Kriminaltechniker sicherten die Spuren am Tatort in Grömbach, Polizeibeamte riegelten das Wohnhaus ab. Foto: Rath

Schwarzwalddorf Grömbach schockiert nach Bluttat. Waffe des 59-Jährigen war illegal. Polizei ermittelt Hintergründe.

Grömbach - Tragödie in einem idsyllischen Schwarzwalddorf: Ein Mietstreit in Grömbach (Kreis Freudenstadt) ist in der Nacht zum Freitag tödlich ausgegangen. Ein 59-Jähriger feuerte mit einer Pistole zuerst auf seinen Vermieter und brachte sich anschließend offenbar selbst um.

Schwarzwaldhöfe mit Walmdach, alte Bauernhäuser mit Schindelfassade, Brennholz-Stapel und Traktoren vor vielen Häusern - das 660-Einwohner-Dorf auf dem Bergsporn ist ein Idyll. Im Ortskern gibt es noch einen Bäcker, der Metzgerwagen kommt einmal die Woche vorbei. Am Freitag erschütterte jedoch eine Bluttat die Einwohner, die im Dorf schnell die Runde machte. "Kein Wunder, bei so einem Riesenauflauf", sagt Bürgermeister Armin Pioch. Die Dorfgemeinschaft sei erschüttert. Und er sei es auch. Keiner hätte sich vorstellen können, das sowas in dem kleinen Ort geschehen könnte.

Am Tatort selbst am nächsten Morgen nur wenig zu sehen, was auf die Tragödie schließen lässt. Am Ende der Sackgasse in der sogenannten "Siedlung" mit Häusern aus den 50er- bis 90er-Jahren flattert ein Absperrband, ein Streifenwagen der Polizei blockiert die Zufahrt. Zwei Beamte in Uniform steigen aus, sobald sich potenzielle Schaulustige nähern. Vor dem Haus, in dem sich die Schießerei abgespielt hat, stehen zwei Transporter der Kriminaltechnik. Ansonsten ist nicht mal ein Hund auf der Straße zu sehen.

Anlieger hören Schüsse und alarmieren Polizei

Der tödliche Streit spielte sich in einem Haus mit Einliegerwohnung im Dachgeschoss ab. Laut Mittelung des Polizeipräsidiums Tuttlingen und Staatsanwaltschaft Rottweil feuerte der 59-jährige Mieter nachts gegen 2.45 Uhr erst mehrfach auf seinen gleichaltrigen Vermieter und verletzte ihn dabei schwer, jedoch nicht lebensbedrohlich. Er wurde später in eine Klinik gebracht. Anlieger, die die Schüsse gehört hatten, alarmierten die Polizei. Die rückte mit einem Großaufgebot an. Auch ein Spezialeinsatzkommando (SEK) wurde hinzugezogen.

Laut Augenzeugen riegelten sie die umliegenden Häuser ab. Spezialeinsatzkräfte rückten als erste vor und sprengten die Tür zur Wohnung des Mieters auf. Der mutmaßliche Täter sei dort tot aufgefunden worden. "Er dürfte sich selbst erschossen haben", so Staatsanwaltschaft und Polizei weiter. Was genau geschehen ist, solle durch die Ermittlungen von Kripo und Staatsanwaltschaft geklärt werden. Eine der offenen Fragen ist, woher der Täter die "Kurzwaffe" - Pistole oder Revolver - hatte. Offensichtlich war sie illegal.

Mieter war bereits gekündigt worden

Dass es zwischen Vermieter und Mieter schon seit längerem Streit gab, ist im Ort kein großes Geheimnis. Der Vermieter, vor zwei Jahren ins Dorf gezogen, hatte das Haus für sich und seine Familie gekauft. Auch die Tochter wollte einziehen. Deshalb hatten sie dem Mieter schon lange gekündigt, der sich aber gegen den Auszug stemmte. Am Freitag, nur wenige Stunden nach der Tat, hätte die Zwangsräumung erfolgen sollen.

Nach Informationen unserer Zeitung galt der Täter, vor rund 15 Jahren ebenfalls zugezogen, im Dorf als eher schwieriger Charakter. Er soll früher im Besitz eines Waffenscheins gewesen sein und eine Waffe als verloren gemeldet haben.

Bürgermeister Pioch bestätigt, dass sich zwischen Täter und Opfer "etwas aufgestaut" habe. "Das hatte sich schon abgezeichnet", so Pioch. Dass die Lage jedoch derart eskalieren könnte, habe er nicht für möglich gehalten. Der Mieter hatte angegeben, im Falle einer Zwangsräumung obdachlos zu sein. Das wäre jedoch nicht passiert. "Als Gemeinde hätten wir auf jeden Fall was machen können", so der Bürgermeister. Allerdings sei der 59-Jährige nicht auf die Verwaltung zugekommen. "Er hätte doch nur um Hilfe anzufragen brauchen", so Pioch. Allerdings sei es schwierig, jemandem zu helfen, der sich nicht helfen lassen wolle. "Es ging doch nur um Geld und Wohnraum", so Pioch, "alles lösbar. Das erschüttert mich."