Nichts geht mehr auf der A 8 bei Leonberg: Hier am 19. Juli nach einem Unfall Foto: 7aktuell.de/Eyb

200 Karambolagen und 87 Verletzte: Der Preis für die neue Fahrbahn am Dreieck Leonberg auf der A8 ist hoch. Zum Wochenende droht ein Ende mit Schrecken.

Stuttgart/Leonberg - Und wieder Blechschaden auf der A 8 zwischen Leonberg-West und Dreieck Leonberg. Ein Auto und ein Lkw blockieren frühmorgens die linke und mittlere Spur, dahinter staut es sich auf sechs Kilometern. „So etwas vermelden wir schon gar nicht mehr“, sagt Polizeisprecher Peter Widenhorn. Dann schon eher die Karambolage in Gegenrichtung am Abend zuvor, ein Audi-Fahrer war im Stau vor dem Dreieck auf einen VW aufgefahren. Ein Leichtverletzter, 50 000 Euro Schaden. In einer Woche soll der Schrecken ein Ende haben. Am 17. Oktober soll die fünfmonatige Großbaustelle mit neuem Asphalt auf 12,2 Kilometern abgeschlossen sein.

13 Millionen Euro wurden in die notwendige Sanierung einer Hauptschlagaderim Großraum Stuttgart investiert. Der Preis war freilich noch höher: Tägliche Staus, erheblich mehr Karambolagen als sonst, ein Toter, dreimal so viele Verletzte und eine Verdreifachung des Schadens. Nimmt man allein die von der Polizei gemeldeten Unfälle, summiert sich der Schaden nach Informationen unserer Zeitung auf gut 2,5 Millionen Euro. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es lediglich 780 000 Euro.

ADAC zählt in Sommerferien 1906 Staus

Von Baubeginn am 9. Mai bis Ende September hat die Polizei 188 Unfälle registriert – im Vorjahreszeitraum waren es lediglich 77. Unaufmerksamkeit und riskante Fahrspurwechsel waren die Hauptursache der Karambolagen. Die Zahl der Verletzten verdreifachte sich von 26 auf 87. „Besonders drastisch war es Richtung München“, sagt Widenhorn. Die Zahl der Unfälle stieg von 37 auf 117, die Zahl der Verletzten von 13 auf 58. Bei Rutesheim starb Ende Juli ein 54-Jähriger, als er am Fahrbahnrand einen Reifen zu wechseln versuchte.

Solche Mammutprojekte seien dennoch notwendig, sagt Volker Zahn vom ADAC Württemberg. Allerdings sei künftig „vermehrte Nachtarbeit“ zu prüfen. Dabei seien ein „massiver Einsatz von Maschinen und überdurchschnittlich viel Personal erforderlich“. Das koste zwar mehr Geld, die Alternative seien aber hohe volkswirtschaftliche Kosten. Die Autofahrerorganisation zählte allein in den Sommerferienwochen auf dieser Strecke 1906 Staus – in 14 Fällen waren die Staukolonnen länger als zehn Kilometer. Schwärzester Tag: der 8. Juli. Die Kolonnen zwischen Degerloch und Rutesheim waren da 19 Kilometer lang. Zahns schwacher Trost: Auf der A 9 München–Nürnberg gab es bei einer vergleichbaren Baustelle 3006 Staus.

Aus baulicher Sicht eine „positive Bilanz“

Bei allen „bedauerlichen Folgen“ zieht das Regierungspräsidium Stuttgart für das Gesamtprojekt kurz vor dem Ende eine „positive Bilanz“. Der Zeitplan für die Sanierung der 12,2 Kilometer zwischen Leonberg und Heimsheim sei „extrem kurz und sehr ambitioniert“ gewesen, sagt Behördensprecherin Katja Lumpp. Man habe den Zeitplan dennoch eingehalten und andere Aufgaben, wie etwa Kabelarbeiten der Netze BW, mit einbauen können. Die A 8 bei Leonberg sei mit 150 000 Fahrzeugen täglich auch ohne Baustelle „hochkomplex“. Viele Unfälle seien nicht allein auf die Baustelle zurückzuführen.

Am nächsten Wochenende steht das Finale mit einem Paukenschlag an: Von Freitagnacht bis Sonntagmorgen ist die A 8 zwischen Leonberg-Ost und Kreuz Stuttgart voll gesperrt. Eine alte Brücke wird abgerissen. Auf den Umleitungsstrecken drohen Staus. Katja Lumpp: „Da müssen wir alle noch einmal auf die Zähne beißen.“

Wege um die Großbaustelle

Der Abriss

Rotes Steigle heißt die alte Fußgängerbrücke über die A 8 zwischen Katzenbacher Hof und Sindelfingen. Sie steht dem vierspurigen Ausbau der Autobahn im Weg. Die neue Brücke wurde nebenan bereits errichtet – jetzt wird die alte gesprengt. Dauer: ein Tag, zwei Nächte.

Die Sperrung

Zwischen dem Kreuz Stuttgart und Leonberg-Ost beginnt die Sperrung der A 8 am Freitag, 14. Oktober, um 22 Uhr. Am Sonntag, 16. Oktober, soll der Verkehr von 9 Uhr an wieder rollen.

Die Auswirkung

Der Verkehr muss in dieser Zeit auf die Landstraßen ausweichen – Staukolonnen sind unausweichlich. Der Fernverkehr sollte den Bereich weiträumig umfahren. Betroffen sind vier Fahrbeziehungen.

A 8 nach München Autofahrer fahren an Leonberg-Ost von der Autobahn ab, werden über die L 1187 und das Mahdental zum Schattenring geführt, von dort geht es über die B 14 und die A 831 zum Autobahnkreuz Stuttgart weiter.

A 8 nach Karlsruhe Der Verkehr wird am Kreuz Stuttgart auf die A 81 Richtung Singen umgeleitet. An der Anschlussstelle Böblingen-Hulb geht es auf die B 464 und B 295 Richtung Renningen und Leonberg. Auf die A 8 geht es am Anschluss Leonberg-West.

A 81 nach Singen und München Autofahrer werden vom Engelbergtunnel zur A-8-Ausfahrt Leonberg-West geleitet. Dort geht es über die B 295 und B 464 Richtung Magstadt und Böblingen-Hulb zur A 81 weiter. Dort verteilt sich der Verkehr Richtung Singen oder Kreuz Stuttgart nach München.

A 81 nach Würzburg Wer aus Richtung Singen nach Norden will, überquert das Kreuz Stuttgart auf der A 831 und B 14 bis zum Schattenring, dort geht es über das Mahdental zum Anschluss Leonberg-Ost.