Anwohner Uwe Kess (von links), der an der Steige aufgewachsen ist, berichtete von den Vorgängen an der Steige den Vertretern von Stadt und Polizei: Dorothee Eisenlohr, Cornelia Penning und Gisela Wegner (Ordnungsamt) - nicht auf dem Bild: Patrick Fricke (Polizei) sowie Matthias Rehfuß (Fachbereichsleiter Recht und Sicherheit). Foto: Fritsche

Der Runde Tisch zur aktuellen Situation "Steige/Innenstadt" am Dienstagabend in der Mensa des Gymnasiums wurde zum lebhaften bis hitzigen, aber konstruktivem Austausch genutzt.

Schramberg - Zunächst war die Veranstaltung für die Steige-Anwohner nicht öffentlich angesetzt worden. Wegen vieler Anfragen hatte die Stadt sie dann doch öffentlich abgehalten. So füllten zusammen mit den Mitarbeitern der Stadtverwaltung, den anwesenden Stadträten und den Beamten der Polizei rund 60 Teilnehmer die Mensa. Die Mehrheit Anwohner oder Eigentümer sowie Ladenbesitzer und Wirte von der Steige und auch von der Markstraße. "Ein gutes Miteinander ist das Ziel", eröffnete Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr und fügte mit Blick auf die äußere Ecke des Raums zufrieden hinzu: "Gut, dass auch die Wirte da sind".

Lagebericht

Den Anfang machte Anwohner Uwe Kess. Ausführlich und in eindringlichen Worten schilderte er die stadtbekannten Verhältnisse an der Steige und am Anfang der Markstraße: "Nächtlicher Lärm, Verunreinigungen und Vandalismus, auch rohe Gewalt". Zu jedem Punkt brachte er viele, teils krasse Beispiele, zum Hauptproblem Lärm spielte er eine Tonaufnahme ab, nach der jeder gedacht haben dürfte: Das kann so nicht weiter gehen.

Kess ist an der Steige aufgewachsen. Der im Lauf der Jahre entstandene Charakter der Steige aus Läden, Kneipen, Restaurant und Wohnraum, auch für junge Familien, gefällt ihm: "Wir lassen nicht zu, dass das schöne Ambiente zerstört wird". Er und die Nachbarn wüssten, dass sie bei Bierlokalen wohnten und kämen auch mit den vorübergehenden Schwierigkeiten an der Fasnet zurecht. Aber was nicht gehe, seien die heutigen Auswüchse. "Wir lassen uns nicht vertreiben", bekräftige Kess. Oberbürgermeisterin Eisenlohr dankte er für den Abend und die Möglichkeit zum Austausch.

Stimmen der Wirte

"Am Wochenende kommen die Leute von überall her und bringen Flaschen mit, die dann herumliegen. Die Kneipen verkaufen keine Flaschen", rechtfertigte sich Vincenzo Petrolo, Eigentümer der "Steige 9".

"Wir müssen zusammen finden, miteinander reden, nicht gegeneinander. Wir machen die Gläser vor der Kneipe weg, uns regt das auch auf", sagte Domenico Schuler vom "Palm Beach".

Diskussion

Damit strukturiert diskutiert und die Ergebnisse festgehalten wurden, hatte die Stadtverwaltung drei Stellwände zu drei Themenbereichen vorbereiten lassen: "Dort kann man auch mit den Wirten ins Gespräch kommen". Stellwand "Lärm" wurde von Simone Hangst vom Juks3 moderiert, Stellwand "Vandalismus/Gewalt/Verunreinigungen" von Abteilungsleiter Marcel Dreyer, Stellwand "Steige stärken" von Sabine Felker-Henn, Referentin für Bürgerkommunikation. An jeder Stellwand stand auch ein Polizeibeamter zur Diskussion bereit. Der stellvertretende Revierleiter Patrick Fricke hatte seine Kollegen Stefan Eckl und Bernd Rehfuß mitgebracht.

Im Nu bildeten sich große Trauben an den Stellwänden. Die Teilnehmer ließen dort regelrecht Dampf ab, die Moderatoren schafften es aber, die teils emotional und heftig vorgetragenen Äußerungen in konstruktive Bahnen zu lenken. Stadträte hatten sich unter die Diskutierenden gemischt, hörten aufmerksam zu und beteiligten sich. Gekommen waren Thomas Brantner und Dominik Dieterle (beide CDU), Udo Neudeck (Freie Wähler), Lara Kiolbassa und Bärbel Pröbstle (SPD/Buntspecht) und Johannes Grimm (Aktive Bürger).

Ergebnisse

Im "Plenum" wurden dann die umfangreichen Ergebnisse vorgestellt, von denen hier aus Platzgründen nur einige präsentiert werden können: – Überwachungskameras sind aus rechtlichen Gründen keine Option, wurden auch von den Teilnehmern nicht befürwortet. – Eine Ausweitung der Sperrstunde wurde vorgeschlagen, könnte aber die Wirte in ihrer Existenz treffen. Allerdings: "Das Rechtsgut Gesundheit der Anwohner rangiert höher als das Rechtsgut, Geld zu verdienen", stellte Fachbereichsleiter Matthias Rehfuß fest. – Die Wirte sind gefordert, auch vor der Kneipe für Ruhe und Ordnung zu Sorgen. – "Hotspots" sollen durch mehr Licht unattraktiv werden. – Taxi-Lärm mindern durch Taxistand. – Security wird gewünscht, kostet aber Geld: Da ist der Gemeinderat gefragt. – Generell muss auch die Marktstraße in die Maßnahmen einbezogen werden. – Mehr Polizeipräsenz wird gefordert. Dazu teilte der stellvertretende Revierleiter Fricke mit, dass zwei Fußstreifen zwischen zwei und sechs Uhr eingesetzt werden ("Das läuft bereits") und vermehrt die Streifenwagen vorbeischauen würden.

Straßenfest

Was von den Vorschlägen alle gut fanden und was auch von Eisenlohr gerne aufgenommen wurde: Ein Straßenfest aller Anwohner, Läden und Kneipen, um in Dialog zu kommen und die Entwicklung umzukehren.

"Danke für Ihr Engagement heute, mit der neu gemachten Straße und den neuen Läden gibt es jetzt die Chance, dass wir das in den Griff kriegen", schloss Eisenlohr unter großem Beifall. Zum konstruktiven Verlauf haben sicher auch die gute Vorbereitung der Veranstaltung durch die Stadtverwaltung und die flexible, aber dennoch straffe Diskussionsleitung durch die Oberbürgermeisterin und die Moderatoren beigetragen.