Greenpeace-Aktivisten demonstrierten am Mittwoch vor dem Neuen Schloss in Stuttgart. Foto: Andreas Rosar/Fotoagentur Stuttgart

Greenpeace-Aktivisten haben sich am Mittwoch vor dem Neuen Schloss in Stuttgart zusammengefunden und einen überdimensionalen Mercedes-Stern qualmen lassen. Wir verraten, was dahinter steckt.

Stuttgart - Greenpeace-Aktivisten haben am Mittwochmorgen vor dem baden-württembergischen Wirtschaftsministerium im Neuen Schloss in Stuttgart einen überdimensionalen Mercedes-Stern zum Qualmen gebracht. Mit dieser spektakulären Aktion demonstrierten die Aktivisten für einen schnellen Abschied der Autoindustrie des Landes von klimaschädlichen Abgasautos.

„Die Autoindustrie in Baden-Württemberg unterschätzt das Tempo des Branchenumbruchs“, sagt Greenpeace-Verkehrsexperte Benjamin Stephan in einer Pressemitteilung. Eine vorausschauende Wirtschaftspolitik müsse der Schlüsselbranche eine klare Richtung vorgeben. Nur mit einem klaren Bekenntnis, dass Verbrennungsmotoren keine Zukunft mehr haben, könne die Landesregierung die Industrie in eine klimaschonende, saubere Zukunft lenken, so Stephan.

Greenpeace-Umfrage soll Unzufriedenheit der Bürger zeigen

Dabei wird nicht nur Kritik an der Südwest-Autoindustrie, sondern auch an der baden-württembergischen Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) laut. „Während Hersteller wie GM, Jaguar und Ford zuletzt deutlich ambitioniertere Ausstiegspläne vorlegten, plant Daimler noch mindestens bis zum Jahr 2039 Autos mit Verbrennungsmotor zu verkaufen“, heißt es in der Pressemitteilung – und weiter: „ […] Nicole Hoffmeister-Kraut hingegen droht den Ausstieg aus Verbrennungsmotoren zu verzögern, in dem sie sich für synthetische Kraftstoffe ausspricht, die bei Pkw ein Vielfaches teurer und ineffizienter sind, als batterieelektrische Antriebe“.

Daimler-Chef Ola Källenius hatte vergangene Woche betont, dass er es nicht für sinnvoll halte, das ertragreiche Verbrenner-Geschäft vorschnell zu beenden. Zugleich stellte er klar, dass Daimler bereit sei, falls sich die Elektromobilität schneller als bisher absehbar durchsetze.

Hoffmeister-Kraut argumentierte, dass ein Großteil der Autos in Deutschland heute mit einem Verbrennungsmotor unterwegs sei. „Wenn wir den CO2-Ausstoß im Verkehr schnell reduzieren wollen, können wir nicht warten, bis diese riesige Fahrzeugflotte gegen Autos mit anderen Antriebstechnologien ausgetauscht ist“, sagte sie. Sie setze sich daher für einen technologieoffenen Ansatz ein.

Laut einer Umfrage, die Greenpeace in Auftrag gegeben hatte, seien die Wählerinnen und Wähler kurz vor der Landtagswahl eher unzufrieden mit der Verkehrspolitik des Landes. So sollen 62 Prozent der Befragten der Meinung sein, dass die Südwest-Branche für den Umstieg auf E-Mobilität im internationalen Vergleich „weniger gut“ oder „gar nicht gut“ gerüstet ist, 60 Prozent fordern mehr Unterstützung für den öffentlichen Nahverkehr. „Die Menschen in Baden-Württemberg wünschen sich eine moderne und saubere Mobilität“, so Stephan. „Darauf müssen die nächste Landesregierung und die Autoindustrie schneller reagieren.“