Husten, Schnupfen, Fieber: Eine Grippewelle zieht derzeit durch das Land. (Symbolfoto) Foto: Christina Sabrowsky/dpa

Covid-19 spielt in diesem Winter kaum mehr eine Rolle. Ärzte sprechen stattdessen von der ersten echten Influenza-Welle seit der Pandemie. Die Uniklinik Tübingen erklärt, was in dieser Grippesaison anders ist als sonst.

Eine Krankheitswelle bekommen derzeit vor allem Schulen und Kindertagesstätten zu spüren, auch manches Unternehmen in der Region leidet unter Krankschreibungen. Ist die Grippewelle in diesem Jahr besonders schlimm oder täuscht der Eindruck? Die Uniklinik in Tübingen (UKT) gibt ein Bild der Lage ab. Aus dem Institut für Virologie heißt es: „Im Vergleich zu den letzten Jahren ist die allgemeine Infektionsaktivität nicht ungewöhnlich hoch. In der zu Ende gegangen KW 5 wurden 31 Influenzavirus-A-Erstnachweise detektiert, letztes Jahr (KW 5 im Jahr 2024) hingegen 67 und im vorletzten Jahr trat die Influenzavirus-A-Welle früher auf, so dass in der ersten Kalenderwoche (2023) bereits 30 Erstnachweise vermeldet wurden.“

 

Auch hinsichtlich RSV sind die 13 Erstnachweise in der 5. KW laut Uniklinik eher auf niedrigerem Niveau als in den Jahren 2024 (24 Erstnachweise in der 5. KW) und 2023 (41 Erstnachweise in der 1. KW). Vorletztes Jahr sei die RSV-Welle allerdings auch ungewöhnlich früh aufgetreten.

Erwähnenswert ist laut Uniklinik die deutlich größere Anzahl der Influenzavirus-B-Erstnachweise, die mit 14 in der vorigen Kalenderwoche deutlich höher liegt als in den Vorjahren (2022: 0; 2023: 3; 2024: 0).

Unterschied zwischen A- und B-Viren

Während Influenza-B-Viren meist leichte bis mittelschwere Erkrankungen auslösen, können Influenza-A-Viren, große Grippewellen verursachen und für leichte bis schwere und sogar lebensbedrohliche Krankheitsverläufe verantwortlich sein.

Laut den Daten der Uniklinik Tübingen ist die Influenza-B-Welle in diesem Jahr schon früher in Erscheinung getreten als üblich. „In den letzten Jahren trat die Influenzavirus-B-Welle erst in Erscheinung, als es bei der Influenzavirus-A-Welle bereits zu einer Abschwächung gekommen war“, teilt die Klinik mit.

Nur noch eine sehr kleine Rolle spielen aktuell Corona-Infektionen. „Hinsichtlich der unterschiedlichen respiratorischen Viren bestätigen auch die Zahlen des RKI eine deutlich Abnahme der SARS-CoV-2-Infektionen sowie eine deutliche Zunahme der Influenzavirusinfektionen in den letzten Wochen“, schreibt die Uniklinik.

Nur 2 Prozent haben Corona

Das Robert Koch Institut (RKI) schreibt in seinem wöchentlichen Bericht in Bezug auf die vierte Kalenderwoche: „Bei den Schulkindern (5 bis 14 Jahre) haben sich die SARI-Fallzahlen (Schwere Akute Respiratorische Infektionen, d. Red.) seit dem Jahreswechsel mehr als verdoppelt und sind bereits so hoch wie zum Höhepunkt der Grippewelle der beiden Vorsaisons. Der Anteil der Influenza-Diagnosen bei SARI-Patientinnen und -Patienten nahm weiter zu und lag in der 4. KW bei 37 Prozent. RSV wurde bei 6 Prozent der Fälle diagnostiziert und Covid-19 bei 2 Prozent.“

Friedemann Kröhnert, Ärztlicher Leiter der Zentralen Notaufnahme an der Tübinger Uniklinik, sagt: „Seit der Pandemie ist es die erste „echte“ Influenza-Welle, deren Peak hier in der Region aus meiner Einschätzung in den kommenden zwei Wochen wahrscheinlich erreicht sein dürfte.“

Peak an Hospitalisierungen

Kröhnert berichtet, wie die Influenza-Welle sich derzeit in der Klinik auswirkt: „Wir sehen am Uniklinikum einen Peak an Hospitalisierungen bei Patienten und Patientinnen mit schweren Lungenvorerkrankungen, welche trotz Impfung einen neuen oder deutlich erhöhten Sauerstoffbedarf aufweisen. Vereinzelt haben wir auch jüngere Erwachsene (25 bis 45 Jahre) mit ausgeprägteren Beschwerden.“

Die Notaufnahme der Klinik kann für schwer erkrankte Grippepatienten eine passende Anlaufstelle sein. Kröhnert sagt: „Berechtigte Empfehlung, die Notaufnahme aufzusuchen, haben Personen immer bei Sauerstoffbedarf beziehungsweise erhöhtem Sauerstoffbedarf bei Heimtherapie, sowie schweren Symptomen bei Vorerkrankungen oder sehr fulminantem Verlauf.“

Welches Virus habe ich?

Grippetest
Wer grippale Symptome hat, kann sich nicht nur auf Covid-19 selbst testen, sondern auch auf Grippe. Drogeriemärkte bieten beispielsweise einen Kombitest für Covid-19, Influenza A/B und RSV für gut 2 Euro an.