Gemeindereferentin Antonia Hugenschmidt und Musiker Michael Sauter bewiesen in Ringsheim, dass Kirche auch modern sein kann.
In Gospelliedern steckt eine energetische Spiritualität, die Fröhlichkeit und Hoffnung mit sich bringt, die Menschen in ihrem Herzen berührt. Dass Sauters Idol Elvis Presley als „King of Rock ’n’ Roll“ verehrt wird, ist bekannt. Weniger bekannt hingegen ist dessen Verbundenheit mit der Gospelmusik. Elvis besuchte in seiner Kindheit afroamerikanische Gottesdienste und begeisterte sich sich für die dort gesungenen Gospels. Er veröffentlichte 1966 sein erstes Gospel-Album und erhielt für seine Gospelaufnahmen dreimal den amerikanischen Grammy Award. Als Hommage an Elvis Presley, der am 8. Januar 90 Jahre alt geworden wäre, stellte Sauter die Gospels für die musikalische Umrahmung des samstäglichen Gottesdienstes in der Katholischen St. Johann-Baptist-Kirche in Ringsheim zusammen. Gemeindereferentin Antonia Hugenschmidt verband die Gospel mit Worten und Gedanken und verwob so Gottesdienst und Musik, Spirituelles und Liturgie zu einem stimmigen Ganzen.
Lieder mit persönlichen Erfahrungen verbunden
Zum Gospel „In my Father’s House“ lieferte Hugenschmidt die entsprechende Passage aus dem Johannes-Evangelium, wonach Jesus seinen Jüngern dort einen Platz bereiten wird, an dem sie ohne Sorgen leben können. „Auch wenn die Stürme des Lebens toben – halte du, der nie eine Schlacht verloren hat, zu mir“ fasste die Gemeindereferentin den Gospelsong „Stand by me Lord“ für die Gottesdienstbesucher zusammen. Mit „Crying in the Chapel“ verband sie die friedlich-tröstliche Atmosphäre einer kleinen Wallfahrtskirche, in die sie nach einem erschütternden Besuch in einer KZ-Gedenkstätte spontan eingekehrt war. „Take your troubles in the chapel ... than your burdens will be lighter“ („Trag deine Sorgen in die Kapelle ... dann wird deine Last leichter werden“) sang Michael Sauter. Hugenschmidt erklärte, dass ihr damals die erdrückende Last des Gesehenen in der Kapelle tatsächlich zumindest teilweise von ihren Schultern genommen wurde.
Mit einem Gleichnis verdeutlichte die Gemeindereferentin, dass es immer im Leben, auch beim christlichen Ehrenamt, auf die Motivation ankomme. Es sei nicht ein einzelner zu bearbeitender Stein oder ein zu errichtender Fensterbogen, sondern, wie ein Steinmetz mit Stolz antwortete, eine ganze Kathedrale, die er bauen dürfe. Elvis hat dieses Leitmotiv mit dem Gospel „I am working on a building“ zum Ausdruck gebracht, wonach alle Mühen im Himmel belohnt werden.
Dynamik, Spiritualität und eine emotionsgeladene Stimme begeistern die Gäste
Die mit Spiritualität und Dynamik gefüllten Lieder seines Idols Elvis Presley hat Michael Sauter mit emotionsgeladener Stimme intoniert und damit die Gottesdienstbesucher zu langanhaltendem Applaus von den Sitzen gerissen. So musste er – obwohl kein Konzert, sondern ein Gottesdienst gefeiert wurde – mit „So high“ eine Zugabe anstimmen. Sicher summten die Besucher auch nach dem Gottesdienst noch den einen oder anderen Gospelvor sich hin. Dass solche Ohrwürmer über den Kirchgang hinauswirken – genau das ist der Zweck eines Gospels.
Juls Kalt und Tobias Rein, die für die Ton- und Lichttechnik verantwortlich zeichneten, hatten die Playbacks zu den einzelnen Liedvorträgen mit Lichteffekten gekoppelt und so für ein stimmiges Ambiente im sehr gut besetzten Gotteshaus gesorgt. Antonia Hugenschmidt bedankte sich bei Sauter, Kalt und Rein mit einem Schal der Seelsorgeeinheit Rust, der die Kirchengemeinde Ringsheim zugeordnet ist.