Grippeimpfung (Symbolbild) Foto: dpa/Felix Kästle

Im vergangenen Winter hat es so gut wie keine Grippesaison gegeben. Grund waren vor allem die Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus. Die wurden jetzt aber gelockert – was das für die kommende Saison bedeutet und ab wann es den Impfstoff gibt.

Mit nur einigen Hundert im Labor bestätigten Fällen hatte das RKI im vergangenen Winter die wohl schwächste Grippe-Saison in Deutschland seit Jahrzehnten erfasst - im Jahr davor waren es noch mehr als 180 000 Fälle.

Laut der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) am RKI wurden nicht einmal die Kriterien für den Beginn einer Grippewelle erfüllt. „Es hat in dieser Saison überhaupt keine Grippewelle gegeben“, so der Präsidenten des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler.

Wie sind die Aussichten für die kommende Grippesaison?

Grund für das Ausbleiben waren die vielerorts geltenden Corona-Maßnahmen wie Mindestabstände, Masken, Homeoffice-Regelungen und Schulschließungen. Ob es in diesem Jahr mit den inzwischen deutlich reduzierten Maßnahmen zu einer starken Grippewelle kommt, lässt sich Wieler zufolge noch nicht abschätzen. „Wenn wir eine Influenza-Welle bekommen, kommt sie obendrauf auf die vierte Corona-Welle.“ Die Krankenhäuser bereiteten sich bereits auf dieses Szenario vor.

Ab wann gibt es 2021 die Grippeimpfung?

Der Grippeimpfstoff ist ein beliebtes Gut. Daher stellen sich bereits viele die Frage, ab wann es ihn gibt. Die Antwort: Bereits Anfang September hat das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) die ersten Grippe-Impfstoffe für Herbst und Winter freigegeben. Das für Impfstoffe zuständige Bundesinstitut hatte die ersten 10,7 Millionen Dosen für den deutschen Markt geprüft. Dabei geht es vor allem um die Qualitätskontrolle, nicht um die Wirksamkeit. Insgesamt stehen dem PEI zufolge in diesem Jahr neun Impfstoffe gegen Influenza zur Verfügung. Teilweise befinden sich diese schon in der Auslieferung an die Apotheken.

 

Bei anderen Atemwegsinfektionen wie RSV zeigt sich dem RKI-Präsidenten zufolge bereits ein Anstieg der erfassten Fälle. Generell sei zu befürchten, dass es in diesem Herbst und Winter wieder zu deutlich mehr Atemwegsinfektionen kommt - mit entsprechender Belastung der Krankenhäuser. Auch das sei neben der Corona-Lage ein guter Grund dafür, Schutzmaßnahmen wie das Masketragen den gesamten Winter über beizubehalten.

Darum lässt sich die Wirksamkeit kaum abschätzen

Die Wirksamkeit der Grippe-Impfstoffe für die anstehende Saison lässt sich dem Präsidenten des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge kaum abschätzen. „Die Datenbasis, auf der der Impfstoff erarbeitet wurde, ist nicht so gut wie die Datenbasis der Vorjahre“, sagte Wieler zum Start der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) am Sonntag in Berlin.

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In jeder Influenza-Saison kursieren andere Virusvarianten, daher müssen Impfstoffe jährlich angepasst werden. Grundlage bildet ein weltweites Netzwerk von Überwachungsstellen, mit der die um den Globus laufende Grippewelle verfolgt und analysiert wird. Wegen der Corona-Pandemie sei aber zum einen ein Teil dieses Systems zusammengebrochen, erklärte Wieler. Zum anderen habe es im Zuge der Schutzmaßnahmen vielfach weit weniger Influenza-Fälle gegeben, auch das mache Rückschlüsse auf die in dieser Saison am stärksten kursierenden Grippestämme schwierig.