Feuerwehrabteilungen im Ringelschutz mit Wasser eingedeckt. Im Einsatz war auch die große Drehleiter. Zur Wasserversorgung stehen am Besucherzentrum zwei unterirdische Wasserbehälter mit je 100 000 Litern Fassungsvermögen bereit.

Ein wichtiger Punkt war die Bekämpfung eines fiktiven Waldbrands am Skilift Vogelkopf. Mit mehreren Fahrzeugen, die zwischen 4000 und 5000 Liter fassen, wurde das Wasser an einem Hydranten beim Funktionsgebäude der Arge Ruhestein gefasst und zum Vogelskopf transportiert. Im Ernstfall kann es vom großen Teich, der Wasser für die Beschneiungsanlage der Schanzen bereithält, abgepumpt werden.

Kommandant Frey kennt Schanze genau

Mit dem Ablauf der Übung war der Gesamtkommandant der Baiersbronner Wehr, Martin Frey, alles im allem zufrieden. Die Zusammenarbeit der einzelnen Feuerwehren habe gut geklappt. Hier leiste das Einsatzzentrum gute Arbeit. Mit Blick auf die große Ruhesteinschanze kamen bei Frey Erinnerungen hoch. 82 Meter war er selbst noch als Sportler die Schanze hinab gesegelt. Mit seinem Vater hatte er am Bau der Schanzenanlage mitgewirkt.

Bei der Nachbesprechung wurde nochmals ein überwiegend positiver Übungsablauf festgestellt und besprochen, wie man in Zukunft den Gefahren von Waldbränden entgegenwirken kann.