Engagiert, durchsetzungsstark, zielstrebig: So wird der am Samstag verstorbene Altbürgermeister Ulrich Hehr den Mahlbergern in Erinnerung bleiben. Foto: Köhler

Er hatte einen großen Anteil an der Eingemeindung Orschweiers, eine klare Strategie für die Stadt und war ein Förderer vieler Vereine: Am Samstag ist Mahlbergs Altbürgermeister Ulrich Hehr verstorben. Seine Arbeit hatte die Stadt 24 Jahre lang geprägt.

Zielstrebig, engagiert und tatkräftig: So beschreibt Dietmar Benz seinen Amtsvorgänger Ulrich Hehr, der 24 Jahre lang Bürgermeister der Stadt Mahlberg war. „Er hat mit großem Einsatz sehr viel für die Entwicklung der Stadt getan. Er hatte viele Visionen und Vorstellungen, die er auch umgesetzt hat – und hat damit auch mir den Einstieg erleichtert“, betont Dietmar Benz.

Geboren wurde Hehr 1941 in Nagold und wuchs dort auch auf. 1964 begann er seine Ausbildung als Verwaltungsbeamter im gehobenen Dienst; erst zwei Jahre bei der Stadt Nagold, dann je ein weiteres beim Landratsamt Horb und der Verwaltungsschule Haigerloch. 1968 trat Hehr dann seine erste Stelle in Hirschau an, einer kleinen Gemeinde bei Tübingen. Hier wirkte er als Bürgermeister-Assistent, bis Hirschau seine Selbstständigkeit verlor. 1970 wurde er zum Bürgermeister von Mahlberg gewählt.

An der Eingemeindung Orschweiers 1973 hatte Hehr einen großen Anteil. Als die Ettenheimer, die ebenfalls um Orschweier buhlten, ihre Vorteile präsentierten, brachte Hehr das ausschlaggebende Argument vor: Die Orschweier gingen schließlich in Mahlberg in die Kirche, also sollte man doch buchstäblich „die Kirche im Dorf lassen“.

Hehr war bei seinen Zielen sehr durchsetzungsstark

Von da an verfolgte Hehr für die Entwicklung der Stadt eine klare Strategie: Gewerbe in Orschweier, Wohngebiete in Mahlberg. Davon sollten beide Teile profitieren. Unter Hehr wurde die Infrastruktur für die Gewerbegebiete rund um den Orschweierer Bahnhof gelegt – von Straßen bis Wasserleitungen. Der damalige Bürgermeister spielte auch eine entscheidende Rolle dabei, dass sich in Orschweier das Aldi-Zentrallager ansiedelte. So fungierte Hehr als Vermittler, suchte das Grundstück aus und bereitete den Gemeinderat auf die Ansiedlung vor. Auch die Mehrzweckhalle in Orschweier, die Leichenhalle, die Anbauten an der Hansjakob-Schule und den Kindergarten St. Anna ging Hehr an und setzte sie um. „Er hat seine Ziele stets im Blick gehabt. Das ist natürlich nicht immer ohne Kritik abgegangen – wie bei allen Bürgermeistern. Er war sehr durchsetzungsstark und hat seine Ziele stets für die Allgemeinheit und zum Wohle der Stadt verfolgt“, erinnert sich Bürgermeister Benz. Zudem war Hehr auch Ideengeber und Initiator vieler gesellschaftlicher Veranstaltungen. „So sind in seiner Amtszeit etwa das Stadtfest, der Weihnachtsmarkt, der Seniorennachmittag oder das Waldfest entstanden“, betont Dietmar Benz.

1994 schließlich gab Hehr sein Amt ab. „Eine gewisse Müdigkeit nach 24 Jahren war da“, erzählte er im Januar im Gespräch mit unserer Redaktion. Zudem hatte er ein Angebot bekommen, eine Firma in Polen beim Aufbau zu unterstützen. Einige Zeit lang pendelte er zwischen Mahlberg und Polen hin und her. „Beides hat mich ausgefüllt“, blickte er auf seine Hauptbeschäftigungen zurück. Bis zu seinem Tod am Samstag im Alter von 81 Jahren lebte er gemeinsam mit seiner Frau Ruth in Mahlberg. Aufgrund seiner Erfahrung war er in die Vorbereitungen auf das Jubiläumsfest zu 50 Jahre Eingemeindung, das im Herbst stattfinden soll, eingebunden.

Großer Förderer der örtlichen Vereine

Ulrich Hehr bleibt als Mann der Anekdoten in Erinnerung. Seine Ausführungen waren, auch wenn seine Erlebnisse schon Jahrzehnte zurückliegen, ebenso detailreich wie inspirierend. Wie er sich noch in den vergangenen Jahren an seine Gedankengänge und Gespräche beispielsweise zur Eingemeindung Orschweiers erinnern konnte, war beeindruckend.

Auch war Hehr ein großer Förderer der örtlichen Vereine. Die Feuerwehr Mahlberg erhielt unter seiner Ägide ein Gerätehaus für ihr neues Löschfahrzeug. Er hatte etwa einen neuen Sportplatz gebaut, war Mitbegründer des Tennisclubs und zusammen mit Josef Naudascher Mitinitiator des Oberrheinischen Tabakmuseums Mahlberg – und des dafür zuständigen Förderkreises. „Das war eines seiner Kinder“, erinnert sich Wolfgang Ohnemus, der jahrelang der Vorsitzende des Förderkreises gewesen war, bevor er 2021 von Manfred Steiner abgelöst wurde.

Tabakmuseum war „eines seiner Kinder“

„Er hat den Förderkreis gegründet, um das Museum in die richtigen Bahnen zu lenken. Für eine Stadt wie Mahlberg wäre es nahezu unmöglich gewesen, das Museum in Eigenregie ohne Mithilfe zu betreiben“, erinnert sich Ohnemus. „Wenn er nicht Bürgermeister gewesen wäre, ist es fraglich, ob das Museum überhaupt entstanden wäre“, erklärt auch Museumsleiter Patrick Benz. Er betont, dass Hehrs Engagement auch nach seiner Amtszeit nicht nachgelassen hatte und während seiner Zeit als Bürgermeister zum Teil „weit über das hinausging, was man erwarten könnte.“ So erinnert er sich etwa daran, wie Hehr einmal mit seiner Familie im Privatauto eine Pfeifensammlung abgeholt hatte. Die Kinder hatten auf der Rückfahrt, zwischen den Kisten eingeklemmt, das wertvolle Gut bewachen müssen.

„Er war ein Macher“, betont Ohnemus. „Und es war damals dringend nötig, dass er herkam und Mahlberg auf Vordermann gebracht hat.“

Trauerfeier

Die Trauerfeier ist am Freitag, 26. Mai, ab 14 Uhr in der katholischen Kirche St. Leopold in Mahlberg. Nach der Einsegnung in der Kirche erfolgt die Beisetzung auf dem Friedhof in Mahlberg. Anstelle von Blumen bittet seine Familie um eine Spenden an den Nabu mit dem Kennwort „Ulrich Hehr“.