Konzernkritiker Jürgen Grässlin verpflichtet sich, bestimmte Vorwürfe nicht mehr zu erheben.

Stuttgart - Die Daimler AG hat einem ihrer schärfsten und bekanntesten Kritiker, dem Freiburger Realschullehrer und Buchautoren Jürgen Grässlin (52), einen Großteil seiner Kosten für Rechtsstreitigkeiten mit dem Konzern erstattet. Im Gegenzug verpflichtete sich Grässlin schriftlich, bestimmte Vorwürfe gegen den früheren Vorstandsvorsitzenden Jürgen Schrempp (65) und den amtierenden Daimler-Chef Dieter Zetsche (57) nicht mehr zu wiederholen.

Der Daimler-Konzern bestätigte im Grundsatz den Deal. "Wir haben mit Herrn Grässlin einen angemessenen Vergleich für die Gerichtskostenerstattung erzielt", sagte eine Sprecherin auf Anfrage unserer Zeitung. "Der Fall ist für uns damit erledigt", so die Sprecherin weiter. Zu Details werde sich der Konzern nicht äußern.

Dem Vernehmen nach geht es um einen hohen fünfstelligen Betrag für Gerichts- und Anwaltskosten sowie für Ordnungsgelder, die Gerichte gegen Grässlin verhängt hatten. Grässlin selbst hatte die Kosten, die ihm durch die Auseinandersetzungen mit dem Konzern entstanden sind, zuletzt auf rund 90 000 Euro beziffert und im Internet unter der Adresse www.daimler-prozesse.net um Spenden geworben. Nicht notwendig gewordene Hilfen würden zurückerstattet, heißt es auf der Homepage.

Laut Grässlins Anwalt Holger Rothbauer aus Tübingen ist aber nichts übrig, was zurückerstattet werden könnte. "Unterm Strich hat Herr Grässlin noch ein knappes fünfstelliges Minus gemacht", sagte er auf Anfrage. Das sei allerdings "besser als ein sechsstelliges Minus", so Rothbauer mit Blick auf die Zahlungen von Daimler.