Ein Mitarbeiter an der ebenfalls neuen Multifunktionsmaschine zur Verarbeitung von Bewehrungsstahl Foto: Kost

Der nach wie vor anhaltende Trend zum Eigenheim hat dem Schwörer-Werk in Stetten 2021 viel Arbeit beschert. Gleichzeitig wurde das Jahr dazu genutzt, um mit Millioneninvestitionen in technische Anlagen Arbeitsabläufe zu automatisieren und damit zu optimieren.

Haigerloch Stetten - "Wir waren gut ausgelastet", blickt Werksleiter Karl-Heinz Schneider auf das Geschäftsjahr zurück. Kurzarbeit? Für seinen Betrieb im Gegensatz zu manchen anderen in der Corona-Krise ein Fremdwort.

Rund 80 Mitarbeiter arbeiten im Stettener Schwörer-Werk unweit der Bahnlinie und der Bundesstraße 463 an der Erstellung von maßgeschneiderten Fertigkellern, Fertiggaragen, Stahl- oder Betonfertigteilen für den Gewerbe- und Industriebau.

Automatisierung reduziert körperlich schwere Arbeit

Im Bausektor ist man das Anpacken und Arbeiten von Hand gewohnt. Doch genau hier setzt die Firma Schwörer seit einigen Jahren in Stetten neue Akzente, in dem man Produktionsschritte im Werk automatisiert.

Klar, könnte man denken: Über Automatisierung lassen sich Arbeitsplätze wegrationalisieren und Lohnkosten senken. Schwörer hat aber einen anderen Ansatz. Die Automatisierung wird dort eingesetzt, wo sie Mitarbeiter von schwerer körperlicher Arbeit entlastet und dadurch ihre Gesundheit besser schützt – und wo sie natürlich dafür sorgt, dass Qualitätsstandards eingehalten werden.

Vollautomatisiertes Schalungssystem kostet zwei Millionen Euro

Gleich im ersten Quartal 2021 hat die Firma deshalb gut zwei Millionen Euro in ein vollautomatisches Robotersystem mit dem Namen "Form Master" investiert. Sämtliche Arbeitsschritte eines Schalungsprozesses werden von ihm mit modernster Technik ausgeführt. Das reduziert den manuellen Schalungsaufwand und sorgt für ein zentimetergenaues Schalen ohne Füllelemente wie Polystyrol – was nicht nur Material spart, sondern auch der Umwelt gut tut.

Technische Herausforderung für Firma aus Brixen

Die Installation der Anlage übernahm die Firma "Progress" aus Brixen. Mit Maschinen des Südtiroler Unternehmens hat Schwörer schon seit 2011 gute Erfahrungen gemacht, aber bei diesem Projekt begaben sich beide Partner doch auf Neuland und es gab ein paar knifflige technische Details zu lösen. Wie sorgt man zum Beispiel für eine optimale Haftung der Magnete der Montagehülsen und Elektrodosen auf der Palette? Diese dienen bei der Montage von Doppelwänden dazu, die Schrägstützen zu befestigen. Vier bis sechs Leute von Progress waren über Wochen hinweg in Stetten, bis die Anlage aufgebaut war und rund lief.

Auch zur Verarbeitung von Stahl für die Bewehrung setzt Schwörer seit dem vergangenen Jahr eine Multifunktionsanlage aus dem Hause "Progress". Sie kann Drahtstäbe mit einem Durchmesser von sechs bis 16 Millimeter verarbeiten.

Sechsstelliger Betrag für Gabelstapler aus Schweden

Und last but not least wurden nebenbei noch 300 000 Euro in einen riesigen Gabelstapler eines schwedischen Herstellers investiert. Er ersetzte im März einen alten Stapler aus dem Jahr 1992. Mit ihm ist das Verladen der mit schweren Betonfertigteilen beladenen Boxen auf Tieflader-Lkw fast ein Kinderspiel.

Inzwischen, so schätzt Werkleiter Schneider, liegt der Automatisierungsgrad in Stetten bei 80 Prozent.