Die Traditionsveranstaltung ist einfach ein Muss. Nicht nur viele Einwohner von Grenzach markieren sich beide Markttage dick im Kalender.
Die bunte Mischung aus dieses Jahr etwa 70 Marktständen und Buden, Bewirtungs- und Vereinsangeboten lockte trotz Temperaturen von mehr als 30 Grad am Dienstag jede Menge Publikum in den alten Grenzacher Dorfkern. Beim Bummel trifft man gefühlt „jeden“, denn dass man sich für die Grenzacher „Nationalfiirdig“ freinimmt, ist Ehrensache.
Die eine nimmt für den Markt extra Urlaub...
Zum Beispiel für Marianne „Mary“ Müller. Unermüdlich schafft „d’roti Roti“ Jahr für Jahr am Stand der Guggemusik „Node Chaode“ mit. Und hat dafür extra einige Tage freigenommen. „Jo, am Johannimärt het me frei – des isch Gsetz!“, sagt Müller. „De ganze Mendig lang ha’n i Waffledaig gmacht un au no fümf Chueche bache: Hüsiger un Chirsiplotzer.“ Natürlich nach Großmutters überliefertem Rezept. Und das alles kommt prima an, wie der Andrang am Stand der Guggemusiker belegt.
...die anderen unterbrechen ihn
Nur wenige Meter weiter ist das Grenzacher Ehepaar Flum unterwegs. Rund 20 Jahre lang haben Flums keinen Johannimarkt mehr gesehen. „Wir waren ja immer mit unserem Boot weg um diese Zeit“, sagt Herbert Flum fast schon entschuldigend. Doch das Schiffli ist mittlerweile verkauft, und das Rentnerpaar macht gegenwärtig Urlaub am Bodensee. Den hat das Paar extra für den Johannimarkt unterbrochen. „Wir haben uns in den Zug gesetzt und sind extra dafür hergefahren. Am Mittwoch geht’s dann wieder zurück in unser Urlaubsdomizil an den Bodensee“, sagt Flum.
„Johannikind“ Aron ist inzwischen sieben Jahre alt
Nur wenige Meter talaufwärts ertönt eine für Marktbesucher wie -beschicker wohlbekannte Stimme. „Meischder, wie komm’ ich an dei’ Geld?“, fragt Christian Mauch mit seiner markant-sonoren Reibeisenstimme einen Kunden, als der Reporter sich nähert. „De Chrischdian“, wie ihn alle hier nennen, ist eins der Johannimarkt-Originale. Seit 62 Jahren hat die Familie keinen Markt in Grenzach ausgelassen. Klein-Christian durfte dann auch immer die Grenzacher Bärenfelsschule besuchen, wenn Mauchs wieder einmal im Dorf weilten.
Und noch viel mehr verbindet „de Chrischdian“ mit dem Johannimarkt. Noch unvergessen ist vielen Menschen hier, wie er an einem Markttag vor sieben Jahren Hals über Kopf seinen Stand mit Gürteln, Hüten, Hosenträgern und Schneidbrettchen zusammenpackte und davonstürzte in Richtung der heimischen Ortenau, weil Söhnchen Aron im Anmarsch war. „Un jetz isch mei’ Johannikind scho’ siebe Jahr alt – Wahnsinn!“, sagt Mauch.
„Traditionsmarkt, der funktioniert“
Gemeinsam mit Schwiegermama Elfriede Schneider hat „de Chrischdian“ übrigens draufgesattelt und belegt an der Hauptstraße einige Standmeter mehr. Er selbst „pennt“ wie immer über, auf und zwischen seinen Waren im Transporter. „Un mei’ Schwiegermama hat jetz’ ihre eigne zum drin schlafe’.“ Mauch ist einfach gerne in Grenzach: „Denn das ist ein Traditionsmarkt, der funktioniert.“ Für Wirtschaftsförderin und Marktmeisterin Silke d’Aubert hat er dabei nur lobende Worte übrig. Diese hört sie mehr zufällig im Vorbeigehen, denn gerade dreht sie ihre Runde durchs Marktgeschehen, als „de Chrischdian“ über sie spricht.
Der nächste, der der Marktmeisterin um den Hals fällt, ist Altgemeinderat Peter Endruhn-Kehr. Diesmal erstaunlich zurückhaltend gekleidet, deutet er stolz auf seine heißen Sneaker mit eingesticktem „PEK“ drauf: „Das sind meine Initialen. Hat meine Frau für mich designt. Gibt’s weltweit nur einmal.“
Leute bringen alte Pfannen zum Neubeschichten
„Unsere Pfannen gibt’s weltweit auch nur einmal“, wirft eine Standbetreiberin dazwischen. Lotte und Martin Weber aus Baiersbronn-Mitteltal haben unter anderem Pfannen mit Motiv-Aufschriften wie „Mutti’s Mordwaffe“ im Sortiment. Der Clou: Die Gerätschaften sind gebraucht, aber von Webers nach einem selbstentwickelten Verfahren neu beschichtet sowie mit Motiven und Sprüchen versehen worden. In Grenzach hat sich das offenbar herumgesprochen. „Wir haben voriges Jahr am Johannimarkt von Besuchern insgesamt 40 Pfannen gebracht bekommen, damit wir sie ihnen neu beschichten. Das war unser bester Markt letztes Jahr“, ist Lotte Weber zufrieden. „Aber wir sind eh die Einzigen weltweit, die das mit den Motivpfannen können“, sagt sie selbstbewusst zu einem staunenden Kunden.
Wer Hunger hat, hat am Johannimarkt wie immer die Qual der Wahl. Von Kuchen und Kaffee beim DRK im evangelischen Gemeindehaus über – erstmals angeboten – römische Gerichte am Museum Römervilla bis hin zu Blubachers legendärer Curry(wurst)-Soße ist wie immer alles zu haben. Und das mögen die Leute einfach – nicht nur aus Grenzach. Deshalb: Zeit mitbringen!
Der Johannimarkt ist auch noch am Mittwoch, 25. Juni, von 9 bis 19 Uhr geöffnet.