Nicht jedes Werk aus der Spraydose ist Kunst. Foto: Freiraum

Zum Gartenschau-Jahr 2023 setzen die Stadt Balingen und "Freiraum – Balingen kreativ" ein künstlerisches Zeichen: Die Gallery 23 dehnt sich aus und verwandelt das Viadukt über das Wolfental in "The Monster – Hall of Fame Balingen".

Balingen - Junge Wilde aus Balingen und der Region – Sprayer, Graffiti-, Stencil- und Urbanartists – können künftig die riesigen Betonpfeiler und Wandflächen unter der Bundesstraße nahe der Aral-Tankstelle ganz legal und in gewohnter Streetart-Manier einfärben und verschönern. Denn Freiraum und die Stadt Balingen haben sich darauf verständigt, dass die Pfeiler, die bislang illegal mehr oder weniger kunstvoll besprüht wurden, Sprayern und Malern als Kunstfläche zur Verfügung gestellt werden sollen.

Zwei Fliegen mit einer Klappe

Die Beteiligten schlagen damit zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Künstler haben einen prominenten Platz für ihre Werke und die Stadt muss sich nicht länger mit illegalen Sprayern herumschlagen.

Eingebettet wird das Ganze in die Gartenschau 2023. Dabei soll ein Pfad entstehen, der an den Stück für Stück durch Malerei und Graffiti-Kunstwerke verschönerten Eyachbrücken entlang hin zur noch kahlen Betonlärmschutzwand beim Skatepark führt, die als Streetart-Projekt "Die Wand" gestaltet wird.

Start am 1. Oktober

Am Samstag, 1. Oktober, geht es mit "The Monster – Hall of Fame Balingen" unter der B 27 los, mit Beats und guter Laune sowie einem Farbsponsoring von den Stadtwerken Balingen und der Stiftung Kunst-Kultur-Bildung der Sparkasse Zollernalb. "Die Idee gab es schon länger", sagt Matze Bartl (1 % Kunst), der zusammen mit Colin Jäck (KNOT), selbst bestens bekannt und vernetzt in der Szene, als Mediator der Wand agiert. Die beiden haben für dieses Auftaktprojekt verschiedene Künstler im Alter zwischen zwölf und 50 Jahren um sich geschart – sogar aus der Schweiz haben Künstler ihr Kommen angekündigt.

Eine Open-Air-Galerie

20 bis 30 Maler und Sprayer wollen Balingens Untergrund bunt machen und dort eine Open-Air-Galerie mit einer Fläche von 500 Quadratmetern für alle Formen der Streetart schaffen. "Aus der größten illegalen Wand wird die größte legale Wand", freut sich Bartl. Es sei ein Urinstinkt des Menschen, Zeichnungen an Wänden zu hinterlassen, sagt er, und verweist auf die Höhlenmalereien der Urzeitmenschen.

Das soll ein Zeichen gegen Verwahrlosung und Vandalismus sowie für Vielfalt und Kreativität sein, denn eine bunte Betonwand sieht gleich viel freundlicher aus. Matze Bartl und Colin Jäck wollen damit auch zeigen, dass Graffiti und Streetart viel mehr sind als Schmiererei und Sachbeschädigung. Deshalb laden sie Neugierige ein, am 1. Oktober vorbeizukommen, den Künstlern bei der Arbeit zuzuschauen, und mit ihnen ins Gespräch zu kommen

Zur Gartenschau werden für Interessierte zudem Workshops angeboten. Darüber hinaus sollen im kommenden Jahr die anderen freien Flächen an den Eyachbrücken verschönert werden.

 "The Monster – Hall of Fame Balingen" unter der B 27 über das Wolfental ist am besten über den Radweg vom Freibad oder von der Bizerba-Kantine aus zu erreichen. Im Netz werden die Bilder unter den Hashtags #monsterwallbalingen und #Gallery23Balingen zu finden sein.