Sie lassen sich kaum blicken – sind aber unüberhörbar: Feldgrillen, wie sie auch in Horb an lauen Sommerabenden trällern. Foto: Götz

Es zirpt und summt, flattert und krabbelt: Für Tierbeobachtungen in der freien Natur war das Wetter bisher recht ungemütlich. Jetzt lockt der Sonnenschein nach draußen, und wer sich Zeit nimmt, genauer hinzusehen und zuhören, wird staunen.

Horb - Wegen Corona ist es in Horb abends stiller als sonst. Das Schöne daran: Es gibt weniger Lärm, der die Gesänge der Grillen übertönt. Wie viele Orte in Süddeutschland ist Horb eine Zuhause für Grillen. Denn die Feldgrille liebt warme, sonnige und trockene Hänge, Wiesen, Kiesgruben und Heiden sowie lichte Kiefernwälder.

Die Tiere graben 10 bis 20 Zentimeter tiefe und zirka zwei Zentimeter breite Röhren in die Erde, genannt werden auch 30 bis 40 Zentimeter tiefe Röhren. In Süddeutschland ist die Feldgrille übrigens häufiger als in Norddeutschland, wo sie in einigen Bundesländern in einer Gefährdungskategorie der Roten Liste geführt wird. Interessant: Die Feldgrille verfügt über mehrere Gesangsformen mit biologischer Bedeutung. Es gibt den gewöhnlichen oder den Lockgesang, dann den Rivalen- und noch den Werbegesang.

Grillen sind Genießer

Nicht mit Gesang, aber mit Farbe fällt der Rosenkäfer auf, von dem sich derzeit einige in der Innenstadt tummeln. Mit etwas Glück entdeckt man in der Nähe des Flößerwasens eines der metallisch grün schimmernden Insekten. Vor allem an warmen Tagen können Tierfreunde den Rosenkäfer in ihrem Garten um die Mittagsstunden herum an Blüten von beispielsweise Rosen, Holunder und Schneeball sowie vielen weiteren Doldengewächsen beobachten. Er ist aus menschlicher Sicht ein Genießer: Der Käfer wird vom Nektar und den Pollen der Pflanzen magisch angezogen und verweilt dann dort für Stunden.

Neben dem Garten bevorzugen die kleinen Insekten Lebensräume wie zum Beispiel sonnige Waldränder, Waldlichtungen, Trockenhänge, Steinbrüche sowie buschreiche Wiesen. Die Flugzeit der erwachsenen Käfer liegt zwischen April bis September und Oktober. Anders als bei den meisten Käfern schieben die imposanten Tierchen ihre Hinterflügel unter den Flügeldecken hervor, anstatt diese anzuheben. Durch diese außergewöhnliche Technik weist der Rosenkäfer ein besonders kompaktes Aussehen auf.

Bei Gärtnern war der Rosenkäfer früher unbeliebt. Denn er frisst gerne Nektar und Pollen, aber auch Blütenblätter, Staubgefäße und Blütenstempel. Nicht verschmäht werden außerdem Früchte und der Pflanzensaft verletzter Pflanzen. Doch selbst in Gartenforen gibt es schon lange Entwarnung: Der Rosenkäfer verursacht meist keine nennenswerten Fraßschäden. "Im Gegenteil: Er wurde im Jahr 2000 zum Insekt des Jahres gewählt – unter anderem für seine wichtige Rolle in unserem Ökosystem als Humusbildner und Blütenbestäuber", heißt es zum Beispiel bei "mein-schoener-garten.de".

Ein kurioses Geschöpf: der Wollschweber

Ein ziemlich kurioses Geschöpf, das auch in Horber Gärten häufig anzutreffen ist (wenn dort die richtigen Pflanzen blühen), ist der Wollschweber. Oft wird er für eine Hummel gehalten. Aber: Die Wollschweber sind meist mittelgroße Fliegen, die auffällig und hummelartig behaart sind. Die Tiere haben lange Rüssel und können geschickt fliegen. Übrigens, bei der Vermehrung wenden sie einen aus menschlicher Sicht fiesen Trick an: Sie "schießen" im Flug Eier in fremde Gelege, zum Beispiel von Heuschrecken oder schwarzen Mörtelbienen.

Ebenfalls oft für eine Hummel gehalten wird die Blaue Holzbiene. Sie ist die größte heimische Wildbienenart. In Horb begegnet man ihr wieder öfter, weil Naturfreunde Lebensräume für das Tier geschaffen haben. Die Holzbiene brummt laut, ist aber sehr friedfertig. Besonders auffällig sind die blauschimmernden Flügel und der metallisch-schwarz glänzende Panzer. Eine weitere gute Nachricht: Bei der Insektensommer-Aktion des Nabu wurde die Blaue Holzbiene 2019 mehr als dreimal so oft beobachtet wie im Vorjahr. Ohnehin, so der Nabu, ist die Holzbiene klimawandelbedingt auf dem "Vormarsch".