Kommt die Verlängerung der S-Bahn ab 2025 bis nach Rottweil oder gar Singen? Das wünscht sich jedenfalls der Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg – und hat bei seiner jüngsten Sitzung einen einstimmigen Beschluss gefasst.
Kreis Rottweil - Für die Anbindung der Region an die Landeshauptstadt im Übergangszeitraum von Mitte 2025 bis 2032 muss eine Gäubahn-Alternative her. Denn: Bis zur Fertigstellung des geplanten Pfaffensteig-Tunnels zwischen Böblingen und dem Stuttgarter Flughafen auf der Gäubahn-Strecke und der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 ist bisher eine Kappung der Gäubahn in Stuttgart-Vaihingen und damit ein Umstieg auf dem Weg zum Hauptbahnhof vorgesehen.
Beschluss: S-Bahn nach Singen prüfen
Beim kürzlichen Faktencheck zur Gäubahn in Stuttgart kam auch die Alternative einer S-Bahn-Direktverbindung nach Horb und Rottweil zur Sprache. Verbandsdirektor Marcel Herzberg, der in der Sitzung vom Gäubahn-Gipfel berichtete, und einige Gremiumsmitglieder waren persönlich beim Faktencheck vor Ort und zeigten sich angetan von der S-Bahn-Lösung. Aber nicht nur bis nach Rottweil. Denn: Die südliche Nachbarregion soll nicht abgehängt werden.
Daher wurde bei der Verbandsversammlung einhellig der Beschluss gefasst, darauf zu drängen, eine S-Bahn-Variante bis nach Singen mit dem Ziel einer Realisierung zu prüfen. "Das ist ein starkes, fraktionsübergreifendes Zeichen der Versammlung", freut sich der Verbandsvorsitzende Wolf-Rüdiger Michel über den Beschluss.
Kleinstmöglichen Nenner gefunden
Der Weg zum kleinstmöglichen Nenner war aber ein steiniger, stellten doch alle Fraktionen verschiedene Anträge. Markus Keller (CDU) schreckte vor einer zu passiven Formulierung des Beschlussvorschlages zurück: "Wir müssen da höllisch aufpassen. Bei Bauvorhaben der Deutschen Bahn (DB) kann es gut sein, dass der Bau des Pfaffensteig-Tunnels weit länger als bis zum Jahr 2032 dauert." Für die Fahrgäste aus der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg wäre eine umsteigefreie Reise nach Stuttgart wichtig, weshalb er auf die "Realisierung" im Antrag drängte. Auch Michel ergänzte mit einem Schmunzeln: "Ein Bauende 2032 ist sehr optimistisch geplant." Es drohe eine Dauer-Notlösung.
Uneinig war man sich auch, was genau hinsichtlich einer potenziellen S-Bahn-Variante geprüft werden sollte: Die Grünen-Fraktion wies auf mögliche Verbindungskollisionen mit dem Ringzug nach Tuttlingen hin. "Die S-Bahn-Lösung hat erhebliche Auswirkungen auf den Regionalverkehr. Trassenkonflikte dürfen nicht zu Lasten anderer Verbindungen und deren Pünktlichkeit gehen", so der Tenor.
Trassenkonflikte mit dem Ringzug nach Tuttlingen?
Daher die Idee: Anstatt bis nach Singen könne die DB auch prüfen, die S-Bahn bis nach Tuttlingen zu verlängern. Daniel Karrais (FDP) wiederum regte an, auch die Finanzierung der Gäubahn-Alternative auf dem Schirm zu haben. Es müssten schließlich zwölf neue Fahrzeuge beschafft werden, sollte die Verlängerung nach Rottweil realisiert werden. Für jeden Zug würden bereits jetzt neun Millionen Euro fällig – Tendenz steigend.
Nach dem Einwand von CDU-Mitglied Sven Hinterseh ("Die Kosten muss das Land tragen") und Rolf Schwenk von den Grünen ("Die S-Bahn ersetzt den Regionalverkehr und dafür ist das Land verantwortlich") nahm der FDP-Politiker aber seinen Zusatz zum Beschlussvorschlag zurück und schloss sich dem – von der FWV-Fraktion initiierten Vorschlag – an. Auch der Komfort in den S-Bahn-Zügen kam zur Sprache. Es fehle an Toiletten und auch die Sitzplätze seien nicht mit denen in den auf der Gäubahn eingesetzten Intercity-Zügen zu vergleichen.
Bundesverkehrswegeplan 2030 beachten
Den Grünen lag zudem das Stichwort "Bundesverkehrswegeplan 2030" am Herzen. Dazu heißt es vom Bundesverkehrsministerium: "Ziel ist es, das Gesamtnetz zu stärken – und unsere Infrastruktur fit zu machen für das global-digitale Zeitalter." Das Optimum: Verkehrswege modernisieren, Infrastruktur vernetzen und Mobilität beschleunigen. Auch die Umsetzung dieses Vorhabens solle bei der Prüfung integriert und keinesfalls vernachlässigt werden.
Verbandsvorsitzender Michel nahm alle genannten Prüfungsvorschläge aus dem Gremium ins Sitzungsprotokoll auf und erklärt: "Alle diese Aspekte sind wichtig und werden geprüft." Um als Regionalverband Stärke zu zeigen, sei aber ein kurzgefasster Beschluss effektiver. Und dieser wurde kurz später auch einhellig akzeptiert.
Die höchsten Hürden aus Sicht der Deutschen Bahn: Aufgrund der drastischen Verlängerung der S-Bahn könnte es zu Fahrzeitverzögerungen kommen. "Je länger der Zug fährt, desto höher ist das Risiko der Unwägbarkeiten wie Verspätungen", hieß es beim Faktencheck. Deshalb sei auch der technische Aufwand auch höher", so der Tenor. Und da wäre noch die Erreichbarkeit der Anschlüsse – sollte es für Reisende über die Landeshauptstadt in die weite Welt hinausgehen. Mal abgesehen von der kostspieligen Finanzierung. Klar ist: Ob die S-Bahn bis nach Singen kommt, steht weiter in den Sternen.