Die Ortenauer müssen ab 1. Januar wohl tiefer für die Graue Tonne und Co. in die Tasche greifen: Eine Erhöhung um rund 17 Prozent ist laut Vorlage für den Umwelt- und Technikausschuss „unumgänglich“ – es wäre die dritte innerhalb von vier Jahren.
Die Müllentsorgung in der Ortenau wurde in den vergangenen Jahren immer wieder teurer: Für einen Vier-Personen-Haushalt – entsprechend einer 60-Liter-Restmülltonne – zahlten die Bürger vor dem Jahreswechsel 2020/21 nur 91 Euro im Jahr, danach 106 Euro. Zu Neujahr 2023 folgte die Erhöhung auf aktuell 116 Euro. Ab 2025 soll die selbe Tonnengröße 135 Euro pro Jahr kosten. Das geht aus der Vorlage für die Sitzung des Umwelt- und Technikausschusses (UTA) des Kreistags für Donnerstag, 28. November, hervor.
Kommt die geplante Erhöhung – stimmt der Ausschuss zu, entscheidet der Kreistag im Dezember endgültig – stiege die Gebühr für die Graue Tonne im Vergleich zum Stand 2021 um fast 50 Prozent.
Dabei war sehr lange Zeit Ruhe bei den Müllgebühren: Seit 2009 blieben die Gebühren zunächst stabil, um 2017 sogar noch gesenkt zu werden – 2021 folgte dann das erste Mal seit zwölf Jahren wieder eine Erhöhung. Seither scheint das Thema im Zwei-Jahres-Takt auf der Tagesordnung zu stehen.
Ortenau bleibt unter dem Schnitt umliegender Kreise
„Zur Finanzierung des Wirtschaftsplans 2025/26 ist eine Erhöhung der Jahresgebühren zum 1. Januar 2025 um durchschnittlich rund 17 Prozent unumgänglich“, schreibt die Kreisverwaltung in der aktuellen UTA-Sitzungsvorlage. Als Gründe werden unter anderem die „allgemeine Kostensteigerung“ (Inflation), gestiegene Personalkosten aufgrund neuer Tarifabschlüsse sowie hohe Ausschreibungsergebnisse ab 2026 für die Sammlung und den Transport von Hausmüll und Sperrmüll genannt.
Auch mit einer „weiter steigenden Betriebskostenumlage an den Zweckverband Abfallbehandlung Kahlenberg“ sei zu rechnen. „Selbst wenn die übrigen Land- und Stadtkreise ihre Gebühren in den nächsten beiden Jahren stabil halten sollten, belegt der Ortenaukreis mit seinen Hausmüllgebühren für einen Vier-Personenhaushalt nach wie vor einen Spitzenplatz auf der Abfallgebührenskala von Baden-Württemberg“, betont die Verwaltung.
Grüne Tonne wird ab 2026 nur einmal im Monat geleert
Neben den Hausmüllgebühren soll auch die Anlieferung von Erdaushub oder selbst angelieferter Müll bei einer der Ortenauer Deponien teurer werden. Die Gebührensätze für verwertbaren Bauschutt sollen von 24 auf 34 Euro je Kubikmeter und für unverwertbaren Bodenaushub zum 1. April 2025 von 16 auf 26 Euro je Kubikmeter erhöht werden. „Dennoch liegt der Ortenaukreis weiterhin deutlich unter den Gebührensätzen der Nachbarlandkreise“, heißt es in der Sitzungsvorlage.
Die Erhöhung der Gebühren ist jedoch nicht das einzige, was in Sachen Müllentsorgung auf die Ortenauer zukommt – die Abfallwirtschaft will auch Sparen. Zum einen wird die „kaum mehr genutzte“ Strauchgutsammlung zum Jahresende eingestellt. Zum anderen soll die Grüne Tonne ab 2026 nur noch im Vier-Wochen-Takt, anstatt wie bisher alle drei Wochen geleert werden.
Erhöhung zeichnete sich bereits im Juli ab
Das begründet die Verwaltung mit „deutlichen Mengenrückgängen“ bei Altpapier, Pappe und Kartonagen – von 25 bis 30 Prozent ist die Rede. Außerdem wird der Zuschuss für Altpapier-Sammlungen zum Jahresende eingestellt sowie das Konzept der alle zwei Jahre stattfindenden Kreisputzete überarbeitet werden.
Die anstehende Erhöhungen zeichnete sich derweil bereits bei der Sitzung des Umwelt- und Technikausschusses Anfang Juli ab. Günther Arbogast, Geschäftsführer des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft, hatte dem UTA damals einen Verlust aus 2023 von rund 1,1 Millionen Euro präsentiert. Die Kreisräte sprachen sich dafür aus, das Defizit auf das kommende Jahr zu übertragen – um ihn dann irgendwann zu refinanzieren.
Immer weniger Altpapier
Vor allem die Entwicklung beim Altpapier bescherte dem Eigenbetrieb im vergangenen Jahr eine Abweichung von fast 860 000 Euro gegenüber des geplanten Gewinns im Bereich Siedlungsabfall. Verantwortlich ist laut Geschäftsführer Günther Arbogast auch die Entwicklung des Altpapierpreises. „Der allgemeine Papiermarkt funktioniert global. In Europa ist die Nachfrage mal höher und mal niedriger“, erläuterte der Entsorgungsexperte im Juli. Bis Mitte 2022 liefen die Geschäfte mit dem Altpapier noch gut, dann stürzte der Marktpreis ab – und erholte sich seither kaum. Zudem sinkt die Menge kontinuierlich.