llegales Graffiti ist immer wieder ein Ärgernis. Der Bezirksverein Mühlhausen geht neue Wege und kooperiert mit dem Bezirksverein für soziale Rechtspflege in Villingen.
Überall sind heutzutage illegale Farbschmierereien gegenwärtig. So auch wieder einmal an zwei an der Mühlbachstraße gelegenen Buswartehäuschen am nordwestlichen Ortseingang von Mühlhausen.
„Es war dort nicht das erste Mal, dass die Wände der Wartehäuschen mit illegalem Graffiti beschmiert wurden“, so der stellvertretende Vorsitzende des Bezirksbeirats, Andreas Kohler. Die Mühlhausener haben zuletzt tief in die Tasche greifen müssen, um diese gemeinschädlichen Sachbeschädigungen beseitigen zu lassen.
Aber die Freude über die frisch renovierten Wartehäuschen währte nicht lange. Das erneute Besprühen der betroffenen Wandflächen mit schwarzer Sprayfarbe dürfte wohl nur wenige Augenblicke gedauert haben. Aber die Beseitigung der Wandverschmutzung erweist sich immer wieder als äußerst aufwendig und nimmt mehrere Arbeitsstunden in Anspruch.
Dadurch wird eine Instandsetzung extrem kostspielig. Denn die von den so genannten „Graffiti-Künstlern“ hinterlassenen Schmierereien müssen zunächst mit einer speziellen Isolierfarbe behandelt und überstrichen werden, bevor die eigentliche Fassadenfarbe aufgebracht werden kann. Der finanzielle Aufwand dafür betrug bei der letzten Renovierung über 2000 Euro.
„Es ist ein Ärgernis, dass dafür immer wieder hohe Summen aufgewendet werden müssen“, so Kohler und entschloss sich dazu, mit einer Kooperation mit dem Bezirksverein für soziale Rechtspflege in Villingen – mit dem Projekt „Schwitzen statt Sitzen“ – neue Wege zu gehen.
Arbeit statt Knast
Das Projekt ermöglicht in Baden-Württemberg Verurteilten, die Vollstreckung ihrer Ersatzfreiheitsstrafe durch Leistung von gemeinnütziger Arbeit abzuwenden. Beim Bezirksverein für soziale Rechtspflege in Villingen werden viele dieser Verurteilten betreut, die ihre Geldstrafe nicht bezahlen können und deswegen ihre drohende Strafverbüßung mit dem Ableisten von Arbeitsstunden abarbeiten. Pro Hafttag müssen die Verurteilten vier Stunden gemeinnützige Arbeit leisten.
„Durch dieses vom Justizministerium imitierten Projekt wurden für den Bereich Villingen-Schwenningen im Jahr 2024 über 3000 Hafttage und dadurch Gefängniskosten von annähernd 500 000 Euro eingespart“, resümiert der Geschäftsführer des Bezirksvereins, Sebastian Kopp. Zwei frisch renovierte Buswartehäuschen, geringe Kosten bei knappen Kassen und eine sinnvolle, gemeinnützige Arbeit für die Verurteilten ergibt eindeutig ein Gewinn für alle beteiligten Protagonisten.
Um aber zu verhindern, dass die frisch renovierten Wandflächen der Buswartehäuschen erneut beschmiert werden, kümmerte sich zudem eine junge Frau mit eigenen Graffiti-Entwürfen. Mit ihrem künstlerischen Talent konnte sie sich in das Projekt einbringen und dadurch ihr Arbeitsstundenkonto verringern. Mit den selbstgestalteten Graffitis – so die Idee des Mühlhausener Bezirksbeirats – soll verhindert werden, dass künftig erneut illegales Graffiti auf den Wänden hinterlassen wird. „Mühlhausen wird bunter und das gefällt mir“. Die Mühlhausener Stefanie Klostermeier zeigt sich begeistert von der Neugestaltung der Buswartehäuschen.
Weiteres Projekt läuft
Beim Mühlhausener Bauernmuseum waren die Tage der fest aufgestellten Holzbänke- und -tische gezählt. Die Holzlatten waren verwittert und teilweise morsch, so dass eine Erneuerung notwendig wurde, um auch die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Die Instandsetzung wurde ebenfalls von Teilnehmern des Projekts „Schwitzen statt Sitzen“ übernommen. Wie bereits bei der Renovierung der Buswartehäuschen muss die Ortsverwaltung auch in diesem Fall lediglich für die Materialkosten aufkommen. Die Einsparungen bei der Graffiti-Beseitigung und der Erneuerung der Holzbänke- und tische können nun an anderer Stelle verwendet werden.