Kurze Verschnaufpause: Dieter Dannenmann (von links), Rolf Dittus, Bernhard Mittmann, Jürgen Niethammer, Dieter Gärtner, Heide Dittus, Heidi Mittmann und Erika Burgun backten mit vielen Helfern 430 Brote. Foto: Geisel

Eine Schlange steht vor dem Backhaus in Sulz am Eck. Schon vor Verkaufsbeginn warten viele auf ihr Holzofenbrot. Nicht nur die Köstlichkeit hat so viele Menschen angelockt, auch der gute Zweck: Spenden sammeln für die Ukraine.

Wildberg-Sulz - Der Ortschaftsrat, unterstützt von Familie, Freunden und Gemeinderäten, legte sich ordentlich ins Zeug, um 430 Brote zu backen. "Das hat hervorragend funktioniert heute", freute sich Ortsvorsteher Rolf Dittus. Überhaupt war das gesamte Projekt eine gelungene Gemeinschaftsaktion vieler Freiwilliger. Eberhard Fiedler und Christine Seibold kümmerten sich um die Werbung im Vorfeld, Seibold übernahm sogar die Finanzierung. Familie Mittmann stellte das Reisig für die Öfen zur Verfügung. Die Backzutaten bezahlten die Ortschaftsratsmitglieder aus eigener Tasche.

Schon am Freitag feuerte das Backteam die Öfen erstmals an, am Samstag um 3.30 Uhr stand dann ein erstes Team zum Einheizen im Backhaus. Um 6 Uhr traf der Rest ein und backte, was das Zeug hielt.

Viele lassen auch eine Spende da

Bei der Menge hätte man meinen können, es dauere eine Weile, bis alles verkauft ist – doch weit gefehlt. Schon vor dem eigentlichen Verkaufsstart um 17 Uhr stand eine Schlange am Backhaus. Viele nahmen gleich mehrere Brote mit, und so war nach gut einer halben Stunde das meiste Backwerk schon an den Mann und die Frau gebracht. Viele kauften nicht nur Brote, sondern spendeten noch zusätzlich Geld, so dass rund 2400 Euro zusammenkamen. Ortsvorsteher Dittus bedankt sich bei dieser Gelegenheit ganz ausdrücklich bei seinem Helferteam und den zahlreichen Mitbürgern, welche die Aktion durch den Kauf der Holzofenbrote und durch Spenden unterstützt haben.

DHHN ist auch in Wildberg verwurzelt

Anfang März hatte sich der Ortschaftsrat bereits Gedanken gemacht, wie man die Menschen in der Ukraine unterstützen könnte. Sachspenden waren schon viele eingegangen, also wollte man Geld sammeln. Das sollte gut organisiert in die Ukraine kommen, über eine vertrauenswürdige Organisation, erklärt Dittus. Da traf es sich, dass die DHHN, die Deutsche Humanitäre Hilfe Nagold, auch im Wildberger Stadtgebiet verwurzelt ist. Diese kurzen Wege sind ein großer Vorteil bei der Arbeit des Vereins, weiß Mitglied Dieter Dannenmann, selbst wohnhaft im Stadtgebiet.

Helfer packen von morgens bis abends

Der Verein betreibt unter anderem ein Waisenhaus in Uschgorod, zusammen mit einer ukrainischen Organisation. Seit etwa 20 Jahren besteht die Einrichtung in einer umgebauten Fischfabrik. Die ehemalige Kühlhalle dient als Zentrallager vor Ort. Dort werden derzeit auch alle Sachspenden gesammelt. Normalerweise fährt die DHHN, die aus etwa 30 Ehrenamtlichen sowie zwei angestellten Fahrern besteht, 14 bis 17 Mal im Jahr in die sechs Länder, in denen sich der Verein engagiert. Dafür stehen dem Verein zwei eigene 40-Tonner zur Verfügung. Seit in der Ukraine Krieg herrscht, ist der Verein bereits 21 Mal mit voll beladenen 40-Tonnen-Lastwagen in die Ukraine gefahren. Aus zwei bis drei halben Tagen die Woche, in denen die Freiwilligen sonst die Hilfsgüter sortieren und verpacken, sind sechs geworden – von morgens bis abends.

Botschaften berühren

"Die Spendenbereitschaft der Bevölkerung ist überwältigend", freut sich Dieter Dannenmann. Das etwa 600 Quadratmeter große Zentrallager der DHHN in Altensteig-Spielberg sei voll, drei Spedition haben inzwischen zusätzliche Lagerfläche zur Verfügung gestellt. Weitere Unternehmen haben sogar angeboten, Fahrzeuge und Fahrer zu stellen und die Fahrtkosten zu tragen. "Das ist so, so genial", sagt Dannenmann begeistert. Aus ganz Baden-Württemberg kämen inzwischen Spenden an, auch von Schulen. "Was uns besonders berührt", so Dannenmann weiter, "sind die Botschaften, welche die Schulkinder ihren Spendenkisten beilegen." Auch würden immer mehr Menschen ihre Wohnungen anbieten, so dass Geflüchtete aus der Ukraine hier unterkommen können.

Guter Ruf hilft

Diese "unwahrscheinliche Hilfsbereitschaft" verdankt die DHHN auch dem guten Ruf, den sie zwischenzeitlich genießt, wie Dannenmann stolz erzählt. Der Verein habe sich mit einem Brief an Wildbergs Bürgermeister Ulrich Bünger gewandt – mit der Bitte, bei den Bürgermeistern im Landkreis Werbung für die Hilfsbemühen zu machen. Der Erfolg war durchschlagend: Alle Bürgermeister im Landkreis und der Landrat unterstützen den Verein zwischenzeitlich.

Weitere Informationen zum Verein, eine Liste an benötigten Sachspenden sowie eine Karte mit Sammelstellen in der Region – darunter eine direkt in Sulz am Eck – gibt es online unter www.dhhn.de.