Punkt 15 Uhr durften die Besucher das rot-weiße Absperrband zerreißen und auf die Auslagen zustürmen. Foto: Baublies

Der Warentauschtag in der Mehrzweckhalle war ein Erfolg – viele Menschen hatten Gegenstände abgegeben, die sie nicht mehr brauchen. Auch die Zahl der Interessenten war groß. Letztlich fand sich für fast alles ein Abnehmer.

Eine überdimensionale, funktionsfähige Wanduhr fiel vor dem Start ins Auge. Die Frau, die sie abgegeben hatte (aber ihren Namen nicht in der Zeitung sehen wollte), erklärte, was es damit auf sich hat: „Wir sind umgezogen und haben jetzt einfach keinen Platz mehr dafür.“ Der Versuch, die Uhr mittels Kleinanzeigen loszuwerden, sei gescheitert. Daher wollte sie den überdimensionalen Chronometer jetzt bei der Warentauschbörse loswerden.

 

Mit Erfolg, es dauerte höchstens fünf Minuten, bis das Ungetüm eine neue Besitzerin gefunden hatte: Eine junge Frau aus Offenburg, die gerade erst eine eigene Wohnung bezogen hat. Die Uhr sei „wunderschön“ und würde garantiert „ihren richtigen Platz finden“.

Der Warentauschtag der Stadt Lahr und des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft des Ortenaukreises bietet die Möglichkeit, nützliche Dinge zu tauschen oder zu verschenken, die für die Entsorgung zu schade sind. Er sei eine gute Gelegenheit, um zu Hause Platz zu schaffen und gleichzeitig anderen eine Freude zu bereiten, hatte es in der Ankündigung geheißen. Und damit war nicht zu viel versprochen worden, wie sich am Samstag zeigen sollte.

Jeder Besucher darf so viel mitnehmen, wie er oder sie tragen kann

Das Prinzip bietet viele Vorteile: Alle Gegenstände sind in echt zu sehen, außerdem fallen – anders als bei Angeboten über Kleinanzeigen – Versand und Portogebühren weg. Bei der Abgabe gibt es nur wenige Einschränkungen, im Gegensatz zu Flohmärkten fallen auch keine Standgebühren an. Die, die Interesse haben, zahlen nur symbolische drei Euro und dürfen dafür so viel mitnehmen, wie sie tragen können.

Das Angebot war überwältigend. Die Tische, die sich in der großen Halle verteilten, waren sogar schon vor Beginn der Abgabe ordentlich beladen. Mathias Pieper, der bei der städtischen Abteilung Grün und Umwelt arbeitet, war für die Organisation der Börse zuständig. Er erklärte, dass das, was jetzt schon da war, bei der Warentauschbörse in Haslach übrig geblieben war und daher hier neu angeboten werde.

Ab 13 Uhr war die Anlieferung möglich. Auf dem Parkplatz vor der Halle standen flache Karren bereit, auf denen die Gegenstände hereingefahren werden konnte. Dieses Angebot nahmen einige gerne an. Am Halleneingang war dann eine Theke aufgebaut, an der ein Dutzend Mitglieder der Jugendfeuerwehr alle Gegenstände in Empfang nahmen. Die „Grundis“ sortierten alles. So werden Mitglieder der Jugendfeuerwehr bezeichnet, die mit der Grundausbildung begonnen haben, aber noch nicht Teil der Feuerwehr sind, weil sie erst zwischen 16 und 18 Jahren alt sind.

Deko-Stichwaffe wird zurückgewiesen

Die Tische wurden immer voller. Einige wenige Gegenstände wurden allerdings zurückgewiesen. Pieper lehnte zum Beispiel ein Rapier ab, das zwar keine scharfe Klinge, aber eine gefährliche Spitze hatte. Mit Rapier (französisch rapière – Degen) bezeichnet man eine Stich- und Hiebwaffe. Im frühen 19. Jahrhundert wurde der Begriff auch für stumpfe Übungswaffen verwendet. Obwohl nur als Dekoration für die Wand gedacht, kam dieser Gegenstand nicht zum Angebot dazu.

Das galt auch für ein eher zweifelhaftes Kunstwerk in der Größe zwei Mal zwei Meter (eine Art überdimensionale Dali-Kopie), das jemand auf einen Karren am Parkplatz geladen und dann aber das Weite gesucht hatte. Dafür waren andere Gegenstände aus derselben Wagenladung brauchbar.

Wie im Jahr zuvor in der kleineren Ortenauhalle –damals mit deutlich geringerem Angebot – fiel der Startschuss zum Mitnehmen um Punkt 15 Uhr. Zuvor wies Pieper darauf hin, dass sich die Sammler durch Preisschilder nicht irritieren lassen sollten: „Die sind noch Relikte von Flohmärkten.“ Dann hatte er zwei Tipps an die Abholer: „Alles, was Sie tragen können“ und „so viel, wie möglich.“ Das Band fiel – und der Ansturm begann.

Bei dem Rummel war die Zahl der Interessenten schwer zu schätzen. Pieper wusste gegen 17 Uhr aber, dass etwa 100 Besucher nach der Schnäppchenjagd die obligatorischen drei Euro bezahlt hatten. Die waren die Voraussetzung, dass „so viel wie möglich“ und „alles, was Sie tragen können“ auch den Weg aus der Halle und nach Hause zu den Abholen fand.

Der nächste Tauschtag

Der nächste Warentauschtag steigt am Samstag, 11. Oktober, dann allerdings wieder in der Ortenauhalle. Der Grund ist, dass die größere Mehrzweckhalle dann anderweitig gebucht ist. Das Angebot soll es aber jetzt regelmäßig zweimal jährlich – im Frühjahr und im Herbst – geben. Die Stadt lagert Dinge, die auf dieser Börse keinen Interessenten fanden, übrigens nicht ein. Sie kommen auf die Sulzer Deponie, wo es seit Sommer des vergangenen Jahres ein sogenanntes Geschenkhaus gibt.