Mogli uns seine Friseurin Lena Neumeister Foto: Thiercy

Mogli würde schnurren, wenn er könnte: Er hat einen Termin bei Lena Neumeister. Sie verwöhnt den Hund mit allen Mitteln. Doch nicht jedem Hund gefällt die Fellpflege derart. Hundefriseur sein, kann ein wahrer Knochenjob sein.

Der Fußboden ist bedeckt mit losem Fell, das fluffig leicht zu Boden schwebt, nach jedem Bürstenstrich ein bisschen mehr. Neumeister befreit Mogli von der Unterwolle und damit vom Winterfell. Für den Hund fühlt sich das an, als würde man ihm einen zu warmen Pullover ausziehen.

 

Mogli steht auf einer Art Tisch, der höhenverstellbar ist. Anders könnte seine Friseurin den Rüden nicht behandeln, ohne dass ihr Rücken streikt. „Das ist schon anstrengend“, gibt Neumeister zu. „Bei ganz großen Hunden muss man auch mal drunter und drüber klettern.“ Oder die Tiere, die bis zu 70 Kilo wiegen, in die Badewanne hieven.

Da hat Neumeister Glück: Sie bietet ihre Dienste im Salon „Fellosophie“ in der Balinger Wilhelm-Kraut-Straße an – und dort gibt es eine Wanne mit Einstiegsöffnung.

Der Nachbarshund war als Erster dran

Die Dogstylistin stammt ursprünglich aus Heilbronn. In der Coronazeit hat sie sich mit einem mobilen Hundesalon selbstständig gemacht. „Ich habe einen Sprinter umgebaut“, erzählt die 35-jährige.

Aber wie kommt man vom Einzelhandel in die Welt von Vierbeinern, Schermaschinen und Krallenschere? Neumeister muss lachen. Der Nachbar, erzählt sie, hatte einen rumänischen Hütehund. Den durfte niemand anfassen – außer ihr. Das Tier hatte ein komplett verfilztes Fell, erinnert sie sich.

Benutzt hat sie dafür die Küchenschere und einen herkömmlichen Bartschneider. „Acht Stunden lang, an zwei Tagen, habe ich mich durch den Filzpanzer gequält.“

Das Ergebnis? Eine Tortur für den Hund

Das Ergebnis? „Eine Tortur für den Hund und optisch eine Katastrophe.“ Da sei ihr klar geworden, dass sie zwar Spaß am Tun hatte, das Handwerkszeug aber nicht. Neumeister machte eine Ausbildung und sich als Doggroomerin selbstständig.

Wegen der Trennung von ihrem Mann musste sie ihr kleines Business aufgeben. Eine Freundin, die Kundin in der „Fellosophie“ war, erzählte Inhaberin Michaela Schuler davon. Einen Anruf und ein „Beschnuppern“ später war klar: Neumeister wird die Frau für die ganz großen Felle.

Manche Hunde machen Drama

Die meisten Hundefriseure, weiß Neumeister, sind Frauen. Die meisten fingen mit dem Job erst dann an, wenn sie älter seien und die Kinder aus dem Haus. Da sei es körperlich schon anstrengend, die dicken Brocken zu trimmen.

„Ich mag die großen Hunde, sie sind meistens entspannter, auch in den Bewegungen“, sagt Neumeister. „Und außerdem sind sie ruhiger und gemütlicher.“

Was aber, wenn ein Kandidat so gar nicht gepflegt werden will? Wieder lacht Neumeister: „Manche Hunde machen ein totales Drama. Versuchen sie mal, einem kleinen Mops die Krallen zu schneiden, der schreit wie am Spieß, auch wenn gar nichts weh tun kann.“

Im schlimmsten Fall muss der Tierarzt ran

Wenn gar nichts geht, arbeiten die Hundestylisten schon mal zu zweit. Oder der Hund wird in eine Hängematte gesetzt, die vier Löcher für die Pfoten hat. In seltenen Fällen könne es auch notwendig sein, einen Maulkorb einzusetzen. Und wenn auch das nichts helfe, müsse der Tierarzt ran und den Hund sedieren.

Ansonsten gelte: Geduld, Geduld und nochmals Geduld. „Man muss beim ersten Besuch nicht gleich das volle Programm machen“, rät die Fachfrau. „Wenn es gut gelaufen ist, dann gibts Leckerli und ich höre auf.“ Beim nächsten Termin sei dann auch ein Angsthund deutlich entspannter.

Apropos Entspannung: Nachdem noch die Krallen gekürzt wurden, darf Mogli ins „Kämmerle“. Dort kann er sich ausruhen und auf einem bequemen Hundebett warten, bis sein Frauchen ihn abholt. Entspannungsmusik, wie beim Menschenfriseur, gibts gratis auf die Schlappohren.