Der Verein für Heimatgeschichte unterstützt die evangelische Kirchengemeinde Grenzach beim Erhalt historischer Schriftstücke. Das erste von fünf Kirchenbüchern ist restauriert.
Das Zinsregister der St. Leodegar-Kirche aus dem Jahr 1546 wurde von der diplomierten Restauratorin und Buchbinderin Cornelia Rauch-Ernst aus Dillingen an der Donau seit März aufgearbeitet. Bis es soweit war, waren viele weitere Akteure involviert, wie Vereinsvorsitzender Bernhard Greiner im Rahmen einer kleinen Feierstunde dankbar zusammenfasste.
Nach dem Dachbodenfund im Pfarrhaus durch den Pfarrer im Ruhestand, Axel Hüttner, wurden erste Bücher im Jahr 2021 in Rheinfelden buchbinderisch aufgearbeitet, finanziert durch den Verein für Heimatgeschichte. Fünf Bücher wurden wegen der herausfordernden Schäden zurückgestellt.
Kirchengemeinderat Greiner, seit diesem Jahr auch Vorsitzender des Vereins für Heimatgeschichte und promovierter Historiker, nutzte sein Netzwerk und knüpfte über seine Studienkollegin Maria Effinger (Universität Heidelberg) den Kontakt zur international tätigen Expertin Cornelia Rauch-Ernst.
In einer ersten Analyse bestätigte sie die Einschätzung des Buchbinders: Schimmel, mechanische Schäden und durch Feuchtigkeit verursachter sogenannter Tintenfraß drohen die mehrere hundert Jahre alten Bücher langfristig zu zerstören.
Bereits vor rund 100 Jahren wurden nicht beständige Maßnahmen zur Erhaltung vollzogen. Verbunden mit der ungeeigneten Lagerung unter dem Dach sind zusätzliche Schäden entstanden. „Mit einer Luftfeuchtigkeit von 50 bis 55 Prozent bei 20 Grad Celsius haben die Bücher die optimalen Bedingungen“, erklärt Rauch-Ernst.
Mit Japanpapier stabilisiert
Seit 2007 ist sie selbstständig in der Restauration tätig. Die Schriften aus dem 16. und 17. Jahrhundert sind für sie Tagesgeschäft. Zu den jüngsten Gegenständen, die sie aufgearbeitet hat, gehört ein Transparenzpapier aus den 1960er-Jahren. Aus dem dritten Jahrhundert stammen koptische Schriften, die zu ihren ältesten Arbeiten gehören.
Das mehr als 400 Jahre alte Zinsregister ist in einem mit einer Prägung versehenen Lederband sowie Büttenpapier umfasst. Die Seiten sind aus tierischem Pergament, das mit Fäden zusammengeheftet ist. In mühevoller Handarbeit wurde diese Bindung von Rauch-Ernst nachgenäht.
Wo durch den Tintenfraß die Blätter sich auflösen, wurde mittels transparenten Japanpapiers die Seite stabilisiert. Alte, nicht nachhaltige Reparaturen mussten zunächst mit viel Geduld und Wartezeit gelöst und später erneuert werden. Daher wird die Fertigstellung der Restaurierung der weiteren Bücher noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
Hoffnung auf Spenden
Rund 12 000 Euro wird das Projekt die Kirchengemeinde kosten, das den Einblick in die Grenzacher Vergangenheit erhalten soll. Kirchenbücher enthielten vor Einführung der staatlichen Dokumentation durch die Standesämter wichtige Etappen der Menschen vor Ort, die in der Regel alle kirchlich angebunden waren: Geburten, Hochzeiten, Todesfälle und besondere Ereignisse sind erfasst.
Zwar unterstützt erneut der Verein für Heimatgeschichte finanziell, doch hoffen Axel Hüttner, Bernhard Greiner und Pfarrer Jörg Winkelströter auf Spenden zum Erhalt des Zeugnisses des früheren Kirchenlebens. Hierfür wurde ein eigenes Konto eingerichtet.
Spendenkonto: Projekt Kirchenbücher, IBAN DE35 6839 0000 0009 1894 32, Volksbank Dreiländereck