Folke Damminger (von rechts) und Gaëlle Duranthon geben Bürgermeister Dietmar Fischer einen Überblick. Foto: Wallburg

Auf dem Ochsenareal soll gebaut werden. Falls dort jedoch etwas archäologisch Wertvolles im Boden schlummert, könnte das besondere Maßnahmen erfordern. Bei einem ersten Vororttermin informierten sich nun Bürgermeister Dietmar Fischer und Thomas Seeger vom Bauamt der Stadt über den Stand der geologischen Untersuchungen.

Bad Liebenzell - Laut Bebauungsplan "Ochsenareal" will die Stadt Bad Liebenzell rechtzeitig und hinreichend auch die Belange des Denkmalschutzes berücksichtigt wissen und hat deshalb eine archäologische Voruntersuchung parallel zum Bauantrag in Auftrag gegeben. Im November 2020 kamen dabei Spuren mittelalterlicher Siedlungs- und Handwerkstätigkeit zu Tage. Daher ergab sich die Notwendigkeit der vollständigen Untersuchung erfasster Kulturdenkmale.

Das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart kann jedoch seit längerem schon umfangreiche Ausgrabungen wie diese nicht mehr alleine bewältigen, weshalb seit September 2016 auch private archäologische Fachfirmen in der Bodendenkmalpflege zugelassen sind. Die Zulassung privater Grabungsfirmen bedeutet, dass Bauträger nun für die archäologische Untersuchung ihres Baugrundes die Freiheit haben, selbst einen privatwirtschaftlichen Dienstleister für dieses Gewerk anzustellen. Die Stadt Bad Liebenzell hat dafür die Firma Archaeo BW in Gerlingen beauftragt, die in Abstimmung mit dem LAD arbeitet.

Bei einem ersten Vororttermin informierte sich Bürgermeister Dietmar Fischer und Thomas Seeger vom Bauamt Bad Liebenzell bei Grabungsleiterin Gaëlle Duranthon von der Grabungsfirma Archaeo BW und Folke Damminger, Vertreter des Referats für operative Archäologie Karlsruhe, über den Stand der laufenden Grabungsarbeiten.

Wie geplant

Für die Stadt sei es wichtig, so Bürgermeister Fischer, möglichst früh zu erfahren, ob sich möglicherweise ein Bodendenkmal auf dem Gelände befindet. "Denn je früher wir davon wissen, desto besser lassen sich die archäologischen Arbeiten in einen späteren Baustellenbetrieb integrieren."

So wie der erste Zwischenbefund vermuten lässt, stehen die entdeckten archäologischen Befunde dem Bauvorhaben nicht im Wege, äußerte sich unter Vorbehalt Damminger auf Anfrage von Dietmar Fischer. Stand heute könne nach Abschluss der Grabungen wie geplant gebaut werden.

Duranthon informierte anschaulich über die Arbeiten und das gesamte Verfahren. Nach ersten Feldbegehungen und dem Einsatz einer Fotodrohne wurde an ausgewählten Zonen der Oberboden abgetragen, um auf archäologisch relevante Schichten zu gelangen. Im Weiteren wurden mehrere Probegrabungen vorgenommen, um neben der Auswertung von Funden wie Keramik, Glas, Metall und organischen Überresten auch Profile als Querschnitt eines Befundes oder einer Fläche anzulegen, betont Duranthon. Insgesamt wurden schon 140 Befunde registriert. Aus diesen stammen zahlreiche Funde, darunter auch Keramik- und Glasscherben. Drei davon datieren aufgrund typischer Form- und Verzierungselemente vermutlich auf das 17. und 12. Jahrhundert. "Das ist immer interessant, was man so findet, aber häufig für den Archäologen – wie auch in diesem Fall – eher unspektakulär", ergänzt die Wissenschaftlerin.

Als Planum bezeichnete Duranthon dann noch diejenigen Flächen, welche durch Bagger angelegt wurden und Befunde dort in einer Aufsicht zu erkennen sind, welche teilweise noch sauber freigelegt werden müssen, um abschließend mit der Drohne zu fotografieren und zu dokumentieren. Alles in Allem will man mit der Fundbearbeitung am 2. Juli aber fertig sein. Die Fundstücke werden anschließend beim Landesamt für Denkmalpflege registriert und eingelagert, um unter anderem auch späteren Studenten die Möglichkeit für weiterführende wissenschaftliche Arbeiten zu ermöglichen.